leichtathletik.de-Check - Stabhochsprung Frauen
Die Saison 2010 mit einer erfolgreichen EM ist Geschichte. Den guten Leistungen in Barcelona (Spanien), bei der Team-EM in Bergen (Norwegen) und der Hallen-WM in Doha (Katar) sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.
2010 IM RÜCKBLICK |
Silke Spiegelburg überzeugte mit Platz zwei bei EM und Team-EM (Foto: Kiefner)
Am Ende einer starken Saison fehlte im Stabhochsprung der Frauen eigentlich nur das i-Tüpfelchen: Der deutsche Rekord von 4,77 Metern wollte nicht fallen, und bei der EM in Barcelona (Spanien) stand die Russin Svetlana Feofanova ganz oben auf dem Treppchen.Nach EM-Silber und -Bronze sowie reihenweise Bestleistungen seiner Athletinnen bilanziert DLV-Disziplintrainer Andrei Tivontchik dennoch: „Ich bin sehr zufrieden und glücklich. Wir haben, was die Leistungsdichte betrifft, das stärkste Team der Welt.“
Ihre Klasse und Geschlossenheit demonstrierten die deutschen Springerinnen bereits in der Halle. Für Begeisterung sorgten vor allem die jugendlichen Athletinnen, die den deutschen Jugend-Hallenrekord gleich mehrfach verbesserten: Erst stellte Joana Kraft (TuS Metzingen) mit 4,30 Metern die alte Bestmarke von Floe Kühnert aus dem Jahr 2003 ein. Dann verbesserte Caroline Hasse (SC Potsdam) sich auf 4,35 und 4,40 Meter, bevor Joana Kraft mit 4,45 Metern noch einmal konterte.
Die deutschen Farben bei der Hallen-WM in Doha (Katar) vertraten die Deutsche Hallenmeisterin Carolin Hingst (USC Mainz) und Kristina Gadschiew (LAZ Zweibrücken). Die Zweibrückerin sprang mit 4,40 Metern auf Rang sieben. Carolin Hingst schied in der Qualifikation aus.
Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen), in der Halle durch einen grippalen Infekt geschwächt, gelang ein eindrucksvoller Einstieg in die Freiluft-Saison: Mit einem Sprung über 4,70 Meter gewann sie das Diamond League Meeting in Doha und sammelte mit 4,65 Metern und Rang zwei bei der Team-EM in Bergen (Norwegen) wertvolle Punkte. Im weiteren Saisonverlauf steigerte sie sich auf die neue Bestleistung von 4,71 Metern. Noch höher hinaus ging es für Carolin Hingst, die ihre Bestmarke Anfang Juli in Biberach auf 4,72 Meter verbesserte.
Die beiden 4,70-Meter-Springerinnen machten als Erste und Dritte der Deutschen Meisterschaften in Braunschweig die EM-Qualifikation perfekt. In ihrer Mitte sicherte sich die 22-jährige Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) mit neuer Bestleistung von 4,60 Metern das Ticket nach Barcelona. Kristina Gadschiew und Anna Battke (USC Mainz) sowie Julia Hütter (LAZ Bruchköbel), die alle im Vorfeld die EM-Norm von 4,50 Meter gemeistert hatten, ließ sie hinter sich.
Das deutsche Trio reiste mit Goldhoffnungen in die katalanische Hauptstadt. Doch die Russin Svetlana Feofanova machte den DLV-Athletinnen mit einem Sprung über 4,75 Meter einen Strich durch die Rechnung. Silber und Bronze ging an Silke Spiegelburg und Lisa Ryzih (beide 4,65 m). „Silke Spiegelburg hätte bei einem besseren Verlauf Gold gewinnen können“, sagt der Disziplintrainer. Mit der Leistungssteigerung von Lisa Ryzih habe er gerechnet: „Sie ist eine Wettkampfspringerin, wird von Jahr zu Jahr besser und ist mental immer auf der Höhe.“
Anders Carolin Hingst: Als jahresbeste Europäerin angetreten, war für sie im EM-Finale bereits bei 4,35 Metern Endstation. „Carolin Hingst hatte kein Fitnessproblem, sondern ein mentales Problem. Sie ist in der vergangenen Saison sehr gut und stabil gesprungen, aber die Favoritenrolle in Barcelona war für sie nicht einfach“, sagt Andrei Tivontchik, der ihr von der Trainerbank nicht weiterhelfen konnte. „Sie will selbst Verantwortung übernehmen“, erklärt er. Aus diesem Grund trainiert die Sportsoldatin schon seit 2009 nach ihren eigenen Trainingsplänen.
Die jugendlichen Springerinnen machten im Freien dort weiter, wo sie in der Halle aufgehört hatten. Die 19-jährige Joana Kraft steigerte sich trotz Anlaufproblemen um 15 Zentimeter auf 4,35 Meter. Zuletzt war in diesem Alter Lisa Ryzih so hoch gesprungen. Caroline Hasse verbesserte sich von 4,25 auf 4,30 Meter. Die Krönung gelang aber Victoria von Eynatten (LG Leinfelden/Echterdingen): Sie war zum Saisonhöhepunkt topfit und gewann bei der U20-WM mit 4,20 Metern Silber.
UNSERE TOP DREI |
| Silke Spiegelburg TSV Bayer 04 Leverkusen 24 Jahre SB: 4,71 m PB: 4,71 m (2010) DM: 1. Platz | EM: 2. Platz DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Bestenliste: 4. Platz Welt-Jahresbestenliste: 6. Platz |
| Lisa Ryzih ABC Ludwigshafen 22 Jahre SB: 4,65 m PB: 4,65 m (2010) DM: 2. Platz | EM: 3. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Bestenliste: 7. Platz Welt-Jahresbestenliste: 9. Platz |
| Carolin Hingst USC Mainz 30 Jahre SB: 4,72 m PB: 4,72 m (2010) DM: 3. Platz | EM: 11. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Bestenliste: 2. Platz Welt-Jahresbestenliste: 4. Platz |
DIE HOFFNUNGSTRÄGERIN |
| Victoria von Eynatten LG Leinfelden/Echterdingen 19 Jahre SB: 4,25 m PB: 4,25 m (2010) Victoria von Eynatten war topfit, als es darauf ankam: Bei der Juniorengala in Mannheim sicherte sie sich mit Bestleistung von 4,25 Metern das Ticket für die U20-WM in Moncton (Kanada). Dort gewann sie mit 4,20 Metern Silber. |
DER PECHVOGEL |
| Anna Battke USC Mainz 25 Jahre SB: 4,60 m PB: 4,68 m (2010) Mit einem Saisoneinstieg von 4,60 Metern meldete Anna Battke früh Ansprüche auf einen EM-Startplatz an. Aber bei den Deutschen Meisterschaften absolvierte sie keinen einzigen Sprung: dreimal durchgelaufen bei der Einstiegshöhe von 4,40 Metern. Enttäuscht brach die WM-Siebte die Saison ab. |
2011 IM AUSBLICK |
Alle deutschen Topathletinnen planen mit der Hallensaison 2010/2011, und so hofft DLV-Disziplintrainer Andrei Tivontchik, dass er für die Hallen-EM Anfang März in Paris (Frankreich) aus dem Vollen schöpfen kann. Das Ziel lautet ganz klar: drei Springerinnen im Finale. Denn für die Hallen-EM werden im Gegensatz zur Hallen-WM drei Tickets vergeben. Mindestens eine Starterin soll eine Medaille mit nach Hause bringen. Ähnliche Vorgaben gelten auch für die Weltmeisterschaften in Daegu (Südkorea).
Mit Silke Spiegelburg, Carolin Hingst, Lisa Ryzih, Anna Battke und Kristina Gadschiew kämpfen gleich fünf 4,60-Meter-Springerinnen um die EM- und WM-Startplätze. Und ein weiteres Ziel ist ihnen gemein: Der Angriff auf den deutschen Rekord von 4,77 Metern. „2011 muss es einfach klappen“, sagt Andrei Tivontchik. „Es war zuletzt immer so knapp! Ich traue diese Höhe einigen Athletinnen zu, wenn sie gesund bleiben. Im Stabhochsprung ist alles möglich.“ Auf der Lauer liegt Julia Hütter, die sich nach schwerer Verletzung wieder nach vorne gekämpft hat.
Beste Chancen auf einen Startplatz bei der U23-EM in Ostrava (Tschechische Republik) hat Martina Schultze (LG Filstal). Die U20-Europameisterin schaffte 2010 den Anschluss an die Erwachsenenklasse. „Dieser Übergang ist schwierig, aber Martina Schultze hat ihn gut gemeistert und sich auf 4,40 Meter verbessert“, lobt Andrei Tivontchik. Auch die gleichaltrigen Natasha Benner (LAZ Zweibrücken) und Katharina Bauer (USC Mainz) hat er auf der Liste. Victoria von Eynatten, Caroline Hasse und Joana Kraft müssen sich in ihrem ersten Jahr bei den „Großen“ beweisen.
Für die Jugendlichen steht neben der U18-WM in Lille (Frankreich) auch die U20-EM in Tallinn (Estland) auf dem Programm. „In diesem Alter sind Prognosen schwierig, denn es gibt immer wieder Überraschungen“, sagt Andrei Tivontchik. Auf sich aufmerksam gemacht haben 2010 vier Vier-Meter-Springerinnen der Jahrgänge 1992 und jünger, allen voran die erst 16-Jährige Desiree Singh (LG Lippe-Süd), die 4,20 Meter überquerte. Aber der Disziplintrainer ist zurückhaltend: „Nach dem Winter wissen wir mehr.“
ZAHLEN UND FAKTEN |
4,72 m - Carolin Hingst (USC Mainz)
4,71 m - Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen)
4,65 m - Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen)
4,60 m - Anna Battke (USC Mainz)
4,60 m - Kristina Gadschiew (LAZ Zweibrücken)
4,50 m - Julia Hütter (LAZ Bruchköbel)
4,40 m - Martina Schultze (LG Filstal)
4,35 m - Joana Kraft (TuS Metzingen)
4,30 m - Martina Strutz (SG Dynamo Schwerin)
4,30 m - Caroline Hasse (SC Potsdam)
Internationale Endkampf-Platzierungen (Top 8)
EM: 2. Platz (Silke Spiegelburg, 4,65 m), 3. Platz (Lisa Ryzih, 4,65 m)
U20-WM: 2. Platz (Victoria von Eynatten; 4,20 m), 6. Platz (Caroline Hasse; 3,95 m)
Olympische Jugendspiele: -
Hallen-WM: 7. Platz (Kristina Gadschiew; 4,40 m)
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten > 4,55 m | Schnitt Top 10 | |
2005 | keine | 4,33 |
2006 | Anastasija Ryzih (4,63 m), Yvonne Buschbaum (4,62 m), Silke Spiegelburg (4,56 m) | 4,48 |
2007 | Carolin Hingst (4,65 m), Silke Spiegelburg (4,60 m), Julia Hütter (4,57 m), Anna Battke (4,56 m) | 4,49 |
2008 | Silke Spiegelburg (4,70 m), Carolin Hingst (4,65 m) | 4,48 |
2009 | Silke Spiegelburg (4,70 m), Anna Battke (4,68 m), Kristina Gadschiew (4,58 m) | 4,46 |
2010 | Carolin Hingst (4,72 m), Silke Spiegelburg (4,71 m), Lisa Ryzih (4,65 m), Anna Battke (4,60 m), Kristina Gadschiew (4,60 m) | 4,51 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 4,50 (C. Hingst) | 5,01 (Isinbayeva/RUS) | 0,51 | 5,01 (Isinbayeva/RUS) | 0,51 |
2006 | 4,63 (A. Ryzih) | 4,91 (Isinbayeva/RUS) | 0,28 | 4,91 (Isinbayeva/RUS) | 0,28 |
2007 | 4,65 (C. Hingst) | 4,91 (Isinbayeva/RUS) | 0,26 | 4,91 (Isinbayeva/RUS) | 0,26 |
2008 | 4,70 (S. Spiegelburg) | 5,05 (Isinbayeva/RUS) | 0,35 | 5,05 (Isinbayeva/RUS) | 0,35 |
2009 | 4,70 (S. Spiegelburg) | 5,06 (Isinbayeva/RUS) | 0,36 | 5,06 (Isinbayeva/RUS) | 0,36 |
2010 | 4,72 (C. Hingst) | 4,75 (Feofanova/RUS) | 0,05 | 4,89 (Suhr/USA) | 0,17 |
WAS AUFFÄLLT |
- Die Leistungsdichte der deutschen Springerinnen ist so hoch wie nie: Der Zehner-Schnitt liegt erstmals über 4,50 Meter.
- Auch der Abstand zur internationalen Konkurrenz, besonders zur europäischen, ist deutlich geschrumpft - was nicht nur an der Abwesenheit von Weltrekordhalterin Yelena Isinbayeva liegt, die sich im Sommer eine Auszeit genommen hat.
- Der deutsche Nachwuchs rückt den Top-Athletinnen auf die Pelle: Drei der Top 10 sind 20 Jahre und jünger.
- Der deutsche Rekord von Annika Becker hält sich seit 2002 hartnäckig bei 4,77 Meter. Silke Spiegelburg und Co. kamen Annika Becker im vergangenen Jahr näher, aber noch immer nicht an ihr vorbei.
leichtathletik.de-Check - Langhürden Männer
leichtathletik.de-Check - Langhürden Frauen
leichtathletik.de-Check - Hindernis Männer
leichtathletik.de-Check - Hindernis Frauen
leichtathletik.de-Check - Gehen Männer
leichtathletik.de-Check - Gehen Frauen
leichtathletik.de-Check - Weitsprung Männer
leichtathletik.de-Check - Weitsprung Frauen
leichtathletik.de-Check - Dreisprung Männer
leichtathletik.de-Check - Dreisprung Frauen
leichtathletik.de-Check - Hochsprung Männer
leichtathletik.de-Check - Hochsprung Frauen
leichtathletik.de-Check - Stabhochsprung Männer