leichtathletik.de-Check - Stabhochsprung Männer
Die WM in Moskau (Russland) ist der Höhepunkt des Jahres 2013 gewesen. Aber auch der Nachwuchs war bei U20- und U23-EM sowie der U18-WM international unterwegs. Dazu kamen Team- und Hallen-EM. leichtathletik.de blickt in den verschiedenen Diziplinbereichen auf das ereignisreiche Jahr zurück.
2013 IM RÜCKBLICK |
Schon 2012 war der Bann endlich gebrochen. Vorher waren die deutschen Stabhochspringer oft als Mitfavoriten zu großen Freiluft-Meisterschaften gefahren, aber mit leeren Händen zurückgekehrt. Im vergangenen Jahr brachten sie von Olympia und EM vier Medaillen mit. Alles, was zur vollendeten Glückseligkeit noch addierbar blieb, war ein Titel. Den hat Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) bei der WM in Moskau (Russland) dieses Jahr oben drauf gesetzt.
Er war zum richtigen Zeitpunkt topfit und sprang die entscheidende Höhe im ersten Versuch. Schon bei Olympia hatten Björn Otto (ASV Köln) und der 24-jährige Zweibrücker Seriensieger Renaud Lavillenie (Frankreich) an den Rande einer Niederlage gebracht und ihm im letzten Versuch einen Sprung über 5,97 Meter abverlangt. Diesmal war der französische Olympiasieger zu so einem Konter nicht mehr in der Lage und bleibt bei Freiluft-Weltmeisterschaften weiterhin ohne Gold. Deutschland hat dagegen seinen ersten Stabhochsprung-Weltmeister. Ein Titel, den Raphael Holzdeppe für immer behalten wird.
Björn Otto empfand die WM im ersten Moment trotz seiner Bronzemedaille als verpasste Chance. Das ist verständlich, denn auch er bringt das Potential für einen großen Titel mit. Seine fünfte Medaille bei einer großen Meisterschaft infolge und die überwundenen Höhen der vergangenen beiden Jahre inklusive deutschem Rekord (6,01 m) sprechen allerdings für den Grenzbereich, in dem der 36-Jährige herumfliegt. Darauf kann er stolz sein.
Ein wenig zerknirscht, obwohl auch er zur absoluten Weltspitze gehört, ist Malte Mohr. Der Wattenscheider weiß schon länger: Da geht mehr, wären da nicht immer wieder lästige Verletzungen. Obwohl die auch im Winter nicht ausblieben, reichte es zu Bronze bei der Hallen-EM. Die erste Freiluft-Medaille blieb aber einmal mehr verwehrt.
Um den Anschluss an die drei stärksten DLV-Stabhochspringer und damit auch an die absolute Weltspitze kämpfen die Leverkusener Karsten Dilla, Tobias Scherbarth und Hendrik Gruber. Noch konnte keiner von ihnen das Spitzen-Trio ernsthaft gefährden.
Im Nachwuchsbereich lauern gleich mehrere Springer, angeführt 2013 von Daniel Clemens (LAZ Zweibrücken), der sich Bronze bei der U23-EM holte und auf 5,60 Meter steigerte.
UNSERE TOP DREI |
| Raphael Holzdeppe LAZ Zweibrücken 24 Jahre SB: 5,91 m PB: 5,91 m (2012) DM: 2. Platz | WM: 1. Platz | Hallen-EM: 8. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Bestenliste: 2. Platz Welt-Jahresbestenliste: 2. Platz |
| Björn Otto ASV Köln 36 Jahre SB: 5,90 m PB: 6,01 m (2012) DM: 1. Platz | WM: 3. Platz | Hallen-EM: 2. Platz DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Bestenliste: 3. Platz Welt-Jahresbestenliste: 3. Platz |
| Malte Mohr TV Wattenscheid 01 27 Jahre SB: 5,86 m PB: 5,91 m (2012) DM: 8. Platz | WM: 5. Platz | Hallen-EM: 3. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Bestenliste: 4. Platz Welt-Jahresbestenliste: 4. Platz |
DER HOFFNUNGSTRÄGER |
| Daniel Clemens LAZ Zweibrücken 21 Jahre SB: 5,60 m PB: 5,60 m (2013) Von den vielen Nachwuchshoffnungen im Stabhochsprung hat Daniel Clemens 2013 den größten Schritt nach vorne gemacht. Er holte Bronze bei der U23-EM und war auch zum Ende der Saison noch bärenstark. |
DER PECHVOGEL |
| Karsten Dilla TSV Bayer 04 Leverkusen 24 Jahre SB: 5,72 m PB: 5,72 m (2011) Mit 5,72 Metern rangiert er auf Platz 12 in der Welt. Trotzdem durfte Karsten Dilla nicht mit zur WM. Eine Verletzung aus der Halle bremste außerdem die Entwicklung. |
2014 IM AUSBLICK |
Mal wieder ein deutscher Europameister im Stabhochsprung, oder vielleicht ein Hallen-Weltmeister? Das klingt verlockend, und das sind die Ziele, die das Top-Trio Holzdeppe-Otto-Mohr antreiben, genauso wie der Traum, Höhen mit einer sechs vor dem Komma zu überwinden.
EM-Gold ist das Superlativ, auf das der DLV davon am längsten wartet, 1971 hat Wolfgang Nordwig als letzter Deutscher den kontinentalen Titel im Freien geholt, damals übrigens zum dritten Mal infolge. Tim Lobinger im Jahr 2003 war der bisher einzige deutsche Hallen-Weltmeister und mit Björn Otto hat zuletzt 2012 ein Springer der Gegenwart sechs Meter überwunden.
Hier überhaupt anzuführen, welche historischen Leistungen im nächsten Jahr möglich sind, zeigt, welches Niveau die Springer zurzeit haben. Natürlich gilt es erst einmal wieder, die tägliche Arbeit zu verrichten und sich im Winter konzentriert und verletzungsfrei vorzubereiten. Gelingt das, sind die Möglichkeiten groß.
Die Athleten dahinter können sich aussuchen, wie sie sich durch die Situation im DLV-Lager motivieren wollen. Sie können sich "im Schatten" der drei Medaillen-Gewinner der letzten Jahre in Ruhe weiterentwickeln oder Angriffslust tanken und die Einstellung vertreten: "Das kann ich auch und werde es im nächsten Jahr beweisen." Das Potential ist da.
DAS SAGT DER BUNDESTRAINER |
Wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2013 aus?
Jörn Elberding:
Super. Der Weltmeister-Titel ist unglaublich. 2012 war schon gut, ich habe danach versucht, die Erwartungen zu bremsen. Dass es bei WM und Hallen-EM wieder jeweils zwei Medaillen geworden sind, und dann noch der erste Platz in Moskau, ist überwältigend.
Björn Otto ist mit 6,01 Metern schon im vergangenen Jahr an der Grenze des Machbaren angekommen. Die anderen beiden da vorne sind noch nicht ausgereizt. Ich sehe bei Raphael Holzdeppe die Entwicklung Richtung sechs Meter. Malte Mohr war dieses Jahr am Anfang der Saison so stark, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Er ist in den ersten vier Wettkämpfen 5,80 Meter oder höher gesprungen. Dann hat er sich leider leicht verletzt. Wenn er es schafft, gesund zu bleiben, geht da auch noch was.
Dahinter hat Tobias Scherbarth mit Sprüngen in den 5,70er-Bereich ein Comeback hingelegt. Mit der Entwicklung von Karsten Dilla und Hendrik Gruber bin ich nicht ganz zufrieden. Beide sollten sich Richtung 5,80 Meter entwickeln. Bei Karsten Dilla sind von unserer Seite als Duo Trainer/Athlet Fehler passiert, schon in der Halle. Dort ist er leicht angeschlagen in einen Wettkampf gegangen, die Verletzung ist er nicht richtig losgeworden und so sind auch für den Sommer Unsicherheit entstanden. Hendrik Gruber hatte mit 5,75 Metern wieder eine starke Hallensaison, konnte das Niveau aber nicht im Freien zeigen.
Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?
Jörn Elberding:
Das war natürlich Moskau. Ich habe schon Tage vor dem Wettkampf das Gefühl gehabt, dass Raphael unglaublich fokussiert war. Er war überzeugt von sich selbst, dass er Renaud Lavillenie schlagen kann. Das hat man ihm angemerkt. Das Gefühl im Stadion war überwältigend. Wir saßen da und haben es alle genossen. Das Schönste für mich war, dass sich nach dem Wettkampf Chauncey Johnson und Andrei Tivontchik in den Armen lagen und sich gegenseitig Komplimente gemacht haben.
Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?
Jörn Elberding:
Die Favoriten auf die internationalen Startplätze bleiben die großen Drei. Raphael Holzdeppe wird in München bei Chauncey Johnson daran arbeiten, den Körperschwerpunkt bei seiner hohen Anlaufgeschwindigkeit noch ein wenig mehr anzuheben. Bei Björn Otto gibt es nicht viel zu verändern. Er weiß, wie er trainieren muss. Es gilt, das Niveau zur nächsten Saison wieder herzustellen. Auch das ist nach einer Pause wieder eine Aufgabe. Für Malte Mohr kommt es darauf an, seine Gesundheit zu stabilisieren.
Tobias Scherbarth hat noch ein paar Defizite im Fuß, den er in der kommenden Vorbereitung etwas mehr belasten wird. Für ihn gilt es genau wie für Karsten Dilla und Hendrik Gruber, in den Bereich von 5,80 Meter vorzustoßen.
Mit Blick auf die Chancen bei Hallen-WM und EM wird natürlich Renaud Lavillenie versuchen, die Revanche zu starten. Auch die Brasilianer sind stark geworden, der Grieche Konstadínos Filippidis wird zu beachten sein und auch der Japaner Seito Yamamoto hat Potential angedeutet.
ZAHLEN UND FAKTEN |
5,91 - Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken)
5,90 - Björn Otto (ASV Köln)
5,86 - Malte Mohr (TV Wattenscheid)
5,72 - Karsten Dilla (TSV Bayer Leverkusen)
5,70 - Tobias Scherbarth (TSV Bayer Leverkusen)
5,63 - Hendrik Gruber (TSV Bayer Leverkusen)
5,60 - Daniel Clemens (LAZ Zweibrücken)
5,55 - Michel Frauen (TSV Bayer Leverkusen)
5,52 - Carlo Paech (SV electronic Hohen Neuendorf)
5,50 - Florian Gaul (VfL Sindelfingen)
Internationale Endkampf-Platzierungen 2013 WM: 1. Raphael Holzdeppe (5,89 m); 3. Björn Otto (5,82 m); 5. Malte Mohr (5,82 m)
U23-EM: 3. Daniel Clemens (5,50 m)
U20-EM: 6. Oleg Zernikel (5,15 m)
U18-WM: keine
Hallen-EM: 2. Platz Björn Otto (5,75 m); 3. Malte Mohr (5,76 m); 8. Raphael Holzdeppe (5,61 m)
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten > 5,80 m | Schnitt Top 10 | |
2005 | Tim Lobinger (5,93 m), Björn Otto (5,80 m) | 5,66 m |
2006 | Tim Lobinger (5,90 m), Danny Ecker (5,86 m), Björn Otto (5,85 m), Fabian Schulze (5,81 m), Lars Börgeling (5,80 m) | 5,73 m |
2007 | Björn Otto (5,90 m), Danny Ecker (5,87 m), Tim Lobinger (5,83 m) | 5,68 m |
2008 | Alexander Straub (5,81 m), Raphael Holzdeppe (5,80 m) | 5,73 m |
2009 | Alexander Straub (5,81 m), Malte Mohr (5,80 m) | 5,70 m |
2010 | Malte Mohr (5,90 m), Raphael Holzdeppe (5,80 m) | 5,66 m |
2011 | Malte Mohr (5,85 m) | 5,65 m |
2012 | Björn Otto (6,01 m), Malte Mohr (5,91 m), Raphael Holzdeppe (5,91 m) | 5,68 m |
2013 | Raphael Holzdeppe (5,91 m), Björn Otto (5,90 m), Malte Mohr (5,86 m), | 5,69 m |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 5,93 (T. Lobinger) | 5,93 (T. Lobinger) | 0,00 | 6,00 (Burgess/AUS) | 0,07 |
2006 | 5,90 (T. Lobinger) | 5,90 (T. Lobinger) | 0,00 | 6,00 (Walker/USA) | 0,10 |
2007 | 5,90 (B. Otto) | 5,90 (B. Otto) | 0,00 | 5,95 (Walker/USA) | 0,05 |
2008 | 5,81 (A. Straub) | 6,01 (Lukyanenko/RUS) | 0,20 | 6,04 (Hooker/AUS) | 0,23 |
2009 | 5,81 (A. Straub) | 6,01 (Lavillenie/FRA) | 0,20 | 6,01 (Lavillenie/FRA) | 0,20 |
2010 | 5,90 (M. Mohr) | 5,94 (Lavillenie/FRA) | 0,04 | 5,95 (Hooker/AUS) | 0,05 |
2011 | 5,85 (M. Mohr) | 5,90 (Lavillenie/FRA) | 0,05 | 5,90 (Lavillenie/FRA) | 0,05 |
2012 | 6,01 (B. Otto) | 6,01 (B. Otto) | 0,00 | 6,01 (B. Otto) | 0,00 |
2013 | 5,91 (R. Holzdeppe) | 6,02 (Lavillenie/FRA) | 0,11 | 6,02 (Lavillenie/FRA) | 0,11 |
WAS AUFFÄLLT |
- Das überragende Niveau in der Spitze aus dem Vorjahr konnte gehalten und mit WM-Gold durch Raphael Holzdeppe gekrönt werden.
- Björn Otto hat inzwischen bei fünf internationalen Meisterschaften infolge Medaillen gewonnen.
- Der oft bemühte Satz: "Auch Lavillenie ist bei einer großen Meisterschaft schlagbar" ist endlich bewiesen. Freiluft-WM-Gold fehlt dem Franzosen nach wie vor.
- Auch hinter dem DLV-Spitzentrio ist einiges los: Mit Durchhaltevermögen könnten bald einige weitere Springer in den 5,80er-Bereich vordringen.
Björn Otto springt auf Platz drei
Daniel Clemens erfolgreichster Höhenjäger
Oleg Zernikel über 5,25
Tm Jaeger erstmals über füf Meter
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