leichtathletik.de-Check - Weitsprung Frauen
Die von internationalen Höhepunkten gespickte Saison 2012 ist Geschichte. Acht Medaillen bei Olympia in London (Großbritannien), einer erfolgreichen EM in Helsinki (Finnland) und einer Hallen-WM in Istanbul (Türkei) als Durchgangsstation sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.

2012 IM RÜCKBLICK |
Sosthene
Taroum Moguenara erreichte Platz vier bei der EM (Foto: Chai)
Eine Springerin mit großen Möglichkeiten, die sie noch nicht immer ausschöpft. Eine handvoll Athletinnen, die in Europa mithalten können, eine große Nachwuchshoffnung, aber auch eine Menge Verletzungspech. So lässt sich die Weitsprung-Saison der Frauen zusammenfassen.
Sosthene Taroum Moguenara (TV Wattenscheid 01) bewies mit 6,88 Metern, was in ihr steckt. Im Anlauf fehlt aber die Sicherheit, dieses Potential regelmäßig abzurufen. Bei der EM besiegte die 23-Jährige ihre Aufregung und sprang zuerst bei der letzten Chance ins Finale und dort im letzten Versuch auf Rang vier. Bei schwierigen Bedingungen klappte das bei Olympia nicht, in der Qualifikation war Schluss. Auch bei den Deutschen Meisterschaften zu Hause in Wattenscheid konnte die Favoritin nicht das zeigen, was sie kann und verpasste den Endkampf.
Melanie Bauschke (LG Nike Berlin) schaffte es als zweite deutsche Weitspringerin in den Endkampf der EM und landete auf Rang acht. Mit Sinje Florczak (LC Paderborn)
und Bianca Kappler (LC Rehlingen) flogen zwei weitere Athletinnen mindestens auf 6,60 Meter. Bianca Kappler kämpfte allerdings mit Verletzungsproblemen, genauso wie einige andere Leistungsträgerinnen der letzten Jahre wie die Deutsche Hallenmeisterin Ksenia Achkinadse (SC Gelnhausen), Sophie Krauel (LC Jena) oder Michelle Weitzel (LG Telis Finanz Regensburg).
Mit Lena Malkus (LG Ratio Münster) hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) ein Talent in seinen Reihen, wie es lange keines mehr im Weitsprung der Frauen gab. Wieder einmal im letzten Versuch holte sich die 19-Jährige Silber bei der U20-WM und flog windunterstützt auf 6,80 Meter.
UNSERE TOP DREI
Sosthene Taroum Moguenara
TV Wattenscheid 01
23 Jahre
SB: 6,88 m
PB: 6,88 m (2012)
DM: 10. Platz | EM: 4. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 9. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 15. Platz
Lena Malkus
LG Ratio Münster
19 Jahre
SB: 6,72 m
PB: 6,72 m (2012)
DM: - | U20-WM: 2. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 22. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 35. Platz
Melanie Bauschke
LG Nike Berlin
24 Jahre
SB: 6,68 m
PB: 6,83 m (2009)
DM: 2. Platz | EM: 8. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 24. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 40. Platz
UNSER PECHVOGEL
Sophie Krauel
LC Jena
27 Jahre
SB: 6,50 m
PB: 6,70 m (2009)
Die von Verletzungen geplagte Sophie Krauel wurde wieder außer Gefecht gesetzt: Achillessehnenriss.
UNSERE HOFFNUNGSTRÄGERIN
Malaika Mihambo
LG Kurpfalz
18 Jahre
SB: 6,28 m
PB: 6,40 m (2011)
Lena Malkus ist als U20-Athletin mittlerweile schon in die DLV-Spitze der Frauen vorgedrungen, dahinter gibt es einige weitere Talente, die diesen Sprung schaffen können. Neben Malaika Mihambo gehört auch noch Julia Gerter (LAZ Gießen) dazu.
2013 IM AUSBLICK
Die Chance ist da, mit mehreren Athletinnen zur WM nach Moskau (Russland) zu fahren. Mit einer guten Vorbereitung und Nervenstärke könnte es dort auch wieder zu einer Endkampf-Platzierung reichen.
Am ehesten ist das Sosthene Taroum Moguenara zuzutrauen, die in diesem Jahr gezeigt hat, dass sie Spitzenweiten drauf hat. Diese gilt es, weiter zu stabilisieren.
Dahinter ist es die junge Lena Malkus, die den Sprung zu ihrem ersten großen internationalen Einsatz bei den Erwachsenen schaffen könnte. Mit der U23-EM wartet aber auch ein großes Ziel im Nachwuchsbereich, wo die nächste Medaille drin ist.
Läuft es bei ihnen rund, ist für eine Reihe weiterer Athletinnen die WM-Quali möglich. Michelle Weitzel fehlt so ein Start noch, genau wie Ksenia Achkinadse. Erfahrung bei einer WM gesammelt haben schon Melanie Bauschke, Nadja Käther (Hamburger SV) und Beatrice Marscheck (LAZ Gießen). Abzuwarten bleibt, wie sich Sophie Krauel (LC Jena) von ihrem Achillessehnenriss erholt.
DAS SAGT DER BUNDESTRAINER
Wie fällt Ihre Bilanz für das EM- und Olympiajahr 2012 aus?
Uli Knapp:
Mit drei Teilnehmerinnen bei der EM hat es toll angefangen. Mit zwei Springerinnen im Finale ist dort etwas gelungen, was schon lange nicht mehr erreicht wurde. Sosthene Taroum Moguenara ist auch noch nur knapp an einer Medaille vorbeigesprungen.
Ein Wermutstropfen war, dass sie bei Olympia nicht unter die besten Zwölf gekommen ist, trotz sehr guter Form. Die Bedingungen in London mit stark wechselnden Winden waren in der Qualifikation allerdings nicht einfach.
Toll war der Wettkampf von Lena Malkus bei der U20-WM, den sie am Ende mit einer tollen Weite noch in Richtung Medaille umgebogen hat.
Ein Blick auf die Statistik verrät, dass wir im oberen Bereich der letzten 10 bis 15 Jahre liegen. Der Fünferschnitt ist dieses Jahr 6,70 Meter, in den letzten Jahren haben wir uns meistens zwischen 6,64 und 6,68 Metern bewegt.
Es hätte noch besser laufen können, allerdings hatten viele Athletinnen wie Bianca Kappler, Ksenia Achkinadze, Sophie Krauel, Nadja Käther und Michelle Weitzel schon ganz früh in der Saison gesundheitliche Probleme und konnten keine volle Saison absolvieren.
Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?
Uli Knapp:
Das war der Wettkampf bei der EM in Helsinki. Zwei Athletinnen haben die Qualifikation überstanden und lagen sich in den Armen. Sie konnten gemeinsam im Finale an den Start gehen. Dass sie dann auch noch beide unter die besten Acht gekommen sind, war eine schöne Erfahrung.
Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?
Uli Knapp:
Eine ganze wichtige Säule in den nächsten Wochen wird das Gesundheitsmanagement sein. Wir haben viele Athletinnen, die wegen Verletzungssorgen ihr Potential bisher nicht ausschöpfen konnten. Sie werden regelmäßig ihre Problem-Bereiche checken lassen, Termine bei der Physiotherapie haben und im allgemeinen, athletischen Bereich arbeiten, um Verletzungen vorzubeugen. Hier arbeiten wir in unserem Sprung-Kompetenzteam zusammen.
Stimmt die Form, kommt es darauf an, beim internationalen Höhepunkt unter großer nervlicher Anspannung die beste Leistung abzurufen. Auch das hat noch nicht immer zu hundert Prozent geklappt. Deshalb wollen wir auch im Bereich Sportpsychologie gezielt weiterarbeiten.
Außerdem haben wir aus dem Sprintbereich sehr interessante Analysen aus den USA und Jamaika vorgetragen bekommen. Es gibt viele interessante biomechanische Ansätze. Darauf wollen wir in den Lehrgängen zurückgreifen und uns dieser Technik annähern, um eine höhere Anlaufgeschwindigkeit zu erzielen.
ZAHLEN UND FAKTEN
Die Jahresbesten
6,88 - Sosthene Taroum Moguenara (TV Wattenscheid 01)
6,72 - Lena Malkus (LG Ratio Münster)
6,68 - Melanie Bauschke (LG Nike Berlin)
6,64 - Sinje Florczak (LC Paderborn)
6,60 - Bianca Kappler (LC Rehlingen)
6,53 - Anika Leipold (Hamburger SV)
6,52 - Ksenia Achkinadse (SC Gelnhausen)
6,50 - Sophie Krauel (LC Jena)
6,49 - Stephanie Voss (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen)
6,49 - Beatrice Marscheck (LAZ Gießen)
Internationale Endkampf-Platzierungen 2012
Olympia: keine
EM: 4. Sosthene Taroum Moguenara (6,66 m); 8. Melanie Bauschke (6,50 m)
U20-WM: 2. Lena Malkus (6,80 m/Wind)
Hallen-WM: keine
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten >6,70 Meter
Schnitt Top 10
2005
keine
6,47
2006
Claudia Tonn (6,75)
6,40
2007
Bianca Kappler (6,90)
6,45
2008
Bianca Kappler (6,77)
6,51
2009
Melanie Bauschke (6,83), Bianca Kappler (6,81), Beatrice Marscheck (6,73), Claudia Tonn (6,71), Sophie Krauel (6,70)
6,66
2010
Bianca Kappler (6,70)
6,58
2011
Sosthene Taroum Moguenara (6,83), Bianca Kappler (6,81), Lena Malkus (6,70)
6,61
2012
Sosthene Taroum Moguenara (6,88), Lena Malkus (6,72)
6,61
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr
Deutschland
Europa
Diff.
Welt
Diff.
2005
6,66 (B. Kappler)
7,04 (Meleshina/RUS)
0,38
7,04 (Meleshina/RUS)
0,38
2006
6,75 (C. Tonn)
7,12 (Kotova/RUS)
0,37
7,12 (Kotova/RUS)
0,37
2007
6,90 (B. Kappler)
7,21 (Kolchanova/RUS)
0,31
7,21 (Kolchanova/RUS)
0,31
2008
6,77 (B. Kappler)
7,12 (Gomes/POR)
0,35
7,12 (Gomes/POR)
0,35
2009
6,83 (M. Bauschke)
6,99 (Gomes/POR)
0,16
7,10 (Reese/USA)
0,27
2010
6,70 (B. Kappler)
7,13 (Kucherenko/RUS)
0,43
7,13 (Kucherenko/RUS)
0,43
2011
6,83 (S. Moguenara)
7,05 (Klishina/RUS)
0,22
7,19 (Reese/USA)
0,36
2012
6,88 (S. Moguenara)
7,11 (Nazarova/RUS)
0,23
7,15 (Reese/USA)
0,27
WAS AUFFÄLLT
Zum ersten Mal seit 2007 haben wieder deutsche Weitspringerinnen den Endkampf einer großen Meisterschaft bei den Erwachsenen erreicht und zwar gleich zwei bei der EM
Trotz der Verletzungen einiger Leistungsträgerinnen ist der 10er-Schnitt stabil auf hohem Niveau geblieben
Lena Malkus hat im dritten Jahr hintereinander eine Medaille bei Nachwuchsmeisterschaften gewonnen, obwohl sie dabei dieses Jahr deutlich weiter sprang, reichte es diesmal knapp nicht zu Gold
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