leichtathletik.de-Check - Weitsprung Männer
Die WM in Moskau (Russland) ist der Höhepunkt des Jahres 2013 gewesen. Aber auch der Nachwuchs war bei U20- und U23-EM sowie der U18-WM international unterwegs. Dazu kamen Team- und Hallen-EM. leichtathletik.de blickt in den verschiedenen Diziplinbereichen auf das ereignisreiche Jahr zurück.
2013 IM RÜCKBLICK |
Mit DM-Gold gelang Alyn Camara in Ulm der Überraschungscoup (Foto: Kiefner)
Aus dem deutschen Spitzen-Duo der vergangenen Jahre ist
endgültig ein Trio geworden: Alyn Camara (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat
sich bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm überraschend den Titel
gesichert und damit das i-Tüpfelchen auf eine fast perfekte Saison
gesetzt, in der er mit 8,29 Metern auch die deutsche Jahres-Bestleistung
erzielte.Nur bei der WM in Moskau wollte es für den 24-Jährigen nicht klappen: Ein einziger gültiger Versuch auf 7,77 Meter bedeuteten das Aus in der Qualifikation. Hier spielten dafür Deutschlands Erfolgsgaranten Christian Reif (LC Rehlingen) und Sebastian Bayer (Hamburger SV) wieder ihre Stärke und Erfahrung aus.
Christian Reif, der nach Platz drei bei der DM ein wenig mit seinem Schicksal gehadert hatte, mischte in Moskau in einem hochklassigen Wettbewerb munter an der Spitze mit. Lediglich fünf Zentimeter fehlten zu Bronze, 8,22 Meter bedeuteten letztendlich Rang sechs. Seine internationale Medaille hatte er sich aber schon im März in Göteborg (Schweden) abgeholt, wo er mit 8,07 Metern Dritter der Hallen-EM wurde.
Für Sebastian Bayer war es eine schwierige, weil von mehreren Verletzungen geprägte Saison. Mit DM-Silber und einer Weite von 8,04 Metern stellte er in Ulm dennoch erneut seine Meisterschaftsstärke unter Beweis. Bei der WM konnte er diese mit dem Einzug ins Finale und Rang neun noch einmal bestätigen. Nur ärgerlich, dass winzige zwei Zentimeter für den Endkampf und drei weitere Versuche fehlten.
Doch das Spitzen-Trio kann sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen, denn es kommen starke Athleten nach. Mit Julian Howard (LG Region Karlsruhe; 8,07 m) ist im Sommer ein weiterer Springer dem Acht-Meter-Club beigetreten. Er überzeugte außerdem mit Platz fünf bei der Universiade in Kazan (Russland).
Und auch die Jugend ist den Arrivierten auf den Fersen - allen voran Fabian Heinle (LG Leinfelden-Echterdingen). Auch wenn's bei der U20-EM "nur" zu Platz vier reichte, beendete er die Saison mit neuer Bestleistung von 7,91 Metern als Europas bester U20-Weitspringer. Stephan Hartmann (LG Nord Berlin), Fünfter der U20-WM von 2012, schaffte trotz Verletzungsproblemen den Sprung ins Finale der U20-EM und mit 7,72 Metern bei der Jugend-DM in Rostock einen versönlichen Saisonabschluss.
UNSERE TOP DREI
Christian Reif
LC Rehlingen
29 Jahre
SB: 8,27 m
PB: 8,47 m (2010)
DM: 3. Platz | WM: 6. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 5. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 10. Platz
Alyn Camara
TSV Bayer 04 Leverkusen
24 Jahre
SB: 8,29 m
PB: 8,29 m (2013)
DM: 1 Platz | WM: 18. Qualifikation
DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 3. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 8. Platz
Sebastian Bayer
Hamburger SV
27 Jahre
SB: 8,04 m
PB: 8,49 m (2009)
DM: 2. Platz | WM: 9. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 4. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 19. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 42. Platz
UNSER PECHVOGEL
Mario Kral
Hamburger SV
24 Jahre
SB: 7,97 m
PB: 7,99 m (2010)
Nach seinem guten Einstieg in die Saison (7,90 m) verletzte sich
Mario Kral an der Plantarfaszie. Später gelangen ihm dann noch sehr gute
7,97 Meter, aber der Traum vom ersten Acht-Meter-Sprung-Sprung blieb
ihm verwehrt.
UNSER HOFFNUNGSTRÄGER
Fabian Heinle
LG Leinfelden-Echterdingen
19 Jahre
SB: 7,91 m
PB: 7,91 m (2013)
Das nennt man wohl einen kometenhaften Aufstieg: 2012 rangierte
Fabian Heinle noch mit 7,28 Metern auf Rang sieben der deutschen
U20-Bestenliste. Dann holte er sich überraschend Gold bei der
U20-Hallen-DM, schraubte im Freien seine Bestleistung auf starke 7,91
Meter und setzte sich an der europäischen Spitze fest. Wir sind
gespannt, wie das weiter geht!
2014 IM AUSBLICK
Sebastian Bayer hat bei den Europameisterschaften in Zürich einen Titel zu verteidigen (Foto: Chai)
Schaffen die DLV-Weitspringer in Zürich (Schweiz) das
EM-Triple? Diese Frage gilt es im kommenden Jahr zu beantworten. 2010
hatte Christian Reif mit Meisterschaftsrekord von 8,47 Metern EM-Gold
geholt, 2012 setzt sich Sebastian Bayer mit 8,34 Metern Europas Krone
auf.
Nicht ausgeschlossen, dass auch 2014 Europas bester Weitspringer aus
Deutschland kommt, denn die DLV-Athleten zählen seit Jahren zur
europäischen Spitze. Doch die Konkurrenz ist stark wie lange nicht,
besonders Weltmeister Aleksandr Menkov (Russland) hat sich nach einer
überragenden Saison in die Favoritenrolle für Zürich geschoben.
Zunächst gilt es für die deutschen Asse aber ohnehin, einen der
EM-Startplätze zu ergattern. Mit vier Acht-Meter-Springern im Kader
werden die EM-Tickets hart umkämpft sein. Denn auch wenn die Normen noch
nicht verabschiedet wurden ist eins klar: Anders als bei
Weltmeisterschaften ist der amtierende Europameister nicht gesetzt und
es wird somit nur drei deutsche Starter geben. Neben Bayer und Reif
zählen auch Alyn Camara, Julian Howard und der Hamburger Mario Kral zu
den deutschen EM-Kandidaten.
Gespannt darf man auf die Entwicklung von Fabian Heinle sein, für den
die acht Meter trotz seiner erst 19 Jahre nicht außer Reichweite sind.
Für Stephan Hartmann ist diese Marke ein langfristiges Ziel, er will
sich Schritt für Schritt in der deutschen Spitze etablieren.
Wer im Jugendbereich in die Fußstapfen der beiden Talente treten wird,
ist noch nicht abzusehen. Die besten U20-Athleten wechseln allesamt in
die Aktivenklasse. Mit Philipp Menn (LG Kindelsberg-Kreuztal) führt ein
Mehrkämpfer die Riege der Springer an, die 2014 für einen Start bei der
U20-WM in Eugene (USA) in Frage kommen. Ihm auf den Fersen ist Manuel
Eitel (TSV Baltmannsweiler), der aber als Athlet des Jahrgangs 1997 eher
mit den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China) liebäugeln dürfte.
DAS SAGT DER BUNDESTRAINER |
Uwe Florczak hofft auf die Titelverteidigung bei der EM (Foto: Gantenberg)
Wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2013 aus?Uwe Florczak:
Nach dem kräfteraubenden Jahr 2012 können wir mit dem Jahr 2013 zufrieden sein. Sicher haben wir uns eine WM-Medaille gewünscht. Es war knapp, mit etwas Glück wäre ein historischer Erfolg möglich gewesen.
Alyn Camara hat sich stark verbessert: Deutsche Jahres-Bestleistung, Deutscher Meister und viele Sprünge über acht Meter zeigen eine sehr gute Entwicklung. Leider konnte er diese Entwicklung beim Jahreshöhepunk noch nicht bestätigen, unter anderem aufgrund von alten Fehlern im Anlauf und einer abklingenden Infektion.
Sebastian Bayer hatte 2013 mit vielen kleinen Verletzungen zu kämpfen. Dennoch hat er sich besonders im Sprintbereich sehr gut entwickelt. DM-Silber mit 8,04 Metern zeigt einen klaren Aufwärtstrend. Bei der WM fehlten leider zwei Zentimeter für den Endkampf der besten Acht. Dennoch hat er in Moskau einen guten Wettkampf absolviert. Schließlich ist er auf Platz 41 der Welt-Bestenliste nach Moskau gereist und Neunter geworden. Mit ihm ist beim internationalen Höhepunkt immer zu rechnen!
Christian Reif war im Vorfeld der WM in konstant guter Form. Insgesamt drei Wettkämpfe über 8,20 Meter und acht Acht-Meter-Sprünge waren ein gutes Vorzeichen. In Moskau begann nach einer souveränen Qualifikation auch das Finale sehr verheißungsvoll. Im dritten Versuch konnte Christian mit 8,22 Metern seine beste Weite erzielen. Insgesamt fehlten gerade fünf Zentimeter zum dritten Platz und zur ersten deutschen WM-Medaille im Weitsprung. Christian hat einen sehr guten Wettkampf gezeigt und einen tollen sechsten Platz erreicht. Einziger Wermutstropfen ist, dass er ausgerechnet bei seinem weitesten Sprung noch 17 Zentimeter auf dem Brett hat liegen lassen.
Erwähnt werden sollte noch, dass wir unsere jährliche Medaille dennoch erzielen konnten. Christian Reif hat bei der Hallen-EM in Göteborg mit 8,07 Metern Bronze gewonnen und im Vorkampf mit 8,15 Metern eine neue Bestleistung aufgestellt. Somit haben die deutschen Weitspringer seit 2008 insgesamt sechs Medaillen bei internationalen Wettkämpfen geholt – im Schnitt jedes Jahr eine.
Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?
Uwe Florczak:
Besonders war es natürlich der Auftritt von Christian Reif bei den Weltmeisterschaften. Mit ein bisschen Glück hätte er Weitsprunggeschichte schreiben können. Dann waren es einige Sprünge von Fabian Heinle, der ein bisschen wie Phönix aus der Asche emporstieg. 7,91 Meter sind für einen 19-Jährigen schon ein Highlight. Außerdem möchte ich noch den Konter von Alyn Camara bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm erwähnen: Sebastian hat im letzten Versuch 8,04 Meter vorgelegt, Alyn konnte sich direkt danach mit 8,15 Meter den deutschen Meistertitel erkämpfen.
Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?
Uwe Florczak:
Die Europameisterschaften in Zürich sind natürlich das große Ziel. Die letzten beiden Europameisterschaften konnten wir souverän gewinnen. Allerdings ist die Konkurrenz in Europa stärker geworden. Der amtierende Olympiasieger heißt Greg Rutherford (Weltranglistenerster 2012) und kommt aus England und der Weltmeister heißt Aleksandr Menkov (Weltranglistenerster 2013) und kommt aus Russland. Dennoch heißt das Ziel: Titelverteidigung!
ZAHLEN UND FAKTEN |
Die Jahresbesten
8,29 - Alyn Camara (TSV Bayer 04 Leverkusen)
8,27 - Christian Reif (LC Rehlingen)
8,07 - Julian Howard (LG Region Karlsruhe)
8,04 - Sebastian Bayer (Hamburger SV)
7,97 - Mario Kral (Hamburger SV)
7,91 - Fabian Heinle (LG Leinfelden-Echterdingen)
7,88 - Matthias Prey (SC Rönnau 74)
7,85 - Michael Schrader (TSV Bayer Leverkusen)
7,74 - Jan Uder (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken)
7,72 - Stephan Hartmann (LG Nord Berlin)
Internationale Endkampf-Plazierungen 2013
WM: 6. Christian Reif (8,22 m)
Hallen-EM: 3. Christian Reif (8,07 m)
U23-EM: keiner
U20-EM: 4. Fabian Heinle (7,56 m), 8. Stephan Hartmann (7,26 m)
U18-WM: keiner
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten >8,00 Meter | Schnitt Top 10 | |
2005 | Nils Winter (8,21), Peter Rapp (8,00), Oliver König (8,00) | 7,83 |
2006 | Oliver König (8,01) | 7,83 |
2007 | Christian Reif (8,19), Nils Winter (8,12), Peter Rapp (8,10), Christoph Stolz (8,04) | 7,92 |
2008 | Sebastian Bayer (8,15), Nils Winter (8,14), Christoph Stolz (8,09), Peter Rapp (8,00) | 7,92 |
2009 | Sebastian Bayer (8,49), Christian Reif (8,18), Michael Schrader (8,05), Nils Winter (8,04), Peter Rapp (8,04), Christoph Stolz (8,03) | 8,04 |
2010 | Christian Reif (8,47), Sebastian Bayer (8,06) | 7,90 |
2011 | Christian Reif (8,26), Sebastian Bayer (8,17), Alyn Camara (8,08), Oliver Koenig (8,07) | 7,94 |
2012 | Sebastian Bayer (8,34), Christian Reif (8,26), Alyn Camara (8,20), Nils Winter (8,03) | 7,93 |
2013 | Alyn Camara (8,29), Christian Reif (8,27), Julian Howard (8,07), Sebastian Bayer (8,04) | 7,97 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 8,21 (N. Winter) | 8,31 (Zyuskov/UKR) | 0,10 | 8,60 (Phillips/USA) | 0,39 |
2006 | 8,01 (O. König) | 8,41 (Howe/ITA) | 0,40 | 8,56 (Saladino/PAN) | 0,55 |
2007 | 8,19 (C. Reif) | 8,66 (Tsatoumas/GRE) | 0,47 | 8,66 (Tsatoumas/GRE) | 0,47 |
2008 | 8,15 (S. Bayer) | 8,44 (Tsatoumas/GRE) | 0,29 | 8,73 (Saladino/PAN) | 0,58 |
2009 | 8,49 (S. Bayer) | 8,49 (Bayer/GER) | 0,00 | 8,74 (Phillips/USA) | 0,25 |
2010 | 8,47 (C. Reif) | 8,47 (Reif/GER) | 0,00 | 8,47 (Reif/GER) | 0,00 |
2011 | 8,26 (C. Reif) | 8,35 (Tomlinson/GBR) | 0,09 | 8,54 (Watt/AUS) | 0,28 |
2012 | 8,34 (S. Bayer | 8,35 (Rutherford/GBR) | 0,01 | 8,35 (Rutherford/GBR) | 0,01 |
2013 | 8,29 (A. Camara) | 8,56 (Menkov/RUS) | 0,27 | 8,56 (Menkov/RUS) | 0,27 |
WAS AUFFÄLLT |
- Mit einem 6er-Schnitt von 8,09 Metern schafften die deutschen Weitspringer 2013 den zweitbesten Wert der Geschichte.
- Zum ersten Mal seit 2007 heißt der beste deutsche Weitspringer des Jahres nicht Christian Reif oder Sebastian Bayer: Alyn Camara hat aus dem Spitzen-Duo ein Trio gemacht.
- Aufgrund der starken Leistung von Aleksandr Menkov ist der Abstand zur europäischen Spitze erstmals seit 2008 wieder auf mehr als zehn Zentimeter angewachsen.
- Im U20-Bereich sind sowohl der Spitzenwert (Fabian Heinle mit 7,91
m) als auch der 6er Schnitt (7,55 m) die stärksten Werte der letzten
zehn Jahre
- Im U23- und U18-Bereich hatte der DLV 2013 keine Weitspringer auf internationalem Top-Niveau.
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