leichtathletik.de-Check - Weitsprung Männer
Die Saison 2011 mit einer erfolgreichen WM in Daegu (Südkorea) ist Geschichte. Guten WM-Leistungen, Erfolgen bei der Team-EM in Stockholm (Schweden) und der Hallen-EM in Paris (Frankreich) sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.

2011 IM RÜCKBLICK |
„Die positive Entwicklung der Weitspringer konnte nahtlos fortgeführt werden“, stellt Bundestrainer Uwe Florczak zur vergangenen Saison fest. Innerhalb von drei Jahren konnte das Team der Weitspringer bereits die vierte Medaille bei internationalen Meisterschaften gewinnen.
Sebastian Bayer (Hamburger SV) verteidigte bei der Hallen-EM in Paris (Frankreich) seinen Titel, was vor ihm keinem deutschen Weitspringer geglückt ist.
„So eine Titelverteidigung ist schon etwas Besonderes“, lobt Uwe Florczak seinen Athleten. Genauso wie bei der Hallen-EM in Turin (Italien) vor zwei Jahren, wo Sebastian Bayer seinen Sensationssprung mit 8,71 Metern in die Grube setzte, war auch der diesjährige Sieg souverän: Mit 8,16 Metern blieb er 13 Zentimeter vor der Konkurrenz.
Dem zweiten deutschen Springer, Nils Winter (BSV Buxtehude), gelang es dabei nicht, seinen Vizetitel zu verteidigen. Er schied bereits in der Qualifikation mit 7,61 Metern aus. „Er hat eigentlich einen guten Wettkampf gemacht, ist aber etwas unglücklich ausgeschieden. Dennoch hat er ein gutes Leistungsbild gezeigt“, resümiert der Bundestrainer die Hallensaison von Nils Winter.
Der beste Deutsche der Vorsaison konnte dagegen aufgrund einer Verletzung keine Hallenwettkämpfe bestreiten. Christian Reif (ABC Ludwigshafen) hatte sich Ende 2010 einen Anriss des Syndesmose-Bands zugezogen, weswegen er bei der Hallen-DM in Leipzig nur als Zuschauer vor Ort war.
Dass er zurück in der Weltspitze ist, bewies er als Vertreter für die deutsche Mannschaft bei der Team-EM in Stockholm (Schweden). Dort konnte er mit 8,10 Metern Vierter werden und so wichtige Punkte für die Mannschaft sammeln. 7,82 Meter reichten in Kassel bei den Deutschen Meisterschaften für Platz zwei hinter Sebastian Bayer, der sich im sechsten Durchgang auf 8,17 Meter steigerte.
Bei der WM in Daegu (Südkorea) sollte die Reihenfolge der innerdeutschen Konkurrenz umgekehrt werden: Christian Reif wurde Siebter, Sebastian Bayer Achter. „Die WM war geprägt durch eine extrem starke Breite. Eine sehr gute Weite blieb aus, aber insgesamt konnten 16 Athleten über acht Meter springen“, analysiert Uwe Florczak.
Die 8,17 Meter von Sebastian Bayer waren vonnöten, um das Finale der besten Acht überhaupt zu erreichen. Insgesamt zeigte Sebastian Bayer dabei den konstantesten Wettkampf seiner Karriere: fünf seiner sechs Versuche gingen über die Acht-Meter-Marke. Hätte es eine Medaille für diese Stabilität gegeben, wäre sie ihm sicher gewesen.
Christian Reif sprang zwei Zentimeter weiter, mit nur zehn Zentimetern mehr hätte er sogar Bronze gewonnen. Doch mehr war an diesem Tag nicht drin, erklärt Uwe Florczak: „Die 8,19 Meter von ihm waren ausgereizt. Es war sein bester Sprung im Finale. Zusammen mit der Qualifikation ist alles gut gelaufen.“
Die anderen Deutschen geben sich von Sebastian Bayer und Christian Reif nicht so leicht geschlagen. Mit Alyn Camara (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Oliver Koenig (LG Stadtwerke München) landeten zwei weitere Springer jenseits der Acht-Meter-Marke.
Nimmt man die Konstanz von Mario Kral (Hamburger SV) hinzu, der bei seinen drei besten Wettkämpfen im Schnitt 7,89 Meter gesprungen ist, warten mindestens drei Springer auf ihre Chance.
Alyn Camara konnte bei der U23-EM in Ostrava (Tschechische Republik) außerdem einen internationalen Endkampf erreichen, in dem er Siebter wurde.
UNSERE TOP DREI
Sebastian Bayer
Hamburger SV
25 Jahre
SB: 8,17 m
PB: 8,49 m (2009)
DM und Hallen-EM: 1. Platz | WM: 8. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 12. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 27. Platz
Christian Reif
ABC Ludwigshafen
27 Jahre
SB: 8,26 m
PB: 8,47 m (2010)
DM: 2. Platz | WM: 7. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 6. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 14. Platz
Oliver Koenig
LG Stadtwerke München
30 Jahre
SB: 8,07 m
PB: 8,07 m (2011)
DM: 3. Platz | Hallen-DM: 6. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 4. Platz
Europa-Jahresbestenliste: 22. Platz
Welt-Jahresbestenliste: 48. Platz
UNSER HOFFNUNGSTRÄGER
Alyn Camara
TSV Bayer Leverkusen
22 Jahre
SB: 8,08 m
PB: 8,08 m (2011)
Alyn Camara hat sich in dieser Saison in die deutsche Spitze gesprungen. Zudem wurde er bei der U23-EM Siebter. Wenn er im nächsten Jahr noch konstanter wird, ist vieles möglich. Zusammen mit dem gleichaltrigen Mario Kral zählt er zu den Talenten für die Zukunft.
2012 IM AUSBLICK
„Die Norm ist deswegen so hoch, weil die internationalen Qualifikationsbestimmungen Freiluftergebnisse als Qualifikationsweite zulassen. Allerdings zählt eine Weite nur als nationale Norm, wenn sie in der Halle gesprungen wird. Da müssen wir von Seiten des DLV vielleicht umdenken und die Freiluftergebnisse als Norm zählen lassen“, erklärt Uwe Florczak.
Sebastian Bayer wird die Hallensaison nicht intensiv bestreiten, also auch nicht in Istanbul an den Start gehen. Bei ihm geht es um die Hallen-DM, ansonsten konzentriert er sich auf die Freiluftwettkämpfe.
Mit der Europameisterschaft in Helsinki (Finnland) und den Olympischen Spielen in London (Großbritannien) stehen zwei Höhepunkte in seinem Terminkalender für die Freiluftsaison. „Bei Sebastian Bayer geht es darum, gesund durch den Winter zu kommen, um dann mit einem guten Niveau in die Freiluftsaison zu starten und in Richtung EM und Olympische Spiele anzugreifen“, erklärt Uwe Florczak die Saisonvorbereitung seines Schützlings. „Wenn das klappt, wird er schon seine Leistung bringen.“
Ähnliches gilt für Christian Reif. Er nutzt die Hallensaison als Aufbau für den Sommer. „Er wird definitiv keine internationalen Wettkämpfe machen, sondern sich auf die EM und die Olympischen Spiele konzentrieren“, verdeutlicht der Bundestrainer.
Natürlich wollen beide Athleten aber mehr, als nur an der EM und den Olympischen Spielen teilnehmen. Die erfolgreichen Qualifikationen für beide Finals sind das Minimalziel. Dann soll es möglichst weit nach vorn gehen. „Sie wollen nach den Sternen greifen“, beschreibt Uwe Florczak den Anspruch von Christian Reif und Sebastian Bayer.
Sollten jedoch Oliver Koenig oder einer der anderen Springer die Hallen-WM-Norm überbieten, möchten sie diese Chance nutzen. „Das ist schwer, da muss man Realist sein. Aber würde einer der Athleten die Norm springen, wäre er natürlich dabei.“
Für Oliver Koenig sieht der Bundestrainer durchaus gute Chancen, 8,10 Meter im nächsten Jahr zu übertreffen: „Er hat gute Fortschritte gemacht. Bei einer weiteren technischen Entwicklung ist das möglich.“
Nils Winter (BSV Buxtehude) wird bereits 35 Jahre alt, ist im Training laut Uwe Florczak aber hoch motiviert. Er wird in der nächsten Saison sein letztes Wettkampfjahr bestreiten, was ihn zusätzlich anspornt. Seine guten Ergebnisse in den letzten Jahren machen alles möglich. „Über acht Meter wird er springen, das ist die EM-Norm. Dann müssen wir sehen, wie weit er kommt“, prophezeit der Bundestrainer.
Womöglich werden mehr als drei Springer die A-Norm für die EM in der finnischen Olympiastadt Helsinki erfüllen. „Die deutsche Konkurrenz ist sehr stark, was für mich als Bundestrainer sehr schön ist.“
Im U23-Bereich gibt es einige Springer, die im nächsten Jahr für Aufsehen sorgen könnten. Die konstante Arbeit in der Jugend dürfte also schon bald Früchte tragen. Wichtig sei es nicht, in der frühen Jugend tolle Bestleistungen zu springen, sondern die Springer in der U23 an die Männer heranzuführen, betont Uwe Florczak. In der deutschen Top Ten sind vier Athleten vertreten, die noch zur U23 gehören, das Konzept geht also auf.
ZAHLEN UND FAKTEN
Die Jahresbesten
8,26 m Christian Reif (ABC Ludwigshafen)
8,17 m Sebastian Bayer (Hamburger SV)
8,08 m Alyn Camara (TSV Bayer Leverkusen)
8,07 m Oliver Koenig (LG Stadtwerke München)
7,93 m Mario Kral (Hamburger SV)
7,88 m Julian Howard (MTG Mannheim)
7,77 m Nils Winter (BSV Buxtehude)
7,77 m Jan Uder (LC Rehlingen)
7,73 m Simon Hechler (LA-Team Saar)
7,72 m Kevin Christoph Korona (LAC Quelle Fürth)
Internationale Endkampf-Platzierungen 2011
WM: 7. Platz Christian Reif (8,19 m); 8. Platz Sebastian Bayer (8,17 m)
U23-EM: 7. Platz (Alyn Camara; 7,71 m)
U20-EM: keine
U18-WM: 7. Platz (Stephan Hartmann; 7,32 m)
Hallen-EM: 1. Platz (Sebastian Bayer; 8,16 m)
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten >8,00 Meter
Schnitt Top 10
2005
Nils Winter (8,21), Peter Rapp (8,00), Oliver König (8,00)
7,83
2006
Oliver König (8,01)
7,83
2007
Christian Reif (8,19), Nils Winter (8,12), Peter Rapp (8,10), Christoph Stolz (8,04)
7,92
2008
Sebastian Bayer (8,15), Nils Winter (8,14), Christoph Stolz (8,09), Peter Rapp (8,00)
7,92
2009
Sebastian Bayer (8,49), Christian Reif (8,18), Michael Schrader (8,05), Nils Winter (8,04), Peter Rapp (8,04), Christoph Stolz (8,03)
8,04
2010
Christian Reif (8,47), Sebastian Bayer (8,06)
7,90
2011
Christian Reif (8,26), Sebastian Bayer (8,17), Alyn Camara (8,08), Oliver Koenig (8,07)
7,94
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr
Deutschland
Europa
Diff.
Welt
Diff.
2005
8,21 (N. Winter)
8,31 (Zyuskov/UKR)
0,10
8,60 (Phillips/USA)
0,39
2006
8,01 (O. König)
8,41 (Howe/ITA)
0,40
8,56 (Saladino/PAN)
0,55
2007
8,19 (C. Reif)
8,66 (Tsatoumas/GRE)
0,47
8,66 (Tsatoumas/GRE)
0,47
2008
8,15 (S. Bayer)
8,44 (Tsatoumas/GRE)
0,29
8,73 (Saladino/PAN)
0,58
2009
8,49 (S. Bayer)
8,49 (Bayer/GER)
0,00
8,74 (Phillips/USA)
0,25
2010
8,47 (C. Reif)
8,47 (Reif/GER)
0,00
8,47 (Reif/GER)
0,00
2011
8,26 (C. Reif)
8,35 (Tomlinson/GBR)
0,09
8,54 (Watt/AUS)
0,28
WAS AUFFÄLLT
Nach zwei Jahren an der europäischen Spitze konnten die Deutschen diese Position nicht verteidigen
Der U23-Schnitt ist mit 7,82 Metern sogar ein historischer Höchstwert
Hätte es nicht zu viel Rückenwind gegeben, wäre die deutsche Jahresbestleistung in diesem Jahr 8,38 Meter. Diese Weite sprang Christian Reif in Bad Lagensalza mit 2,2 Metern Rückenwind
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