leichtathletik.de-Check - Zehnkampf
Die Saison 2011 mit einer erfolgreichen WM in Daegu (Südkorea) ist Geschichte. Guten WM-Leistungen, Erfolgen bei der Team-EM in Stockholm (Schweden) und der Hallen-EM in Paris (Frankreich) sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.

2011 IM RÜCKBLICK |
Sah es im Vorjahr im deutschen Zehnkampf recht düster aus, als sich kein DLV-Athlet für die Europameisterschaft qualifizieren konnte, besserte sich die Lage 2011 spürbar. Alle drei Plätze wurden bei der WM ausgeschöpft, und mit Pascal Behrenbruch und Jan-Felix Knobel (beide LG Eintracht Frankfurt) kamen zwei Athleten unter die ersten Acht.
Auch DLV-Bundestrainer Rainer Pottel bestätigt diese positive Entwicklung. „In der Relation zu 2010 ist es leicht, ein positives Fazit zu ziehen. Allerdings ist alles im Leben relativ, und man kann sich auch etwas erträumen, doch Träume müssen objektive Grundlagen haben. Und uns kam es vor allem darauf an, ob sich die meist jungen Athleten positiv entwickelt haben.“
Die Ergebnisse bieten da ein positives Bild. Zwar hatte Pascal Behrenbruch einige Mühe, sich überhaupt für den Saisonhöhepunkt in Daegu (Südkorea) zu qualifizieren, doch dann überzeugte er dort mit einem siebten Rang. „Was er zeigte, war ganz große Klasse und zeigt seine großen Potenzen“, lobt ihn der Bundestrainer. „Leider hat er sie in der Vergangenheit nicht immer genug ausgeschöpft.“
Auch Jan-Felix Knobel zeigte eine gute WM-Vorstellung, wurde Achter. Das war bemerkenswert, denn immerhin musste er zuvor ein Negativerlebnis verarbeiten. Zur U23-EM reiste er als Favorit an, war auch auf einem guten Weg, ehe er zum Auftakt des zweiten Tages in die erste Hürde trat. Zwar machte er noch bis zum Speerwurf weiter, doch die Siegchancen waren dahin.
„Trotzdem zeigte er eine verbesserte Form in fast allen Einzeldisziplinen“, schätzte Rainer Pottel ein. „Vor der WM hat er dann nochmals intensiv mit Idriss Gonschinska im Hürdensprint zusammengearbeitet, und insgesamt auch aus dieser Niederlage gelernt.“
Mit großen Erwartungen war Rico Freimuth (Hallesche Leichtathletik-Freunde) zur WM gefahren. Er hatte eine tolle Form, war körperlich in bester Verfassung, aber ein internationaler Wettkampf ist eben etwas anderes. „Man merkte, dass er sehr aufgeregt war, und das steigerte sich bis zum Weitsprung. Alle Anlaufkontrollen waren zwar normal, aber dann verfehlte er den Balken zuerst um zwei Meter, dann um anderthalb Meter und übertrat schließlich den letzten Sprung knapp.“ Das war das WM-Aus für den jungen Hallenser.
Aufhorchen ließ Simon Hechler (LA-Team Saar; 8.058 Punkte) im August mit einem Erfolg beim Ländervergleich mit den USA im amerikanischen Chula Vista. „Das hat vorher noch kein Deutscher geschafft“, lobte der Bundestrainer.
Matthias Prey (Ahrensburger TV), der in Ratingen auf 7.923 Punkte kam, bewies, dass bei ihm noch mit mehr zu rechnen ist. „Er hat unwahrscheinliche Reserven, sodass er sich 2012 ohne weiteres nochmals um 300 Punkte verbessern könnte“, schaut der Bundestrainer voraus.
Zur WM wollte auch Norman Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde), und sein Götzis-Auftritt machte auch Mut. Doch eine Woche später stürzte er im Training, zog sich einen Lungenriss zu und musste operiert werden. Damit waren alle Chancen dahin.
Gleichzeitig verlängerte er die Liste der verletzten Zehnkämpfer, die mit Michael Schrader (TSV Bayer 04 Leverkusen) und André Niklaus (LG Nike Berlin) ihre prominentesten Vertreter hatte. Andre Niklaus, der von Rainer Pottel trainiert wird, hatte 2009 eine Fuß-OP, doch die Probleme zogen sich bis ins Jahr 2011 hinein. „Das Training war immer noch recht schwierig, sodass das Ratingen-Ergebnis mit 7.874 Punkten als gut zu bezeichnen ist“, sieht es der Trainer realistisch.
Nach wie vor ein Sorgenkind war der mit viel Potential ausgestattete Michael Schrader. Immer wieder traten bei ihm Fußprobleme auf, Ermüdungsbrüche stoppten den Trainingsaufbau. So musste er im Juni 2011 die Saison beenden, ehe sie richtig begonnen hatte.
Verletzungspech stand auch über der Saison 2011 des jungen Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied). Wegen eines Trainingsunfalls war er von Februar bis April außer Gefecht, schaffte trotzdem nach nur sechs Wochen Training bei der U23-EM einen sechsten Rang. „Vor allem aber zeigte er mit Einzelleistungen wie den 46,75 Sekunden über 400 Meter, den 2,12 Metern im Hochsprung und den 14,15 Sekunden im Hürdenkurzsprint sein großes Talent“, sieht ihn der Bundestrainer weiter als den Hoffnungsträger für die Zukunft.
Außerdem nennt er mit Blick auf die Zukunft auch die beiden jungen Burschen Mathias Brugger (SSV Ulm) und Johannes Hock (TV Marktheidenfeld), die bei der U20-EM Zweiter und Dritter wurden.
UNSERE TOP DREI |
| Pascal Behrenbruch LG Eintracht Frankfurt 26 Jahre SB: 8.232 Punkte PB: 8.439 Punkte (2009) WM: 7. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Jahresbestenliste: 9. Platz Welt-Jahresbestenliste: 14. Platz |
| Jan-Felix Knobel 22 Jahre SB: 8.288 Punkte PB: 8.288 Punkte (2011) WM: 8. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 5. Platz Welt-Jahresbestenliste: 10. Platz |
| Rico Freimuth Hallesche LA-Freunde 23 Jahre SB: 8.287 Punkte PB: 8.287 Punkte (2011) WM: ausgeschieden DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 6. Platz Welt-Jahresbestenliste: 11. Platz |
DER HOFFNUNGSTRÄGER |
| Kai Kazmirek LG Rhein-Wied 20 Jahre SB: 7802 Punkte PB: 7829 Punkte (2010) Ein Unfall im Training setzte ihn in der wichtigsten Zeit der Vorbereitung auf die Höhepunkte außer Gefecht. Trotzdem erreichte er nach nur sechs Wochen Training sowohl in Bernhausen als auch bei seinem sechsten Platz bei der U23-EM 7.802 Punkte. |
DER PECHVOGEL |
| Norman Müller Hallesche Leichtathletik-Freunde 26 Jahre SB: 7.997 Punkte PB: 8.295 Punkte (2009) Norman Müller hatte mit 7.997 Punkten in Götzis einen guten Saisoneinstieg, doch ein anschließender Trainingsunfall, bei dem er sich einen Lungenriss zuzog, machte alle Hoffnungen zunichte. |
2012 IM AUSBLICK |
Bundestrainer Rainer Pottel hat für die beiden Saisonhöhepunkte, die Olympischen Spiele in London (Großbritannien) und die Europameisterschaften in Helsinki (Finnland) ein breites Feld an Athleten zur Auswahl, sieht man von eventuellen neuen Verletzungssorgen mal ab.
Qualifizierungsmöglichkeiten gibt es zuerst in Götzis (Österreich), doch „dort dürfen nicht alle potentiellen Kandidaten starten, sodass wir am gleichen Wochenende den anderen in Ulm eine Wettkampfmöglichkeit bieten“, reißt der Bundestrainer das Problem an. Danach sollen möglichst schon die ersten Athleten für Olympia nominiert werden, die Norm liegt bei 8.200 Punkten. „Diese Norm haben Pascal Behrenbruch und Jan-Felix Knobel bereits geschafft, weil ihr WM-Ergebnis zählt.“
Mit zum Kandidatenkreis zählen Rico Freimuth, Simon Hechler, Matthias Prey, Norman Müller, Michael Schrader, André Niklaus und Kai Kazmirek.
„Ich bin überzeugt, dass wir mit drei Athleten zu Olympia fahren“, so der Bundestrainer. „Dort wird es nicht einfach, denn vor Olympia gibt es in allen Ländern besondere Anstrengungen. Die WM-Platzierungen waren sehr gut, und bei den jungen Athleten sind Entwicklungen nach vorn vorstellbar. So könnte es auch in London ein wenig mehr als Platz sieben und acht werden“, gibt sich der Trainer vorsichtig optimistisch. „Doch zwei Leute unter den ersten Acht, das ist ein objektives Ziel.“
Klar ist, dass es auf Grund der Terminlage keinen Doppelstart in London und Helsinki geben wird. „Wir wollen den drei Olympiastartern eine optimale Vorbereitung garantieren.“ Und für die anderen Zehnkämpfer ist die EM in Helsinki ein lohnendes Ziel. Die Norm liegt bei 7.900 Punkten. „Auch nach Helsinki werden wir also Klasseleute schicken können.“
ZAHLEN UND FAKTEN |
8.288 – Jan-Felix Knobel (LG Eintracht Frankfurt)
8.287 – Rico Freimuth (Hallesche LA-Freunde)
8.232 – Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt)
8.058 – Simon Hechler (Team Saar)
7.997 – Norman Müller (Hallesche LA-Freunde)
7.923 – Matthias Prey (Ahrensburger TSV)
7.874 – André Niklaus (LG Nike Berlin)
7.845 – Steffen Fricke (VfB Halberstadt)
7.818 – Patrick Spinner (LG Ortenau Nord)
7.802 – Kai Kazmirek (LG Rhein/Wied)
Internationale Endkampf-Platzierungen (Top 8)
WM: 7. Platz Pascal Behrenbruch (8.211 Punkte); 8. Platz Jan-Felix-Knobel (8.200 Punkte)
U23-EM: 6. Platz Kai Kazmirek (7.802 Punkte)
U20-EM: 2. Platz Matthias Brugger (7.853 Punkte); 3. Platz Johannes Hock (7.846 Punkte), 6. Platz Steffen Klink (7.749 Punkte)
U18-WM: keine
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten > 8200 Punkte | Schnitt Top 10 | |
2005 | André Niklaus (8.316) | 7.740 |
2006 | Dennis Leyckes (8.310), André Niklaus (8.239), Stefan Drews (8.233), Pascal Behrenbruch (8.209) | 7.997 |
2007 | André Niklaus (8.371), Arthur Abele (8.269), Norman Müller (8.255), Pascal Behrenbruch (8.239) | 7.975 |
2008 | Arthur Abele (8.372), André Niklaus (8.273), Michael Schrader (8.248), Pascal Behrenbruch (8.242) | 8.004 |
2009 | Michael Schrader (8.522), Pascal Behrenbruch (8.439), Norman Müller (8.295) | 8.032 |
2010 | Pascal Behrenbruch (8.202) | 7.730 |
2011 | Jan-Felix Knobel (8.288), Rico Freimuth (8.287), Pascal Behrenbruch (8.232) | 8.016 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 8.316 (A. Niklaus) | 8.534 (Sebrle/CZE) | 218 | 8.732 (Clay/USA) | 416 |
2006 | 8.310 (D. Leyckes) | 8.526 (Sebrle/CZE) | 216 | 8.677 (Clay/USA) | 367 |
2007 | 8.371 (A. Niklaus) | 8.697 (Sebrle/CZE) | 326 | 8.697 (Sebrle/CZE) | 326 |
2008 | 8.372 (A. Abele) | 8.585 (Krauchanka/BLR) | 213 | 8.832 (Clay/USA) | 460 |
2009 | 8.522 (M. Schrader) | 8.528 (Pogorelov/RUS) | 6 | 8.790 (Hardee/USA) | 268 |
2010 | 8.202 (P. Behrenbruch) | 8.453 (Barras/FRA) | 251 | 8.483 (Clay/USA) | 281 |
2011 | 8.288 (J.-F. Knobel) | 8.398 (Pahapill/ EST) | 110 | 8.729 (Eaton /USA) | 441 |
WAS AUFFÄLLT |
- Der deutsche Zehnerschnitt ist mit 8.016 Punkten wieder auf dem guten Niveau von 2008 und 2009 und weit über dem niedrigen Niveau von 2010
- Während 2010 nur zwei deutsche Zehnkämpfer mehr als 8.000 Punkte sammelten, waren es 2011 immerhin vier.
- Der Abstand des punktbesten Deutschen Jan-Felix Knobel zum Weltbesten, dem US-Amerikaner Ashton Eaton, ist allerdings angewachsen.
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