Fermin Cacho bringt Inspiration mit nach Erfurt
In Spanien ist Fermin Cacho ein Volksheld. Einer, den die Leute bewundern und zu dem sie aufschauen. In Erfurt kann der Olympiasieger über 1.500 Meter von 1992 am Rande der Europameisterschaft U23 abends zwar gemütlich durch die Altstadt schlendern, wird aber auch dort hin und wieder erkannt.

Fermin Cacho ist in Erfurt Team Leader der spanischen Mannschaft (Foto: Gantenberg)
In der eigenen Mannschaft hat er als einer von zwei Team Leadern in dieser Woche eine besondere Aufgabe. "Er ist ein Vorbild für unsere jungen Läufer und er bringt viel Inspiration mit", sagt sein Mitstreiter Luis Miguel Landa, der um einige Jahre älter ist und Fermin Cacho selbst bei seinen großen Erfolgen begleitet hat. "Fermin kann viel über seine Erfahrungen erzählen und es gibt so viele Dinge, die man von ihm lernen kann."Die Taktik spielt auf den Mittelstrecken eine große Rolle. Fermin Cacho selbst hat seinerzeit beim Sprung von der Jugend- in die Erwachsenenklasse schnell lernen müssen, wie man bei den Ellbogen und den Attacken, die ihm dort auf der Bahn plötzlich begegneten, geschickt agieren und sich gegen physisch stärkere Kontrahenten behaupten kann.
Die richtige Taktik
Deshalb hat der heute 36-Jährige auch für die Mittelstreckler, die bei der U23-EM die spanische Fahne hoch halten sollten, die Marschroute parat: "Man muss sich in der Gruppe gut positionieren, die anderen beobachten und gerade am Ende kommt es ganz darauf an, wie gut man sich eingereiht hat."
Fermin Cacho setzt in Thüringen besonders auf Arturo Casado, der sich erst kürzlich bei den Mittelmeer-Spielen in Almeria den Titel über 1.500 Meter geholt hat: "Er ist ein sehr cleverer, starker Läufer, der im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen treffen kann."
Sein Tipp für die spanische Medaillenausbeute in Erfurt lautet zweimal Gold und vier weitere Podestplätze. Die Mannschaft, die 46 Athleten umfasst, ist am Montag angereist. Die Delegation hat gute Eindrücke gewonnen, mag die überschaubare Altstadt und das Zusammentreffen mit den anderen Nationen dort. "Die Leute sind sehr nett und hilfsbereit", sagt Fermin Cacho, der bei der U23-EM auch die Medaillenübergabe bei einer Siegerehrung durchführen soll.
U23-EM Option
Den Titelkämpfen räumt er einen hohen Stellenwert ein und schließt sich damit der allgemein vorherrschenden Meinung an. "Gerade bei uns müssen die Läufer oft Jahre warten, bis sie nach dem Jugendalter in der Nationalmannschaft zum Zug kommen", sieht er in der kontinentalen Veranstaltung für die U23-Talente eine Option, um den Übergang zu erleichtern und die Motivation aufrecht zu erhalten.
Das Geheimnis der Spanier, warum sie gerade im Laufbereich so starke Athleten haben, erklärt der Europameister von 1994 denkbar einfach: "Wir haben das ganze Jahr über ein angenehmes Klima und gute Trainer. Bei uns ist das Verhältnis zwischen Athlet und Trainer sehr wichtig, es ist so ähnlich wie zwischen Vater und Sohn."
"Cacho"-Persönlichkeit
Fermin Cacho wirkt sympathisch bescheiden und bodenständig, weiß aber auch um seine Rolle, die er in Spanien einnimmt. Luis Miguel Landa spricht von einer "Cacho-Persönlichkeit". Seinem früheren Schützling ist es auch gelungen, den Übergang vom Leistungssport zum Berufsleben nahtlos zu vollziehen. Er besitzt ein Hotel, mischt bei zwei Sportmagazinen ebenso mit wie im Ölgeschäft, hat Sponsorenverpflichtungen und ist im südspanischen Städtchen Andujar sogar noch dritter Bürgermeister.
Die Tage in Erfurt sind für ihn wohl eher welche der ruhigen Sorte, aber allein sein zu spürender Geist und seine Aura können für die spanische Mannschaft von ungeheurer Bedeutung sein.