| Interview der Woche

Lena Malkus: "Mein Ziel ist eine Medaille"

Jugend-Olympiasiegerin 2010, U20-Europameisterin 2011, U20-Vize-Weltmeisterin 2012, U23-Europameisterin 2013: Hinter Weitspringerin Lena Malkus liegt eine glänzende Junioren-Karriere. Am kommenden Wochenende bestreitet die Münsteranerin ihre letzte große Meisterschaft als „Nachwuchsathletin“. In Tallinn (Estland) tritt die 21 Jahre alte Psychologiestudentin bei der U23-EM als Titelverteidigerin an. Im Interview spricht die Führende der Meldeliste (6,94 m) über ihre Ziele, die starke Konkurrenz und den weiteren Saisonverlauf.
pm/sim

Lena Malkus, am kommenden Wochenende schließt sich in Tallinn ein Kreis …

Lena Malkus:

… das kann man so sagen. 2011 bin ich dort ja bei der U20-EM gestartet.

Genau. Vor vier Jahren haben Sie in Estlands Hauptstadt Ihre erste Nachwuchs-Europameisterschaft erlebt, diese U23-EM wird ihr letzter Junioren-Höhepunkt. Welche Erinnerungen haben Sie an die Titelkämpfe vor vier Jahren?

Lena Malkus:

Natürlich nur gute (lacht). Schließlich bin ich aus Tallinn als U20-Europameisterin nach Münster zurückgekehrt. Damals war es bis zum Schluss ein spannender Wettkampf und ein Duell mit der Rumänin Alina Rotaru.

Alina Rotaru wird auch dieses Mal in Tallinn mit einer Vorleistung von 6,72 Metern eine Ihrer größten Konkurrentinnen sein. Freuen Sie sich aufs Wiedersehen?

Lena Malkus:

Ja, auf jeden Fall. Wir kennen uns schon seit 2009 von internationalen Wettkämpfen und haben uns seitdem immer wieder spannende Duelle geliefert.

Ihre schärfste Rivalin kommt allerdings mit Malaika Mihambo aus dem eigenen Land. Sie ist 2014 schon 6,90 Meter gesprungen, dieses Jahr 6,79 Meter. Was trauen Sie ihr zu?

Lena Malkus:

Ich traue Malaika sehr viel zu. Sie hat in dieser und in der vergangenen Saison schon gezeigt, dass sie zu Top-Sprüngen in der Lage ist. Auf eine konkrete Weite möchte mich allerdings nicht festlegen. Für richtig gute Ergebnisse müssen halt auch immer die Bedingungen stimmen.

Sowohl Ihre Heimtrainerin Elke Bartschat als auch Mihambos Heimtrainer Ralf Weber gehören zum Betreuerteam des DLV. Ist es ein Vorteil, seinen eigenen Coach bei einer Meisterschaft an der Seite zu haben?

Lena Malkus:

Ich empfinde es sehr wohl als Vorteil, mir persönlich gibt es viel Sicherheit, wenn Elke dabei ist. Sie kennt mich sehr gut, da wir schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten. Daher kann sie die Tage vor dem Wettkampf sowie im Wettkampf optimal auf mich eingehen.

Sind Sie heute eigentlich eine bessere Weitspringerin als 2011?

Lena Malkus:

Das ist eine gute Frage. Ich habe auf jeden Fall deutlich mehr Erfahrung als 2011 und habe seitdem jedes Jahr weiter an mir gearbeitet, die Zubringerwerte verbessert und weiter an der Technik gefeilt. Außerdem habe ich jede Saison meine Bestleistung gesteigert. Wenn man das alles betrachtet, bin ich im Vergleich zu 2011 eine bessere Weitspringerin.

Als Außenstehender meint man zu erkennen, dass Sie austrainierter und noch schneller geworden sind. Ist das Ihr Geheimnis der weiten Sprünge?

Lena Malkus:

Ich würde das an allen Zubringerwerten festmachen. Dazu zählen Schnelligkeit und Kraft gleichermaßen. Aber klar: Ich lebe vom Tempo. Denn das ist unbedingt nötig für weite Sprünge.

In Weinheim haben Sie mit 6,94 und 6,80 Metern die zwei weitesten Sprünge in der europäischen U23-Klasse in diesem Jahr hingelegt. Wäre alles andere als die Titelverteidigung in Tallinn eine Niederlage für Sie?

Lena Malkus:

Eine Niederlage wäre es nicht, dazu ist die Konkurrenz mit Malaika an der Spitze viel zu stark. Mein Ziel ist eine Medaille, aber klar träume ich von der Titelverteidigung.

Sie mussten Mitte Juni den Start in Bottrop aufgrund von Oberschenkelproblemen absagen. Macht der Beuger immer noch Probleme?

Lena Malkus:

Zwischendurch habe ich immer nochmal ein paar Wehwehchen, aber nicht so stark, dass ich deswegen nicht richtig trainieren könnte. Ich bin zum Glück in guter physiotherapeutischer Behandlung, sodass wir das zügig wieder in den Griff bekommen haben.

Vor der U23-EM haben Sie noch ein Kurztrainingslager in Belek eingeschoben. An welchen Details haben Sie in der Türkei gefeilt?

Lena Malkus:

Wir haben vor allem an den letzten Schritten vor dem Brett gearbeitet, die Absprungvorbereitung ist enorm wichtig. Bisher habe ich immer noch Probleme, meine hohe Geschwindigkeit voll auszunutzen, sodass ich auf den letzten Metern eher bremse, als zum Brett noch einmal zu beschleunigen. Deshalb haben wir in Belek viel an einer Rampe gearbeitet.

Wenn es bei Ihnen einen Schwachpunkt gibt, ist es Ihr wechselhafter Anlauf. Sie haben häufig mit ungültigen Sprüngen zu kämpfen, bei der U23-DM in Wetzlar waren es sogar drei im Vorkampf, was gleichbeutend mit dem Ausscheiden war. Kommen diese Probleme durch Ihren enormen Speed am Brett?

Lena Malkus:

Wir haben in den vergangenen Monaten sehr intensiv am Anlauf gearbeitet und einiges umgestellt, was vor allem dem Tempo geschuldet war. Seitdem laufe ich beispielsweise aus der Dreipunktstart-Position los. Daher brauchte ich erst einmal einige Wettkämpfe, bis ich das im Training erarbeitete auch umsetzen konnte. Daher kann man schon sagen, dass meine Anlaufprobleme mit dem hohen Speed zusammenhängen.

Sie haben schon oft im sechsten Durchgang den Wettkampf zu Ihren Gunsten entschieden, beispielsweise beim U23-EM-Triumph 2013 in Tampere mit 6,76 Metern oder zuletzt vergangenen Mittwoch beim Meeting in Nancy. In der Qualifikation am Samstag (11 Uhr) gibt’s allerdings nur drei Versuche. Bereitet Ihnen das Kopfzerbrechen?

Lena Malkus:

Nein. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich eine Qualifikation bestreite. Bisher habe ich fast immer den Sprung ins Finale geschafft. Daher gehe ich sehr zuversichtlich in den Samstag.

Nach der U23-EM ist vor den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg (24. bis 26. Juli) und den Weltmeisterschaften in Peking (22. bis 30. August). Welche Ziele hat sich Lena Malkus nach ihrer Junioren-Karriere für die kommenden Monate gesetzt?

Lena Malkus:

Ich möchte in Nürnberg unter die Top Drei kommen und mir damit das Ticket für die WM in Peking sichern. Bei der Weltmeisterschaft würde ich dann gern die Qualifikation überstehen und mich für das Finale qualifizieren. Das ist mir vor zwei Jahren in Moskau ja noch nicht gelungen. Darüber hinaus möchte ich den ein oder anderen weiten Sprung zeigen und meine 6,94 Meter aus Weinheim bestätigen.

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