Lena Malkus: "Moskau in guter Erinnerung"
Einen Tag vor dem Abflug zur Leichtathletik-WM nach Moskau Russland; 10. bis 18. August) durfte noch ein wenig gefeiert werden: Lena Malkus wurde am Dienstag 20 Jahre alt. Damit zählt die Weitspringerin vom SC Preußen Münster zu den jüngsten WM-Starterinnen im deutschen Team. Im Interview erzählt die Psychologie-Studentin über ihre Ziele bei der WM, die magische Sieben-Meter-Marke und ihre spezielle Verbindung zum Luschniki-Sportpark.
Lena Malkus wurde vor wenigen Tagen 20 Jahre alt und freut sich auf Moskau (Foto: P.Pohle)
Lena Malkus, am Dienstag sind Sie 20 Jahre alt geworden. Durfte vier Tage vor Ihrer WM-Premiere, am Samstagabend steht die Quali in Moskau an, noch gefeiert werden?Lena Malkus:
Ein bisschen schon. Es war schön, einen Tag vor der Anreise nach Moskau noch ein paar Stunden mit der Familie zu verbringen.
Waren Sie eigentlich schon mal in Russland?
Lena Malkus:
Ja, 2010 und ebenfalls in Moskau. Da bin ich zur Ausscheidung für die Olympischen Jugendspiele auf einem Nebenplatz des riesigen Luschniki-Stadions gesprungen.
Haben Sie den Wettkampf noch in Erinnerung?
Lena Malkus:
Sehr gut sogar. Da wurde mir bei einem Versuch auf 6,51 Meter einfach ein Meter abgezogen. Die Kampfrichter dachten, dass es ein Messfehler sein muss, ich gar nicht so weit springen könne. Da sie kaum Englisch sprachen und der Abdruck dann weg war, kamen nur 5,51 Meter in die Wertung. Aber im letzten Versuch bin ich dann 6,44 Meter gesprungen und habe das Ding doch noch gewonnen.
Ihre Nerven müsste man haben …
Lena Malkus:
… (lacht) ich kann mich einfach sehr gut auf den letzten Versuch einstellen und noch einmal alles abrufen.
Auch bei der Hallen-DM 2012, der U20-WM 2012 und der U23-EM 2013 haben Sie mit dem letzten Sprung das Blatt noch einmal gewendet. Man könnte ihn schon „Malkus-Durchgang“ nennen. In der WM-Qualifikation gibt es aber nur drei Versuche. Wie gehen Sie damit um?
Lena Malkus:
Man muss sich vom Kopf her anders einstellen. Ich werde mir sagen, dass der dritte Sprung der sechste ist. Auch ist es ja nicht die erste Qualifikation in meiner Karriere – aber natürlich die erste auf diesem Weltklasseniveau.
Wann haben Sie nach ihrem 6,76-Meter-Siegsprung bei der U23-EM realisiert, dass Sie nun auch bei der WM sind?
Lena Malkus:
Das hat lange gedauert, einige Tage. Klar wusste ich schon im Stadion, dass ich die WM-Norm übertroffen hatte. Aber dass ich zur WM fahre, habe ich erst später realisiert. Erst einmal habe ich mich in Tampere natürlich riesig über den Titel gefreut.
Ihre Saisonplanung war auf die U23-EM ausgelegt. Ist es Ihren Trainern Elke und Frank Bartschat gelungen, trotzdem die Form hochzuhalten?
Lena Malkus:
Doch, es läuft immer noch sehr gut. Ein Formtief zeichnet sich jedenfalls nicht ab.
Wie sahen denn Ihre letzten Trainingswochen aus?
Lena Malkus:
Wir haben noch einmal viel Augenmerk auf die Anlaufgeschwindigkeit gelegt. Ich muss mich vor dem Wettkampf wieder aufs Springen freuen können. Die letzte Technikeinheit ist daher schon eine Weile her, hat aber auch gut geklappt.
Obwohl es durch Ihre Größe von 1,80 Metern nicht so wirkt, sind Sie vor dem Brett die schnellste deutsche Weitspringerin. Damit ist das Anlauftempo eine Ihrer Stärken. Welche Schwächen gibt es aber noch?
Lena Malkus:
Das Tempo ist das eine. Das Geheimnis ist es, die Geschwindigkeit auch in Weite umzusetzen. Da mache ich auf den letzten drei Schritten noch manchmal Fehler und nehme das Tempo nicht mit. Daran müssen wir arbeiten. Da wir im Training nie aus vollem Anlauf springen, geht das aber nur über Wettkämpfe.
Ist es ein Problem, dass Ihre Heimtrainer nicht in Moskau dabei sind?
Lena Malkus:
Das ist schon ungewohnt. Speziell Elke ist ja bei fast jedem Wettkampf dabei. In Tampere waren sogar Frank und Elke vor Ort. Aber in Zukunft muss ich ja wahrscheinlich häufiger ohne sie zurechtkommen. Außerdem kenne ich unseren Bundestrainer Uli Knapp ja schon einige Jahre und komme gut mit ihm klar.
Zurück zur WM: Mit welchen Zielen reisen Sie nach Moskau?
Lena Malkus:
Ich will Erfahrungen sammeln, mich in der A-Nationalmannschaft zurechtfinden. So eine WM in einem riesigen Stadion ist eine ganz andere Sache als alle meine Starts bei großen Nachwuchsmeisterschaften zuvor. Es geht darum, für mich persönlich eine gute Leistung zu zeigen. Wenn ich die Quali überstehe, wäre es ein Riesending. Aber das ist keine Pflicht!
Sie sind mit 6,76 Metern Nummer 14 der Meldeliste. Da könnte es doch mit einem Platz im Finale der besten zwölf Weitspringerinnen klappen?
Lena Malkus:
Die Meldeleistung ist nicht gleich WM-Leistung. Schon gar nicht in der Quali mit nur drei Versuchen. Da kann immer viel passieren.
Was glauben Sie: Wie weit muss man in Moskau für einen Platz im Finale springen?
Lena Malkus:
Elke hat ein bisschen in den Statistiken geblättert. Da hat eine Weite zwischen 6,55 und 6,60 Metern eigentlich immer für einen Finalplatz gereicht. Da die Leistungsdichte in diesem Jahr sehr groß ist, rechne ich eher mit 6,60 Metern. Außerdem springen wir abends. Da geht es in immer ein Stück weiter als bei Qualifikationen an Vormittagen.
Wer sind Ihre Favoriten für den Sprung aufs WM-Podest?
Lena Malkus:
Als Erstes natürlich Brittney Reese. Sie kann den Hattrick schaffen und hat im Mai in Doha mit 7,25 Metern einen tollen Sprung hingelegt. Dahinter kommen die Russinnen. Sie können durch den Diamond-League-Gesamtsieg 2012 von Yelena Sokolova ja zu viert bei ihrer Heim-WM starten. Speziell Darya Klishina traue ich eine Medaille zu, nachdem sie bei der Universiade in Kazan 6,90 Meter im Regen gesprungen ist.
Sie sprechen die Top-Stars der Szene an: Gibt es eine Weite, die Sie im Laufe Ihrer Karriere erreichen wollen?
Lena Malkus:
Natürlich ist die Sieben-Meter-Marke für jede Weitspringerin eine magische. Sosthene Moguenara hat es mit ihren 7,04 Metern in Weinheim gezeigt, dass solche Weiten auch für deutsche Springerinnen möglich sind. Ich hoffe natürlich, dass ich auch irgendwann in meiner Karriere die sieben Meter übertreffe. Aber dafür muss sehr viel zusammenpassen.
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