Andy Dittmar will Angriff der Konkurrenz abwehren
Andy Dittmar (LG Ohra-Hörselgas) ist in diesem Winter die Nummer eins in der deutschen Kugelstoßszene. Am 28. Januar stieß er die 7,26-Kilo-Kugel in Nordhausen auf die persönliche Bestweite von 20,34 Meter. Dabei musste er nur dem dänischen Olympiadritten Joachim Olsen (21,16 m) den Vortritt lassen. Und auch zwei Tage später bewies er seine gute Form, beherrschte die nationale Konkurrenz im 700 Meter tiefen Schacht einer Kalisalz-Mine in Sondershausen mit 19,74 Metern.
Andy Dittmar ist in Sindelfingen der Favorit im Kugelstoßring (Foto: Chai)
"Zwei Wettkämpfe in so kurzer Zeit waren sehr anstrengend, aber trotz technischer Schwächen flog die Kugel auch in Sondershausen noch weit. Allerdings hatte ich dort einen sogenannten Kellnerstoß fabriziert, bei dem das Handgelenk direkt nach unten geklappt ist und man den Ellbogen unten hat. Dabei holte ich mir eine Schleimbeutelentzündung am rechten Ellbogen", erklärt Andy Dittmar.So musste er später beim Meeting in Leipzig Vorsicht walten lassen, aber mit 19,98 Metern reichte es auch dort zum Erfolg gegen die versammelte deutsche Spitze. " Aber solch eine Verletzung ist zu einem solchen Zeitpunkt Zeitpunkt schon Gift, weil man keine maximalen Sachen machen kann." Trainer Stefan Schreyer gab deshalb für die letzten Tage auch eine reduzierte Marschroute aus. Doch das sollte die Favoritenrolle Andy Dittmar`s für die Deutschen Hallen-Meisterschaften am Wochenende in Sindelfingen nicht beeinträchtigen.
Technik umgestellt
Auf eine solche Leistungssteigerung hat der Thüringer, der am 5. Juli 1974 in der 40 Kilometer westlich von Erfurt gelegenen Stadt Gotha geboren wurde, lange warten müssen. Schon mehrmals nahm er Anlauf auf die begehrte 20-Meter-Marke. Letztmalig hatte er sie im Sommer 2002 mit 20,23 Metern übertroffen, 2003 lag die Bestweite bei 19,50, 2004 bei 19,98 Metern.
Doch damit kam er an der starken inländischen Konkurrenz um Ralf Bartels nicht vorbei, musste auf internationale Einsätze, zuletzt auf die Fahrt zu den Olympischen Spielen nach Athen, verzichten.
Woran lag der Aufschwung diesmal? "Wir haben nach der verpassten Olympiachance nur eine kurze Pause eingelegt, alternatives Training eingebaut, weiter trainiert und relativ früh mit Stößen die Hallensaison begonnen." Und vor allem wurde an der Technik gefeilt. "Der Auftakt wurde komplett umgestellt. Dass ich oben den schnellsten Arm von uns allen habe, wissen wir schon lange, aber es geht darum, den Körper dahinter zu bringen und die Geschwindigkeit mit hineinzunehmen. Das geht aber nur durch gute Beinarbeit", schildert Andy Dittmar die Hintergründe der Umstellung. Er war aber selbst erstaunt, dass es so schnell klappte, dass solch eine Stabilität hineinkam.
Umkämpfter Titel
Sein Hallenziel ist nun nicht nur der Titel in Sindelfingen, sondern auch anschließend die Hallen-EM in Madrid. "Aber kampflos werden mir die anderen das Terrain nicht überlassen", ist er sich sicher. Immerhin haben noch vier andere (Peter und René Sack, Detlef Bock, Ralf Bartels) die Hallen-EM-Norm von 19,30 Metern überboten, und damit ist in Sindelfingen ein harter Kampf vorprogrammiert, auch wenn Titelverteidiger Ralf Bartels nicht antreten wird.
Aber sein Blick geht auch schon Richtung Freiluftsaison und Helsinki. "Die ersten Zwei der Deutschen Hallen-Meisterschaften fliegen eine Woche nach der Hallen-EM von Madrid ins türkische Antalya zur Winterwurf Challenge. Dort ist es wahrscheinlich schön warm, so dass man die erste Möglichkeit eines Freiluftwettkampfes hat und sich an die harte WM-Norm von 20,50 Metern herantasten kann." Das Potenzial dazu hat Andy Dittmar bereits offenbart. Nun muss er es nur noch ausschöpfen.