| Kugelstoßen

Lena Urbaniak hat den Dreh raus

Drehstoß-Kugelstoßerin Lena Urbaniak hat den Sprung geschafft: Nach internationalen Erfolgen bei den Jugendlichen steht die 21-Jährige von der LG Filstal jetzt erstmals im Nationalteam der Erwachsenen. Ihr Erfolgsrezept: Spaß und Freude.
Anja Herrlitz

Lena Urbaniak weiß, wie es sich anfühlt, auf dem Siegerpodest zu stehen. Die 21-Jährige war nicht nur mehrmals Deutsche Nachwuchsmeisterin, sondern hat auch schon internationale Meriten gesammelt: U18-Weltmeisterin 2009, U20-Europameisterin 2011, U23-EM-Dritte 2013.

Auch wenn die Kugelstoßerin dieses Jahr bei den Deutschen Meisterschaften nicht den Sprung ganz oben auf das Siegerpodest schaffte, sondern „nur“ auf den zweithöchsten Platz, war es ein ganz besonderer Erfolg. Mit der zweimaligen Steigerung ihrer Bestleistung über 17,65 auf 17,84 Meter überzeugte die Drehstoßerin von der LG Filstal die DLV-Verantwortlichen so, dass diese sie mit zu den Europameisterschaften nach Zürich nehmen, trotz nicht erfüllter A-Norm (18,00 m).

„Für eine Nachwuchsmeisterschaft nominiert zu werden, das war schon super krass und echt toll. Aber bei den Großen – das ist noch einmal etwas ganz anderes“, meinte sie.

Erfahrungen sammeln

Deswegen sind ihre Ziele für Zürich auch erst einmal andere als bei den Nachwuchsmeisterschaften: „Ich will vor allem Erfahrungen sammeln und von den großen Athleten lernen“, sagt sie. Und fügt hinzu: „Und viel mitnehmen und Spaß haben.“ Denn mit letzgenanntem geht es bei der sympathischen Brünetten anscheinend ganz besonders gut.

Als die Kugelstoßerinnen vor dem Ulmer Münster in den Ring stiegen, schien die jungen Stoßerin das fast am meisten zu genießen. Immer wieder forderte sie die Zuschauer auf, sie mit Klatschen zu untersstützen, das Lachen verschwand gar nicht mehr aus ihrem Gesicht. „Das war eine Hammer-Stimmung, eine mega Kulisse und ein super Wettkampf schwärmte sie. „Mir lief ein Schauer über den Rücken.“

Nicht nur die unglaubliche Stimmung am Vorabend der Deutschen Meisterschaften beim Kugelstoßen der Frauen und Männer motivierte die Sportsoldatin: Familie, Freunde und Vereinskollegen waren extra angereist, um Urbaniak zu untersstützen, die in Stuttgart wohnt und somit fast ein Heimspiel feierte. „Das hat mir Kraft und Sicherheit gegeben“, erzählte sie. Die 21-Jährige ist ein Familienmensch und heimatverbunden. „Seit zig Jahren starte ich schon für die LG Filstal. Es ist echt toll, wie ich da unterstützt werde“, weiß sie die Vorteile ihres kleinen Vereins zu schätzen.

Große Sport-Familie

Und auch daheim kann sie auf den Rückhalt ihrer Familie zählen. „Ich bin die Älteste von fünf Geschwistern“, erzählt sie. Schwester Katinka hat selbst schon große Erfolge gefeiert: 2011 als Lena Urbaniak U20-Europameisterin wurde, belegte ihre eineinhalb Jahre jüngere Schwester Platz drei bei der U18-WM. Auch die anderen drei Geschwister sind sportbegeistert, der Vater macht Karate „und meine Mutter ist immer dabei, wenn es darum geht, uns irgendwo zum Sport zu fahren“.

Auch wenn Lena Urbaniak in Württemberg verwurzelt ist, eines hat sie sich in all den Jahren nicht angewöhnt: „Ich vermeide es, schwäbisch zu reden, und bemühe mich um hochdeutsche Aussprache. Wenn ich bei Freunden bin, rutscht mir schon mal ein schwäbisches Wort raus. Ich kann das auch ein bisschen, aber ich finde es hört sich einfach nicht authentisch an“, meint sie. Der Grund ist ein ganz einfacher: Die Familie kommt aus Norddeutschland, daheim wird hochdeutsch gesprochen.

Mit Chancen auf das Finale

In Zürich wird das egal sein, dort wird eine ganz andere Sprache gesprochen, und zwar die des Hochleistungssports. Dort hat die das letzte Wort, deren Kugel am weitesten fliegt. Da spricht im Moment vieles für Christina Schwanitz vom LV 90 Erzgebirge, die die europäische Bestenliste mit 20,22 Metern und 89 Zentimetern Vorsprung anführt, zuletzt aber nach einem Hexenschuss und eingeklemmten Ischiasnerv mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte.

Aber auch Urbaniaks Ausgangslage ist nicht schlecht: In der bereingten Bestenliste rangiert sie auf Position zwölf, das Finale ist auf jeden Fall drin – wenn Lena Urbaniak wieder mit der nötigen Lockerheit wie in Ulm an den Start geht. Wer ihr strahlendes Gesicht unter dem Ulmer Münster gesehen hat, wird aber nicht daran zweifeln, dass die 21-Jährige bald nicht mehr nur von Jugendpodesten, sondern aucch von denen der Erwachsenen lächeln wird.

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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