| Kugelstoß-Duo

Lena Urbaniak und Denise Hinrichs - Last Minute nach Prag

Während sich die eine Kugelstoßerin Stück für Stück in die internationale Spitze vorgearbeitet hat, wurde die andere immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Bei der Hallen-DM in Karlsruhe trennten die Filstalerin Lena Urbaniak (17,79 m) und die Wattenscheiderin Denise Hinrichs (17,76 m) dennoch nur drei Zentimeter. Beide nutzten die letzte Chance, sich für die Hallen-EM zu qualifizieren.
Jan-Henner Reitze

Als Lena Urbaniak im zweiten Durchgang der Hallen-DM in Karlsruhe in den Ring ging, ließ sie den Dingen einfach ihren Lauf. Die persönliche Stimmung an diesem Tag passte, genau wie die Stimmung in der Messehalle, das Publikum machte kräftig Lärm. Ohne daran zu denken, was sie richtig machen möchte oder falsch machen könnte, haute die Drehstoßerin ihr Arbeitsgerät raus.

Die Kugel flog und flog, so weit wie noch nie unterm Hallendach: 17,79 Meter. Bestleistung, Norm für die Hallen-EM (17,70 m) und Platz eins. "In der Hallensaison habe ich den Groove vorher noch nicht so gehabt", erzählte die Filstalerin nach dem Wettkampf strahlend, als feststand, dass sie gerade ihren ersten deutschen Meistertitel bei den Frauen gewonnen hatte.

Denise Hinrichs "wachgerüttelt"

Vom starken zweiten Versuch der 22-Jährigen ließ sich eine Konkurrentin inspirieren: "Lena hat mich wachgerüttelt", erzählte Denise Hinrichs, die direkt im Anschluss dran war und für die nächste Norm innerhalb weniger Minuten sorgte: 17,76 Meter.

Seit 2012 hat die Wattenscheiderin nicht mehr so weit gestoßen und schon damals war für sie ein Comeback-Jahr - nach ihrem ersten Kreuzbandriss. Nur eine Zwischenstation einer langen verletzungsbedingten Leidenszeit. Denn das Kreuzband riss noch einmal. Die Zweite der Hallen-EM von 2009 kämpfte sich wieder zurück und schickte die Kugel im Sommer 2014 in Halle beim nächsten Comeback auf 16,55 Meter.

Doch schon wieder kam nach diesem Wettkampf ein Rückschlag: Das Knie wurde dick, es begann wehzutun. Diagnose: Knorpelschaden als Folge der Kreuzband-OPs. "Ich habe meinen Arzt gefragt: Macht es Sinn weiterzumachen? Er hat gesagt: Denise, das haut dich nur diese Saison raus."

Comeback Teil III hat begonnen

Schon vor sechs Monaten setzte sich Denise Hinrichs das Ziel Hallen-EM in Prag für den dritten Comeback-Versuch. "Da hat niemand daran geglaubt." Wieder international dabei zu sein und "sich zu beweisen, eine Norm stoßen zu können", war auch der Antrieb, die Karriere im Leistungssport fortzusetzen. Um in der Förderung der Bundespolizei zu bleiben, mussten in diesem Winter außerdem 17 Meter her - das ist ebenfalls geschafft.

Die Hallensaison ist nur eine Zwischenstation Richtung Sommer. Die komplette Kugelstoß-Bewegung trainiert Denise Hinrichs erst seit etwa zwei Monaten wieder. "Im Kraftbereich bin ich außer bei der Kniebeuge wieder in einem Bereich wie immer. Bei der Sprint- und Sprungfähigkeit fehlt noch etwas. Vor allem sind aber Technik und Sicherheit noch nicht wieder da", so die ehemalige U23-Europameisterin, die aus dem Jahr 2009 eine Hallen-Bestleistung von 19,63 Metern vorzuweisen hat. Das Vertrauen in das so oft verletzte Knie ist fast zurück. "Unterbewusst ist es noch drin. Ich setzte manchmal vorsichtig. Bewusst denke ich nicht mehr daran. Es tut nichts weh." Im Sommer soll es Richtung WM-Norm (18,40 m) gehen.

Hallen-EM ohne Schwanitz aber mit DLV-Finalistin?

Bevor der Blick Richtung Sommer geht, steht nun also die Hallen-EM an, wo Denise Hinrichs ins Finale will. Die Konkurrenz ballt sich bei Bestweiten knapp unter der 18-Meter-Marke. Das DLV-Duo liegt in Europa auf den Plätzen neun und zehn. Auch in Abwesenheit von Titelverteidigerin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) sollen die deutschen Farben unter den besten Acht vertreten sein. Für Schwanitz kam die Hallen-Saison nach einer Knie-OP zu früh.

Lena Urbaniak war schon im Sommer als Achte im Endkampf der EM. Die frisch gebackene Deutsche Meisterin lässt ihren ersten internationalen Höhepunkt der Erwachsenen in der Halle allerdings ganz locker auf sich zukommen. Sie vertraut ganz darauf, dass ihr Trainer Peter Salzer sie wieder auf den Punkt fit machen wird.

Seit sieben Jahren arbeiten die beiden zusammen und haben gemeinsam unter anderem den Titel bei der U18-WM oder U20-EM gefeiert. Ziel ist es in Prag, wieder mit einem guten Gefühl und Zuversicht in den Ring zu treten. Dann ist die Chance groß, dass die Kugel wieder so weit fliegt wie in Karlsruhe oder sogar noch ein Stückchen weiter.

Die Hallen-DM auf leichtathletik.TV:

<link video:11730>Lena Urbaniak: "Der erste Titel ist etwas ganz Besonderes"
<link video:11736>Lena Urbaniak belohnt sich mit erstem Meistertitel

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