Leonard Scott – Erst Football, dann Überholspur
Doppel-Weltmeister Justin Gatlin sprintet derzeit meistens vorne weg. Doch noch vor fünf Jahren im College war er der Geschlagene. Leonard Scott (beide USA) lief ihm damals davon. Aber während Justin Gatlin den geraden Weg in den Leichtathletik-Olymp nahm, bog Leonard Scott zwischenzeitlich zum Football ab und ist jetzt wieder zurück. Nach seiner Meinung soll die Zeit des Hinterherrennens bald vorbei sein.
Leonard Scott ist zurück auf der Laufbahn (Foto: Chai)
"So wie es im Moment läuft, könnten sich die Rollen bald wieder verschieben", glaubt der 26-Jährige. Noch im Jahr 2000 war er US- Juniorenmeister über die 100 Meter und trainierte während seiner Studienzeit an der Universität in Tennessee mit Justin Gatlin. 2003 entschied sich Leonard Scott allerdings gegen Leichtathletik und für American Football, den Volkssport in den Staaten."Meine große Liebe war immer Football, das habe ich schon mein ganzes Leben getan", erklärt Leonard Scott, der 2003 professionell als Wide Receiver spielte. Doch einer war von dieser Entscheidung gar nicht begeistert – sein Vater. "Er kam mich besuchen und meinte, er würde ein solches Talent nicht ungenutzt lassen", blickt er zurück. Vater Scott nahm Kontakt zur H.S.I.-Gruppe auf und nach einem Telefonat mit Trainer John Smith fand sich Leonard Scott in Kalifornien wieder.
Harter Neuanfang
Dort wohnte er zunächst bei Hürdensprinter Larry Wade, bevor er sich ein eigenes Apartment mieten konnte. "Die erste Zeit war sehr hart. Ich musste mein Footballgewicht verlieren und lernen, wie man richtig läuft." Wichtig bei einem Trainer wie John Smith, der viel Wert auf Technik legt. Der Erfolg kam nicht sofort, aber darauf hatte sein Trainer Leonard Scott vorbereitet. "Ich musste erst einmal lernen, entspannt zu laufen." Die Entscheidung zunächst für Football und später für Leichtathletik hat er allerdings nie bereut.
2004 sei es eigentlich nur darum gegangen, wieder zurück zu kommen. 2005 habe er dann wieder zu sich selbst gefunden. "Ich habe mein überschüssiges Gewicht verloren und ich habe mittlerweile das Gefühl, wirklich zu verstehen, was John Smith mir sagt", meint der 1,81-Meter-Mann.
Die Weltrekorde im Visier
Und der Erfolg ist nicht zu leugnen. In 6,52 Sekunden wurde er 2006 zunächst US-Hallenmeister, danach sprintete er in Moskau in 6,50 Sekunden zum Hallenweltmeister-Titel. Doch eigentlich hatte er noch mehr vor: "Ich hatte so gut trainiert, ich wollte wirklich den Hallen-Weltrekord brechen." Der steht bei 6,39 Sekunden und wird von seinem Trainingspartner Maurice Greene (USA) gehalten. Doch das Training war zu hart, eine Achillessehnen-Verletzung warf ihn zurück und verhinderte noch bessere Zeiten.
Verunsichert hat ihn das allerdings gar nicht. "Jeden Abend bevor ich ins Bett gehe, denke ich, Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden. Und ich weiß, dass ich es kann." Und zwar nicht nur in der Halle, sondern auch im Freien. Über 100 Meter hat er sich letztes Jahr bereits auf 9,94 Sekunden verbessert, der Weltrekord steht bei 9,76 Sekunden.
Doppelstarts als Weg zum Erfolg
Um auch am Ende der 100 Meter noch stark zu sein, wird der bekanntermaßen hervorragende Starter dieses Jahr verstärkt 200 Meter laufen und plant viele Doppelstarts über 100 und 200 Meter.
"Mit meinem verringerten Gewicht, meiner Stärke und diesen Doppelstarts werden mir die 100 Meter leicht fallen. Denn ich habe den wichtigen guten Start", sagt der 84-Kilo-Mann. "Ich glaube wirklich, dass ich den besten Start der Welt habe." Vielleicht ja auch den Start in eine noch erfolgreichere Leichtathletik-Karriere.