Stärkung der Lehrerfortbildung in NRW
Rotterdam - was hat die niederländische Stadt mit der Schulung der Ausbilder in Nordrhein-Westfalen gemein? Gut, wir sind hier nicht beim Quizzen, sondern in der Sportschule in Duisburg-Wedau. Die „Leichtathletik in der Schule“ ist Thema und „Rot-ter-dam“ nichts anderes als die rhythmische Lautierung der letzten drei Schritte. Gerade ist Wurfschule angesagt. Die Lernschritte sind vorgegeben – DLV-Fachreferent Dietmar Chounard führt durch das zweitägige Programm.
„Leichtathletik in der Schule“ - Auch in NRW nun Programm
Zunächst eine Stunde zurück – die Schulbank wird gedrückt. Ministerialrat Rolf-Peter Pack, verantwortlicher Referatsleiter Schulsport im Ministerium für Städtebau, Wohnung, Kultur und Sport (MSWKS) und sein Stellvertreter Dr. Gerwin-Lutz Reinink erläutern die Ausgangssituation für Bewegung, Spiel und Sport in den NRW-Schulen, zeigen Schwerpunkte der Schulsportentwicklung auf und geben den Rahmen für den Schulsport im größten Bundesland vor. Parallel zum DLV-Engagement entwickelt auch ein Team des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes eine ergänzende Handreichung zur „Leichtathletik in der Schule“. Die Leiterin der Arbeitsgruppe, Esther Fittko und Matthias Kohl, Landessportbund NRW, skizzieren das Konzept.
Hobby-Hopping?
Doch wo und wann können sich Kinder heute überhaupt noch ungestört bewegen und wertvolle Basis-Erfahrungen sammeln? „Eine Generation zuvor hatten die Kinder noch Wiese, Wald und Feld – und heute? Vieles wird immerzu ausprobiert, immer weniger zählt Verbindliches: „Hobby-Hopping“ allenthalben.“ Wie in der Schulzeit ist die Freizeitgestaltung durchgeplant, spontanes Verabreden zum Spiel ist seltener: „Eltern als Freizeitmanager und Fahrer der Jüngsten.“
DLV-Referent David Deister beschreibt den Alltag der Jüngsten. Sein Kollege Dietmar Chounard stellt in der Präsentation vor, was in den schulischen Bewegungsfeldern Laufen, Springen und Werfen überhaupt leistbar ist. Kurz darauf ist Schwitzen angesagt – es geht in Halle 4 und 5 des Wedauer Sportkomplexes. Im Schlepptau die 15 bewegungshungrigen Multiplikatoren, nominiert von den Sportdezernenten der fünf Bezirksregierungen.
STIMMEN:
Katrin Pfennig, Grundschullehrerin in Bonn und Beauftragte für den Schulsport für Grundschule:
„Fachliteratur mit kleinen Skizzen habe ich zuhauf im Regal. Doch die Handreichungen vom DLV sind mir im Schulalltag allein schon wegen der Fotos, an denen ich Material und Übungsform (wieder)erkenne, ein hilfreicher Ratgeber. Das informative und klar gegliederte Lehrgangskonzept hat mir gefallen: ein steter Wechsel von praktischer Erprobung und der Nacharbeit mit den Broschüren. Was ich mir noch mehr wünschte, sind offene Bewegungsaufgaben. Meine oft auch fachfremd unterrichtenden KollegInnen brauchen Anregungen, um die Kinder noch mehr Körpererfahrungen selbst entdecken und erproben zu lassen. Genau dort sollten GrundschullehrerInnen individuelle Möglichkeiten und Fähigkeiten der Kinder erkennen und fördern lernen.“
Michael Fels, Gymnasiallehrer in Münster und Schulsportbeauftragter:
„Was während der Schulung und innerhalb der Broschüren immer wieder deutlich wurde: blende Überflüssiges aus und reduziere auf das Wesentliche. Methodik, Aufbau und Anleitung sind hier wohl durchdacht und elementar für den Sport in der Schule. Das ist es, was die Kollegen brauchen – und in dieser Präzision bisher wohl noch nicht kennen dürften. Ein Beispiel: Die Anforderungen an den Impulsschritt beim Geraden Wurf sind nicht neu. Doch die Betonung und Fokussierung mit Hilfe von Markierungsfliesen ist für den überwiegenden Teil der Sportlehrer Neuland.“
Silke Mroß, Realschule Am Hemberg, Iserlohn:
„Leichtathletin von zuhause aus bin ich nicht. Doch die Einladung hat mich neugierig gemacht. Heute kenne ich das DLV-Konzept mit seinem reichhaltigen Fundus, aus dem ich richtig schöpfen kann. Damit lassen sich die fachfremden Primarstufenlehrer im Märkischen Kreis sofort qualifizieren. Das ist Teil meiner Aufgaben.“
Dr. Gerwin-Lutz Reinink, Stellvertretender Referatsleiter im Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes NRW:
"Das DLV-Lehrkonzept liefert den Sport unterrichtenden Lehrkräften in NRW einen interessanten Baustein für die Umsetzung unserer Richtlinien und Lehrpläne. Die methodisch und didaktisch gut durchdachten und praxisnahen Materialhilfen bieten eine ausgezeichnete Fundgrube für die Planung von Unterrichtsvorhaben. Die Bezüge zwischen den "Pädagogischen Perspektiven" und den "Prinzipien eines erziehenden Sportunterrichts" liegen auf der Hand. Mit diesem Lehrkonzept leistet der DLV einen wertvollen Beitrag zur Steigerung der Attraktivität des Inhaltsbereichs "Laufen, Springen, Werfen - Leichtathletik" und zur Qualitätsentwicklung des Sportunterrichts."
Hans-Joachim Scheer, Jugendbildungsreferent Leichtathletik-Verband Nordrhein (LVN):
„Ein positives Fazit ziehe ich. Sehr angetan war ich von der gewinnenden Einstellung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Nun gilt es, weitere Mitstreiter zu finden, um – jeder in seinem schulischen Umfeld – die Bedeutung der Leichtathletik als Grundlagensportart aufrecht zu erhalten. Dies kann nur gemeinschaftlich gelingen, deshalb nur im Schulterschluss von Bundesverband und Landesverband.“
Frank Prianon, Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW):
„Der Anstoß des DLV, über die Ebene der Kultusministerien die „Leichtathletik in der Schule“ voranzutreiben, ist wichtig. Das Methodische Know-how der Handreichungen, beispielsweise, ist nicht zu übertreffen. Als Landesverband werden wir nun den Ball aufnehmen und die Initiative weiter stärken. Damit gewährleisten wir Nachhaltigkeit.“
Frank Hensel, DLV-Generalsekretär:
„Nach zunächst mühsamen und zähem Beginn, denke ich, dass es – bei der Größe und Bevölkerungsdichte dieses Landes – nicht bei 15 ausgebildeten Multiplikatoren in Nordrhein-Westfalen bleiben wird. Gerne sind wir bereit, weitere Multiplikatoren auszubilden und in der Konsequenz noch mehr Lehrkräfte zu erreichen. Zielstellung ist es, an unserem Erfolg von „Leichtathletik in der Schule“ in Bayern anzuknüpfen. Zur Leichtathletik werden dort innerhalb von 15 Monaten derzeit etwa 1.600 Lehrerinnen und Lehrer fortgebildet.“