Letitia Vriesde sagt lächelnd adé
"Ich gehe mit einem Lächeln", sagt die mittlerweile 40 Jahre alte Letitia Vriesde, die am Sonntag bei der WM in Helsinki ihr letztes internationales Rennen bestritt und sich dabei auch eine ganze Weile fernsehgerecht als zwischenzeitlich Führende in Szene setzte, als wollte sie sich zum Abschied noch einmal allen zeigen. Die 800-Meter-Läuferin aus Surinam ist eine der erfolgreichsten Exotinnen der WM-Geschichte.
Letitia Vriesde lief auch in Helsinki noch einmal vorne mit (Foto: Kiefner)
Exotin deshalb, weil sie aus einem Land kommt, das bei einer Leichtathletik-WM nur durch sie präsent war und ist. "Wie immer bin ich auch hier die einzige Athletin aus Surinam", erzählt die sympathische Athletin. Ein bisschen Exotin auch, weil sie mit ihren gerade mal 1,59 Metern zu den Kleinsten in ihrer Disziplin, wo oft Durchsetzungsvermögen und Ellenbogen gefragt sind, gehört.Letitia Vriesde lebt schon seit zwanzig Jahren in Rotterdam. Nachdem man ihr 1984 nicht die nötigen Fördermittel für die Olympia-Teilnahme zur Verfügung stellen konnte, kehrte sie frustriert ihrer Heimat den Rücken und wanderte in die Niederlande aus. Dort fand sie nach zwei Jahren Pause wieder die Lust am Laufen.
Siebte WM
Es war die goldrichtige Entscheidung, denn heute kann sie sagen, dass sie in ihrer Laufbahn viel erreicht hat. 1995 bei der Weltmeisterschaft in Göteborg wartete sie mit einer Zeit von 1:56,68 Minuten auf. Das bedeutete damals Platz zwei und ist noch heute Südamerika-Rekord. "Das war nicht zu erwarten. Als ich diese Zeit gesehen habe, das war unglaublich", erinnert sie sich, "das war mein größtes Rennen. Aber ich habe so viele Erinnerungen." 2001 schaffte sie es in Edmonton als Dritte noch einmal auf das Treppchen, als älteste Medaillengewinnerin in ihrer Disziplin der WM-Geschichte.
Insgesamt nahm Letitia Vriesde von 1991 bis 2005 an sieben Freiluft-Weltmeisterschaften teil. Nur wenige Athletinnen, darunter auch die Neubrandenburgerin Franka Dietzsch (Diskus) und ihre Disziplinkollegin Maria Mutola (Mozambique), sind jetzt in Helsinki zum achten Mal dabei.
Nicht unterzukriegen
Für Letitia Vriesde, die in ihrer Laufbahn nie große Verletzungen hatte, war in diesen Tagen im Olympiastadion bereits der Einzug ins Halbfinale ein Erfolg. "Was konnte ich mehr erwarten?", fragt sie, "für mich ging es nur um die Qualifikation. Von Runde zu Runde. Es ist hart."
So hart es auch sein mag, sie hat es noch einmal geschafft und auch gewagt, nachdem ihre Vorleistungen nicht auf ein gutes Abschneiden schließen ließen. Bei ihren drei letzten Starts vor der WM im Juni war sie nicht unter 2:07 Minuten geblieben. Doch eines hat sich auch in Helsinki gezeigt. Die kleine Letitia Vriesde ist nicht unterzukriegen, selbst mit fast 41 Jahren hält sie mit den Jungen noch mit und läuft lieber keck und risikoreich vorne weg als blass hinterher. Die Szene wird sie sicherlich vermissen.
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