Detlef Uhlemann - Tipps vom Altmeister
Detlef Uhlemann, der am Sonntag mit den besten deutschen Crossläuferin beim EM-Ausscheidungsrennen im holländischen Tilburg weilt, ist ein Held vergangener Tage. Mitte der Siebziger sammelte er seine größten Erfolge im Gelände. 1974 in Italien und 1976 in Wales war Detlef Uhlemann Fünfter der Cross-WM. 1977 auf der Galopprenbahn in Düsseldorf-Grafenberg gewann er sogar Bronze hinter dem Belgier Leon Schots und dem Portugiesen Carlos Lopes. Ich kann mich noch genau an diesen Lauf erinnern", schaut er zurück. Davon existiert sogar ein Super 8-Film." Lang, lang ist's her. Inzwischen gibt der Altmeister dem den deutschen Läufern und Läuferinnen wertvolle Tipps.

Detlef Uhlemann unterstützt jetzt Lothar Hirsch (Foto: Schröder)
In den siebziger Jahren besaß der Cross hier zu Lande einen viel höheren Stellenwert als heute. Das ist richtig", bestätigt Detlef Uhlemann, dahin müssen wir wieder kommen." Seit einigen Wochen unterstützt er Lothar Hirsch, den DLV-Teamleiter (wir berichteten). Für einen Langstreckler ist der Cross die beste Schule, die man sich vorstellen kann." Er kennt sich aus, war selber vier Mal Deutscher Meister im Cross, je zwei Mal in Einzel- und Mannschaftswertung, und außerdem vier Mal auf der Bahn über 10.000 Meter im Dress der LG Bonn/Troisdorf. Seine Bestzeit: 27:42,09 Minuten. So schnell war in dieser Saison kein DLV-Athlet. Sein Rezept für den Nachwuchs: Wer im Sommer was reißen will, sollte sich im Winter nicht verstecken: raus aus der Halle, rein ins Gelände! Dort habe ich mir immer die Grundlage geholt für die Freiluftsaison." Nach wie vor verfolgt er das Geschehen mit wachen Augen. Detlef Uhlemann eilt weiterhin von Rennen zu Rennen. Pflichttermine für den pensionierten Berufssoldaten, der als Hauptmann in Godesberg stationiert war. Ich plädiere dafür, dass der DLV eine zahlenmäßig starke Mannschaft für die Cross-EM in Edinburgh nominiert", betont er, solche Wettkämpfe bringen die nötige Härte." Detlef Uhlemann weiß, wovon er spricht. Ich war immer heiß auf diese internationalen Vergleiche wie beispielsweise die WM."
Achtungserfolge und mehr
Die deutschen Athleten waren allerdings meist nur Mitläufer. Seit der WM-Erstauflage 1973 in Belgien wurden gerade mal elf Platzierungen in den Top Ten notiert. Drei davon gehen auf Uhlemanns Konto. Hans-Jürgen Sehne" Orthmann wurde 1980 in Paris-Longchamps sogar Vize-Weltmeister hinter dem Amerikaner Craig Virgin, nachdem er 1975 in Marokko bereits Neunter geworden war. Auch Christoph Herle, Frank Zimmermann, Klaus-Peter Hildenbrand oder den DDR-Läufern Hans-Jörg Kunze, Werner Schildhauer und Wilfried Scholz gelangen Achtungserfolge. Und sonst? Fehlanzeige. Selbst ein Dieter Baumann, Vorläufer der Nation, wurde bei der Cross-WM zum Mitläufer. Wie beispielsweise 1992 in Boston, wo die Kenianer mit John Ngugi und William Mutwol einen Doppelsieg feierten. Am besten schicken wir hundert Busse nach Kenia", witzelt Detlef Uhlemann, dann müssten die Jungs nicht mehr kilometerweit zur Schule rennen, und unser Problem wäre auf einen Schlag gelöst." Ganz so einfach ist es freilich nicht.
Die Dominanz ist schier erdrückend. Die Naturburschen aus dem fernen Afrika sind schwer zu schlagen. Detlef Uhlemann, 1976 in Montreal Olympia-Zehnter über 5000 Meter (13:31,07 min), hat auch so seine Erfahrungen gemacht. Auf der Bahn war man nahezu chancenlos, doch im Gelände", sagt er, konnte ich locker mithalten." So auch 1977 in Düsseldorf-Neuss: Damals trug er die Startnummer 37, war 27 Jahre alt und stürmte mit keckem Grinsen und hoch gerissenen Armen durchs Ziel.
Jetzt lieber auf dem Fahrrad
Lang, lang ist es her. Im September ist Uhlemann 54 geworden, groß verändert hat er sich kaum. Seine lockigen Haare sind inzwischen leicht ergraut, sein typischer Schnäuzer ist weiterhin vorhanden. Viel zugenommen hat er, der in seiner Sturm- und Drangphase lediglich 61 Kilo auf die Waage brachte, auch nicht. Ich achte auf mein Gewicht", berichtet Detlef Uhlemann, damit ich nicht aus den Nähten platze." Laufen kann er aber nicht mehr. Meine Achillessehnen würden sich sofort melden, wenn ich nur ein wenig joggen würde." Auch in seiner aktiven Zeit plagten ihn die Sehnen. Mal streikte die eine, mal die andere'', erinnert er sich an manch schmerzvolle Trainingseinheit, und wenn es ganz dicke kam, taten gleich beide weh."
Nach einem Motorradunfall musste er ohnehin kürzer treten. Mit der Lauferei habe ich Schluss gemacht." Drum bleiben die Joggingschuhe vorsorglich im Keller. Da liegen sie gut", lacht Uhlemann, ich fahre jetzt lieber Rad." Mit seinen Vereinskameraden von DJK Buchholz ist er oft stundenlang auf Achse. 2003 ist Uhlemann in Pension gegangen. Seine Frau und seine zwei Töchter sind happy. Denn nun hat er mehr Freiraum für die Familie und für sein Hobby. Mit meinem Mountainbike mache ich gern ausgedehnte Touren." Das ist für seine lädierten Sehnen sicherer als Laufen und nicht so riskant wie Motorradfahren.