LG Stadtwerke München - Magnet in Bayern?
Die LG Stadtwerke München ist wohl ein Klub mit besonderer Anziehungskraft: Der Verein hat nach dem Ende der Wechselfrist (30. November) namhafte Neuzugänge wie den Weitspringer Oliver König, die Sprinterin Anja Wurm oder den 800-Meter-Läufer Steffen Co mit seinen gelben Trikots ausstatten können. „Wir wollen die Athleten hier bei uns aufbauen, deren Vermarktung verbessern und die Leichtathletik in München mehr in den Fokus rücken“, sagt der LG-Vorsitzende Norman Feiler.
Der Paukenschlag im Jahr 2007 war die Verpflichtung des Stabhochspringers Tim Lobinger vom ASV Köln. In diesem Jahr gibt es bei der LG Stadtwerke München eher einen dezenten Trommelwirbel. Der Klub konnte zwar keinen ähnlich prominenten Topathleten wie den 6-Meter-Springer an sich binden – dafür aber mehrere perspektivreiche Neuzugänge aus der zweiten und dritten nationalen Reihe.Oliver König, Anja Wurm und Steffen Co heißen die erfolgreichsten Neuen, die dafür sorgen, dass es in der Werner-von-Linde-Halle im Olympiapark in München in nächster Zeit eng werden könnte. Die großen Sprünge machte der Hauptsponsor der LG, ein kommunaler Energiedienstleister, möglich.
Viel Arbeitsteht vor der Tür
„Jetzt kommt ein Haufen Arbeit auf uns zu“, sagt der LG-Sprintcoach Ingo Seibert. Er war einst selbst Sprinter, aber auch Bobfahrer und World-Bowl-Sieger im Football sowie Trainer des Zehnkämpfers und Olympiastarters Florian Schönbeck. Nun steht der 35-Jährige vor neuen Aufgaben: „Ich war zunächst schon überrascht, dass wir in kurzer Zeit so an Qualität dazugewonnen haben. Da fühle ich mich besonders gefordert. Aber ich freue mich auch auf die Herausforderung.“
In seinem Reha-Studio in Seefeld wird Ingo Seibert, der sich jetzt als „hauptberuflicher Leichtathletiktrainer“ sieht, nur noch halbtags arbeiten können. Seine Trainingsgruppe ist nämlich auf neun Athleten angewachsen.
Einer davon ist der Neuzugang Oliver König. Den 27 Jahre alten DM-Dritten von 2007 im Weitsprung zog es beruflich von Leipzig in die bayerische Landeshauptstadt. In der vergangenen Saison plagte er sich mit einer Knieverletzung – die „ist nun auskuriert“, wie sein neuer Trainer über den Acht-Meter-Springer sagt. „Oliver hat bereits sehr gute Trainingswerte. Ich denke, er kann an die Norm für die Hallen-EM heranspringen. Und sollte er die packen, wollen wir dort auch starten. Unser Fernziel ist dann die WM 2009 in Berlin“, sagt Ingo Seibert.
Trio mit guter Perspektive
Vom LAC Quelle Fürth/München 1860 wechselten gleich drei Sprinter zu Ingo Seibert: Anja Wurm (2008 Deutsche Vizemeisterin über 60 Meter), Florian Rentz (2007 DM-Dritter über 200 Meter) und Christian Blum (2007 Deutscher Meister über 60 Meter und Hallen-EM Teilnehmer).
„Sie hat ein großes Talent“, sagt Ingo Seibert über die 26 Jahre alte Anja Wurm, die zuletzt beim Fürther Sprint-Cup über 30 Meter fliegend mit 3,15 Sekunden gleich eine neue Bestleistung aufstellte und auch über 60 Meter (7,53 sec) gewann. „Die Einzelnorm für die WM in Berlin wird für sie nicht in Reichweite sein, aber wir hoffen auf einen Staffelplatz. Dafür muss sie sich allerdings noch in der Schnelligkeitsausdauer verbessern“, sagt ihr Trainer.
Während Florian Rentz in Zukunft auch das LG-Logo auf dem Trikot trägt, wird der 21 Jahre alte Christian Blum weiterhin für den LAC Qualle Fürth/München 1860 starten. Bei dem Sprinter, der eine Bestleitung von 10,26 Sekunden über 100 Meter hat, mussten erstmal einige „muskuläre Dysbalancen ausgeglichen werden“, wie Ingo Seibert sagt. Der Europacup-Dritte von 2007 wurde in den letzten Jahren immer wieder von Problemen in der Beinbeugemuskulatur verfolgt. „Wenn er verletzungsfrei bleibt, ist Christian ein Mann, der die WM-Einzelnorm oder einen Platz in der Staffel erreichen kann“, sagt der LG-Trainer.
Steffen Co und Christophe Chayriguet sollen die Zugpferde sein
Mit 20,98 Sekunden über 200 Meter blieb der 23 Jahre alte Florian Rentz in diesem Jahr zum ersten Mal unter 21 Sekunden. „Für ihn wird es darum gehen, bei den Deutschen Meisterschaften eine gute Rolle zu spielen“, sagt Ingo Seibert. „Vielleicht wird es Florian auch in den erweiterten Kreis der 4x100-Meter-Nationalstaffel packen.“
„Im Mittelstreckenbereich waren wir bislang nicht gut bestückt. Das wollten wir jetzt ändern und Zugpferde nach München holen“, sagt Norman Feiler. Aus Dortmund lockte er die beiden Mittelstreckler Steffen Co (Achter des Weltfinales 2008 über 800 Meter) und Christophe Chayriguet (DM-Achter über 1.500 Meter 2006) zum Münchner Leichtathletikklub.
Das Duo könnte bei den Deutschen Titelkämpfen 2009 durchaus um die Medaillen mitlaufen. Steffen Co wohnt nun in Augsburg, Christophe Chayriguet lebt in Kempten – „aber es ist uns sehr wichtig, dass die beiden wöchentlich nach München ins Training kommen“, sagt Norman Feiler. „Wir wollen, dass hier eine Gruppendynamik entsteht und dass Steffen und Christophe die jungen Läufer führen.“
Norman Feiler - „Laufevents, die richtig Publikum anziehen“
Mit diesen „jungen Läufern“ meint der LG-Vorsitzende den 21 Jahre alten Hindernisläufer Michael Wilms und einen weiteren Neuzugang: Christian Meisel. Der ebenfalls 21-Jährige kommt vom TV Denzingen und startet über 1.500 Meter sowie über 3.000-Meter-Hindernis und ist bei der Bundeswehr in München stationiert. Die Trainingspläne bekommen die Mittelstreckler allerdings von Pierre Ayadi, dem Trainer der LG Olympia Dortmund.
„Ich hatte auch Anrufe aus Berlin, Hamburg oder Tübingen. Aber so eine Verpflichtung würden wir nie machen. Wir sind regional verwurzelt. Wir wollen die Athleten hier bei uns aufbauen, deren Vermarktung verbessern und die Leichtathletik in München mehr in den Fokus rücken“, sagt Norman Feiler.
Neben dem Stabhochsprungevent in der Innenstadt, bei dem im Juli 2008 die nationale Stabelite vor knapp 15.000 Zuschauern antrat, wünscht sich der LG-Vorsitzende in Zukunft auch „Laufevents, die richtig Publikum anziehen“. Mit den Neuzugängen hat die LG Stadtwerke München nun die Grundvoraussetzung für diesen Zukunftswunsch gelegt.