Lichtkegel weisen den Weg zu Bartels und Mockenhaupt
Freundlich über dem Wolken verhangenen Himmel über dem Olympiapark kreisend, weisen gigantische Lichtkegel auch dem orientierungsschwachen Journalisten den Weg ins Glück. Im Sponsoren-Club des Deutschen Leichtathletik-Verbands treffen nach Abschluss der Wettkämpfe diejenigen, die als wichtig gelten, auf die, die wirklich wichtig sind. Der Auftaktabend kannte allerdings lediglich einen echten Prominenten: Ralf Bartels, 24-jähriger Kugelstoßer aus Malchin in Mecklenburg-Vorpommern, während der Saison meist auf die kleineren Werfermeetings verbannt, stand nach seinem überraschenden Gewinn der Bronzemedaille im gleißenden Scheinwerferlicht.
Nicht nur im Ring macht Ralf Bartels eine gute Figur (Foto: Kiefner)
Und der 1,86 Meter große und 125 Kilogramm schwere Hüne genoss es sichtlich. Lässig an einen Barhocker gelehnt, gab er dem ehemaligen 400-Meter-Läufer Norbert Dobeleit, der als fachkundiger Moderator fungierte, gut gelaunt Auskunft über seinen Gemütszustand. Oder eben erst einmal nicht: "Eigentlich fehlen mir die Worte." Aber Ralf Bartels trägt seinen Spitznamen "Erklärbär" nicht umsonst. "Ich bin schon selbst von mir überrascht. Vor allem von meiner Leistungssteigerung in dieser Saison", gab der sympathische Medaillengewinner zum Besten.Detlef Bock erreichte dann doch noch ein Finale
Seine Kollegen standen derweil etwas abseits. Andy Dittmar und Detlef Bock hatten schließlich auch nicht allzu viel zu feiern. Mit enttäuschenden Leistungen waren sie bereits in der Qualifikation gescheitert. Den Humor fanden sie in trauter Runde mit dem Vizeweltmeister von 1999, Oliver-Sven Buder, allerdings schnell wieder. "Wenn ich 19,75 Meter gestoßen hätte und um nur einen Zentimeter gescheitert wäre, hätte ich hier noch zehn Bier mehr gebraucht, um das zu verkraften", flachste der Berliner Bock, der am Vormittag die Kugel lediglich auf 18,08 Meter gewuchtet hatte.
So richtig freuen konnte er sich dann allerdings doch noch. Der DLV-Sponsor Reisebank bot den Gästen an, sich im Brettspiel "Fehlstart" zu messen und der Kugelstoßer erwies sich als der Geschickteste. "Wenigstens ein Finale erreicht", höhnte Andy Dittmar und widmete sich wieder seinem Sponsorgetränk.
"Mocki" durfte nicht tanzen
Für den süffigen Gerstensaft überhaupt keine Zeit hatte Sabrina Mockenhaupt. Der Lauffloh musste unbedingt den Usern ihrer Website (www.sabrina-mockenhaupt.de) die frohe Kunde von ihrer couragierten Aufholjagd über die 10.000 Meter überbringen. Über eines der Internet-Terminals gebeugt, las die Siegerländerin danach auch noch stolz die neuen Einträge in ihr Gästebuch. Ansonsten verbot ihr der Teamgeist, ihrer Feierlaune allzu viel Ausdruck zu verleihen. "Ich bin mit Claudia Gesell auf dem Zimmer und will nicht allzu spät kommen", bedauerte Mocki. Die sonstigen Gäste mussten deshalb leider auf ihren berühmten "Shakira-Tanz" verzichten.
Auf seine Zimmerkollegen keine Rücksicht nehmen musste Ralf Bartels. Deshalb nahm er das überdimensionale Bierglas, das ihm sein Vorgänger Oliver-Sven Buder reichte, auch bereitwillig an. "Jetzt werde ich meine Teamkameraden noch gebührend anfeuern", kündigte Ralf Bartels jedenfalls an – natürlich nur, wenn er nach seiner Bronzefeier sein Zimmer im Athletendorf noch gefunden hat. Das Athletendorf ist schließlich in der Münchner Dunkelheit nicht so leicht zu finden wie der DLV-Sponsoren-Club.