Lilli Schwarzkopf - „Bin auf einem gutem Weg“
Die Paderbornerin Lilli Schwarzkopf gewann am Sonntag bei den Hallen-Mehrkampf-Meisterschaften in Frankfurt und verteidigte damit erfolgreich ihren Fünfkampf-Titel aus dem Vorjahr. Lesen Sie im Interview, weshalb die 24-Jährige auf einen Start bei den Hallen-Weltmeisterschaften verzichtet und was sie sich für den Sommer vorgenommen hat.

Für einen Hallen-Wettkampf ist es super gelaufen. Ich bin gut zufrieden. Besonders das Kugelstoßen hat mich überrascht.
Über die 14,83 Meter haben Sie sich sehr gefreut, oder? Lilli Schwarzkopf:
Ja, im Training war es zuvor gar nicht gelaufen und jetzt ging es fast bis an die 15 Meter ran. Als mein Vater mir gesagt hatte, dass ich über 14 Meter stoßen kann, habe ich ihm das nicht geglaubt und gesagt ‚Alles klar. Wann denn?‘. Beim Weitsprung und den 800 Metern hat mir noch die Kraft gefehlt. Aber insgesamt war es okay und hat sich schon ganz gut angefühlt. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg, denn wir haben den Schwerpunkt ja auch nicht auf die Halle gesetzt.
Wie kommt es, dass Sie von vornherein gesagt haben, dass Sie nicht zur Hallen-WM fahren wollen? Lilli Schwarzkopf:
Ich möchte mich vernünftig auf die Olympischen Spiele vorbereiten und nicht Mitte März schon meinen Leistungshöhepunkt haben. Falls auch wieder gesundheitliche Probleme dazwischen kommen, hat man so auch eher die Möglichkeit, dem Körper Zeit zur Regeneration zu geben. Zudem sind die Mehrkampf-Meetings in Götzis und Ratingen ja auch immer sehr früh in der Saison und danach werden bereits die Fahrkarten zu den Olympischen Spielen vergeben. Ich will nicht, dass es wieder so läuft wie vor Olympia 2004, als mir gerade einmal vier Punkte gefehlt haben, um nach Athen zu fahren.
Und welchen Stellenwert haben dann diese Deutschen Hallen-Mehrkampf-Meisterschaften für Sie gehabt? Lilli Schwarzkopf:
Ich konnte in Frankfurt überprüfen, wie meine Form ist und wo ich leistungsmäßig stehe. Wie hat das Training bereits angeschlagen und woran muss ich noch arbeiten? Im Grunde war es für mich ein Testwettkampf.
Und wo besteht für Sie noch am meisten Arbeitsbedarf? Lilli Schwarzkopf:
Ganz klar beim Weitsprung und auch bei den 800 Metern. In letzter Zeit bin ich nicht so viel laufen gegangen, da das Wetter sehr wechselhaft war. Ich bin sehr anfällig, wenn es kalt ist und da sind wir kein Risiko eingegangen. Bei den Hürden fehlt es mir auch noch etwas an der Spritzigkeit und das gute Kugelstoßergebnis muss erst einmal stabilisiert werden.
Sie haben bereits die Olympischen Spiele angesprochen, und dass es vor vier Jahren mit der Qualifikation ganz knapp nicht geklappt hat. Dieses Jahr soll es dann auf jeden Fall nach Peking gehen? Lilli Schwarzkopf:
Ja, dieses Jahr wollte ich schon unter den besten drei Deutschen sein. (lacht) 2004 war ich die unglückliche Vierte, aber dieses Jahr soll es, wenn die Gesundheit mitspielt, anders sein.
Bestimmte Platzierungen bei Großereignissen anzupeilen, ist im Mehrkampf immer sehr schwer… Lilli Schwarzkopf:
Ja, es gibt immer Überraschungen. Es tauchen plötzlich sehr gute Mehrkämpferinnen auf, andere Talente verschwinden wieder. Jedes Jahr werden die Karten neu gemischt.
Und was haben Sie sich in Bezug auf die Punktzahl vorgenommen? Lilli Schwarzkopf:
Ich möchte auf jeden Fall in die Nähe meiner Bestleistung kommen. 6.500 Punkte wären schon optimal. Dafür muss aber auch alles rund laufen, von der Vorbereitung bis hin zum Wettkampf. Und man muss mit den Bedingungen in Peking auch erst einmal zurechtkommen.
Wie wird Ihre Vorbereitung auf den Sommer aussehen? Lilli Schwarzkopf:
Wir werden zunächst zwei bis drei Trainingslager absolvieren. Insgesamt wird sich nicht viel im Vergleich zu den letzten Jahren ändern. Vielleicht arbeiten wir noch etwas konzentrierter, intensiver und mit mehr Verstand.
Die Schwedin Carolina Klüft, die in den vergangenen Jahren den Siebenkampf dominiert hat, überlegt, ob sie künftig nur noch weitspringen will. Würden Sie sich darüber freuen oder es eher bedauern? Lilli Schwarzkopf:
Carolina Klüft hat den Siebenkampf aufleben lassen, daher wäre es schade, wenn sie nur noch weitspringt. Sie würde einen Teil des Mehrkampfs mitnehmen. Ob der Stellenwert, den sie dem Siebenkampf verliehen hat, bleibt, weiß ich nicht. Es ist unglaublich, was sie für den Siebenkampf geleistet hat. Ob jemand die Größe hat, sie sportlich und als Person zu ersetzen, ist fraglich.
Zu einem ganz anderen Thema: Zum Ende des vergangenen Jahres gab es Probleme mit der Finanzierung Ihres Vaters, der ja auch gleichzeitig Ihr Trainer ist. Haben sich diese Probleme geklärt? Lilli Schwarzkopf:
Nein, leider noch nicht so, dass man sagen könnte, das ganze hat eine Zukunft. Es bewegt sich zwar einiges, aber mein Verein, der LC Paderborn, ist auch nur ein kleiner Verein. Aber wir arbeiten daran, alles zu klären.