Lilli Schwarzkopf - „Es ist stürmischer“
Lilli Schwarzkopf hat beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen ihre Position als derzeit stärkste deutsche Siebenkämpferin eindrucksvoll verteidigt. In ihrer kontinuierlichen Entwicklung parkt die Paderbornerin nun bei auch für die Olympischen Spiele in Peking (China) vielversprechenden 6.536 Punkten. Wie die 24-Jährige ihre Leistung und ihre Lage einschätzt, erfahren Sie im Interview.
Lilli Schwarzkopf, mit dem größten Fanclub im Rücken geht es von Ratingen nach Peking. Wie glücklich sind Sie im Moment?Lilli Schwarzkopf:
Sehr glücklich. Ich kann es kaum glauben. Es fühlt sich momentan sehr, sehr gut an. Ich bin so zufrieden.
Wie sehr motiviert Sie so eine Unterstützung eines eigenen Anhangs wie am Wochenende noch zusätzlich?
Lilli Schwarzkopf:
Es ist das i-Tüpfelchen, das toppt. Eine wahnsinnige Unterstützung, die einen stärkt. Es waren nach Ratingen zwei Busse gekommen, einer aus Siebenstern und einer aus Paderborn.
Konnte Sie am Wochenende nach der Bestleistung im Speerwurf von 54,81 Metern auf den abschließenden 800 Metern überhaupt noch etwas stoppen?
Lilli Schwarzkopf:
Oh Gott, so weit hatte ich in dem Moment gar nicht gedacht. Ich wollte einfach noch die zwei Stadionrunden hinter mich bringen und das in einer relativ guten Zeit. Ich bin dann auch gut gelaufen. Jetzt sind die 6.500 Punkte da, ich freue mich wie noch nie zuvor, weil das für mich eine ziemlich hohe Hausmarke ist.
Was bedeutet diese hohe Hausmarke ganz persönlich?
Lilli Schwarzkopf:
6.500 Punkte, das ist schon etwas Besonderes, richtig cool. Das tut gut. Das ist genauso, wie die Schallmauer von 6.000 Punkten zu durchbrechen.
Was ist jetzt das nächste Ziel?
Lilli Schwarzkopf:
Ich will mich noch weiterentwickeln. Ich bin noch lange nicht an dem Stand, wo ich sage: Hey, das reicht jetzt für mich! Nein, ich will mich noch ein bisschen steigern können. Ich hoffe, dass ich das ein oder andere noch ausarbeiten kann. Ich möchte die technischen Disziplinen noch mehr stabilisieren. Im Kugelstoßen und Hochsprung ist noch etwas drin. Die Hürden sind auch noch eine kitzlige Disziplin, der Weitsprung… Es ist überall noch Potenzial.
Wenn Sie den Blick zu den Olympischen Spielen richten, sind 6.600 Punkte und eine Medaille möglich?
Lilli Schwarzkopf:
Ja, klar… (lacht) Ich hätte nichts dagegen. Jetzt will ich mich aber erst wieder besinnen und dann neu angreifen. Ich habe noch sieben Wochen, dann werden wir es sehen. Ich möchte mich gut vorbereiten. Vielleicht kann ich noch etwas draufpacken. Ich rechne damit, dass man in Peking mit 6.600 Punkten auf jeden Fall eine Medaille holen kann. Ob das aber für mich realistisch möglich ist, weiß ich noch nicht. Für Peking geht es einmal um die Welt und dann ist man plötzlich in einer anderen Kultur. Da muss man erst schauen, ob man damit zurecht kommt.
Einen solchen Kultursprung haben Sie aber letztes Jahr schon einmal bei der WM in Japan durchlebt...
Lilli Schwarzkopf:
Einen Kulturschock…
Wie groß wird der Asien-Schock dieses Jahr noch sein, was erwarten Sie?
Lilli Schwarzkopf:
Ich hoffe, dass mich diesmal nicht mehr soviel umreißen kann und dass ich besser vorbereitet bin. Ich weiß jetzt, in welche Richtung das ungefähr geht. Ich denke schon, dass mir die Erfahrungen des letzten Jahres etwas helfen und dass es ganz wichtig sein kann, diese gewonnen zu haben.
Vermissen Sie eigentlich den schwedischen Superstar Carolina Klüft in der Siebenkampf-Szene?
Lilli Schwarzkopf:
Es ist das gewohnte Bild, das zerstört ist. Es gibt noch kein neues. Entsprechend muss etwas Ordnung in die Siebenkampf-Szene. Es wird jetzt viel stürmischer sein, hin und her gehen. Man wird mit allem rechnen können.
Aber das Rennen ist viel offener geworden...
Lilli Schwarzkopf:
Das auf jeden Fall. Es wird für die Zuschauer spannender sein. Es kann Unvorhergesehenes kommen.