Lilli Schwarzkopf gibt nicht auf
Sie wird zurzeit auf Händen getragen. Unfreiwillig. Während Diskus-Olympiasieger Robert Harting (SCC Berlin) lässig über die Ferienanlage auf Kreta schlendert und Beachvolleyballer Jonas Reckermann sich beim Bolzen verausgabt, ist für Lilli Schwarzkopf (LG Rhein-Wied) beim "Champion des Jahres" Humpeln das maximal Machbare.
Nach ihrem Achillessehnenriss im rechten Fuß steht die Siebenkämpferin, die bei den Olympischen Spielen in London (Großbritannien) Silber holte, vor einer ungewissen sportlichen Zukunft. Wann sie wieder auf dem Platz stehen wird, ist völlig offen. Ihr WM-Start im August 2013 in Moskau (Russland) ist kaum noch realistisch."Der eine Arzt sagt, ein halbes Jahr Belastungspause, der andere, ein Jahr. Das ist schwer zu sagen", sagte Lilli Schwarzkopf. "Die Wunde heilt zurzeit ganz gut, aber was die Sehne macht, da kann man nicht reinschauen. Entscheidend ist jetzt, dass ich gut behandelt werde und erstmal in kompetente Hände komme."
Wechselbad der Gefühle in London
Es war ein sonniger Tag in diesem denkwürdigen Londoner Sportsommer, als die 29-Jährige ins kollektive deutsche Sport-Gedächtnis lief. Durch ein Versehen einer Kampfrichterin war sie nach dem Siebenkampf ihres Lebens wegen angeblichen Verlassens der Bahn zwischenzeitlich disqualifiziert worden, ehe sie am Ende doch noch ihre Medaille bekam. Dabei hatte sich die gebürtige Kirgisin erst beim abschließenden 800-Meter-Lauf vom fünften auf den zweiten Rang vorgeschoben.
Dem unvergesslichen Abend des 4. August folgte nur wenige Wochen später der Tiefpunkt. Mit der Verarbeitung der schweren Verletzung, erlitten beim Auftakt des Mehrkampfes in Talence (Frankreich), hat die blonde Sportlerin gerade erst begonnen. "Ich hatte noch gar keine Chance, runterzukühlen und darüber nachzudenken, was in der letzten Zeit alles passiert ist. Jetzt mit der OP hat es sich in meinem Kopf natürlich noch mehr gedreht. Jetzt muss ich noch mehr verarbeiten. Das wird alles ein bisschen länger brauchen."
Willkommener Urlaub
Die Tage der Erholung im Robinson-Klub auf Kreta, wo sie auf Einladung der Deutschen Sporthilfe zusammen mit 87 anderen deutschen Spitzensportlern die Saison ausklingen lässt, kommen da gerade recht. Bei der Abstimmung zum "Champion des Jahres", in der die rund 3.800 unterstützten Sportler ihren Besten wählen, kam sie in die engere Auswahl. "Ich war echt baff, damit hätte ich nicht gerechnet." Am Freitag fällt die Entscheidung. "Eigentlich hat es jeder, der hier ist, verdient, den Titel zu holen."
Ob sie am Ende gewinnt und das gesponsorte Auto bekommt, ist ihr ziemlich egal. Für Lilli Schwarzkopf zählt erst einmal nur die Gesundheit. Ob sie angesichts der unterschiedlichen Prognosen der Ärzte überhaupt noch auf den Trainingsplatz zurückkommt? "Auf jeden Fall. Ich habe noch nie aufgegeben."
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)