Lilli Schwarzkopf - „Haben unseren Weg gemacht“
2012 war für Lilli Schwarzkopf ein Jahr der Extreme. Silber bei Olympia mit Bestleistung und das nach einer zwischenzeitlichen Disqualifikation. Es folgte zum einen viel Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und zum anderen mit einem Achillessehnenriss eine böse Verletzung. Im Interview lässt die Siebenkämpferin von der LG Rhein-Wied, die mit 41,81 Prozent zur „Leichtathletin des Jahres“ gewählt wurde, ihr Olympiajahr Revue passieren und spricht über den Weg der kleinen Schritte zurück.
Lilli Schwarzkopf, herzlichen Glückwunsch zur Wahl zur „Leichtathletin des Jahres“. Wie schätzen Sie diese Auszeichnung, gerade nach den bereits zahlreichen Ehrungen der letzten Wochen, ein?Lilli Schwarzkopf:
Natürlich hoch. Es ist noch einmal etwas ganz Besonderes, für ein Olympisches Jahr eine solche Auszeichnung zu bekommen. Ich freue mich über jede Wählerstimme. Ich bin dermaßen froh, dass ich von so vielen gewählt wurde. Das zeigt, dass unsere Arbeit geschätzt wird. Das freut mich ungemein.
Sie wurden in den letzten Wochen unter anderem auch als „Rheinland-Pfalz Sportlerin des Jahres“ ausgezeichnet und landeten bei der Wahl der deutschen „Sportlerin des Jahres“ auf Platz drei. Fühlt sich dieser Aufstieg ein bisschen wie von Null auf Hundert an?
Lilli Schwarzkopf:
Von Null auf Hundert bin ich im Sommer durchgestartet. Mit mir hatte definitiv keiner gerechnet. Dementsprechend war es eine ganz tolle Leistung, die ich nach so vielen Jahren zeigen konnte. Ich war auf den Punkt genau topfit und konnte trotz Unannehmlichkeiten meine Leistung bringen.
In London hatten Sie gesagt, dass mit diesem Erfolg für eine kleine Athletin ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Wie sehr sind Sie damit gewachsen?
Lilli Schwarzkopf:
Man musste schon vorher wachsen für die Rolle, auf die man jahrelang hingearbeitet hat. London, die Olympischen Spiele, das war der Wettkampf, wo ich meine Leistung offen zeigen konnte. Dort konnte ich mich auf dem höchsten Stand messen. Nach den Olympischen Spielen kam natürlich viel Pressearbeit und sehr viel Aufmerksamkeit auf einen zu. Plötzlich hören einem viele Journalisten zu, die vorher noch nicht einmal hingeschaut haben. Entsprechend geht es auch wieder schnell vorbei. Dieses Auf und Ab ist schon sehr markant.
Was überwiegt dabei, das Positive oder das Negative?
Lilli Schwarzkopf:
Ich bleibe definitiv bei den positiven Dingen. Das Negative gehört auch dazu. Die Journalisten sind dafür da, um Sensationen mitzunehmen. Für mich war der Sport allerdings nie Mittel zum Zweck, um in die Schlagzeilen zu kommen. Mir macht der Sport Spaß und ich habe jetzt das erreicht, wovon ich geträumt habe. Deshalb ist es schön, wenn man die Leute sagen hört, dass sie mit einem gelitten haben, dass sie ihre eigene persönliche Geschichte mit meiner Geschichte verknüpfen und mich dadurch persönlich etwas mit dem einzelnen Zuschauer verbindet.
Das große Thema war immer Ihre zwischenzeitliche Disqualifikation nach den 800 Metern. War Ihnen der öffentliche Fokus zu sehr darauf gelegt?
Lilli Schwarzkopf:
Ja, das leider auch. Man wurde zu sehr mit dieser Disqualifikation in Verbindung gebracht. Für mich steht aber nach wie vor die Leistung im Vordergrund. Viele können es natürlich nicht einschätzen. Siebenkampf steht nicht allzu oft im Fokus.
Wenn Sie Ihr ganzes Jahr 2012 mit dem Weg nach London Revue passieren lassen. Was waren die Meilensteine, was war der Schlüssel für den Erfolg?
Lilli Schwarzkopf:
Das Jahr 2012 hatte für mich gut angefangen. Ich konnte relativ gut durchtrainieren. Wir waren auch relativ flexibel, so dass wir einige Trainingslager gemacht haben. Wir konnten ruhig arbeiten, auch wenn ich nicht so einfache Rahmenbedingungen habe. Wir konnten uns aber trotzdem das nehmen, was wir brauchen. Das hat sich ausgezahlt. Man konnte schon in Götzis sehen, dass ich auf einem weitaus besseren Stand war als die Jahre davor. Man hätte schon dort erkennen können, dass ich das Potenzial für eine höhere Punktzahl habe. Entsprechend wäre es glücklicher gewesen, wenn man das realisiert hätte und ich meinen Trainer in London offiziell mit Akkreditierung dabei gehabt hätte. Leider hat man das nicht erkannt. Aber wir haben trotzdem unseren Weg gemacht.
Es war immer Ihr großes Ziel, einen perfekten Siebenkampf zu haben. Haben Sie mit Olympia-Silber und einer neuen tollen Bestleistung von 6.649 Punkten dieses Ziel schon erreicht?
Lilli Schwarzkopf:
Sagen wir mal so: der Siebenkampf in London war vollkommen, aber er war noch nicht perfekt. Ich habe nur eine Bestleistung gehabt. So einzusteigen, das war ein tolles Gefühl in London. Aber ich hätte da gerne noch weiter gemacht. Es hatte sich unglaublich gut angefühlt. Auf dem Niveau hätte ich auch jetzt gerne noch weitergearbeitet. Nach dem Achillessehnenriss stehe ich nun vor einer ganz besonderen Herausforderung. Ich muss erst wieder Fuß fassen.
Wie geht es Ihnen im Moment?
Lilli Schwarzkopf:
Der Sehne geht es eigentlich ganz gut. Die MRT-Bilder sind recht positiv. Momentan verbringe ich noch drei, vier Stunden täglich mit Rehamaßnahmen für den Aufbau, um dann schön langsam wieder in den normalen Tagesablauf zu kommen. Der Fuß bestimmt den ganzen Ablauf. Das Wetter macht mir momentan ein bisschen zu schaffen. Es ist einfach zu kalt. Wenn die Sonne wieder herauskommt und die Temperaturen wieder nach oben klettern, dann wird es noch weitaus besser werden.
Die Verletzung verlangt Ihnen noch einiges an Geduld ab…
Lilli Schwarzkopf:
Geduld, das ist ein Wort, das Sportler überhaupt nicht mögen. Ja, das verlangt einem schon einiges ab. Man muss wieder ganz von vorne anfangen, das Gehen wieder lernen. Es kommt schnell wieder, aber es braucht alles seine Zeit.
Welche Ziele können Sie sich trotzdem schon setzen?
Lilli Schwarzkopf:
Ich werde auf jeden Fall schauen, dass ich wieder auf meine Füße komme. Dass ich nach und nach wieder anfange zu laufen. Ich denke, dass der Rest dann recht schnell wiederkommen wird, dass ich mich aufbaue und eventuell im Sommer schon wieder auf dem Platz stehe.
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