| EM 2014

Lilli Schwarzkopf hat es sich selbst bewiesen

Lilli Schwarzkopf war nur eine Saison weg, doch wenn sie in die vielen jungen Gesichter der DLV-Nationalmannschaft bei der EM in Zürich (Schweiz) blickt, dann kommt ihr das viel länger vor. Für die Siebenkämpferin selbst ist aber vor allem wichtig, dass sie nach ihrem Achillessehnenriss vom Sommer 2012 überhaupt wieder dabei ist.
Christian Fuchs

Rückblickend stellt Lilli Schwarzkopf, die inzwischen für die LG Hannover startet, nämlich fest: "Dass ich wieder auf der Bahn stehe, war nicht absehbar."

Die Ärzte hatten der vom Pech verfolgten Olympia-Zweiten wenig Hoffnung gemacht, dass sie es noch einmal zurück in den Leistungssport schafft. Und selbst manche Physiotherapeuten hätten keinen Pfifferling darauf gesetzt, dass sie noch einmal einen Siebenkampf auf Weltniveau bestreiten wird.

Doch Lilli Schwarzkopf ist eine Kämpferin. Sie wollte es vor allem sich beweisen und erst einmal für sich selber herausfinden, ob es nicht doch zu einem erfolgreichen Comeback reicht. Sie hatte den Mut zum Neuanfang und stellte sich im Mai wieder in Götzis (Österreich) den weltbesten Siebenkämpferinnen. Mit 6.215 Punkten lieferte sie einen respektablen Wettkampf ab. Dann drehte sie als Ratingen-Siegerin noch einmal mehr auf.

Mit Optimismus in den EM-Siebenkampf

Vor dem EM-Siebenkampf in Zürich gehört die 30-Jährige mit 6.426 Punkten nun bereits wieder zu den besten Acht der Welt. Jetzt kann sie vor ihrem Auftritt im Letzigrund wieder mit einer Portion Optimismus sagen: "Ich habe gut trainiert. Ich hoffe, ich kann einiges umsetzen."

Doch der Weg bis hierhin stellte sich alles andere als einfach dar. "Diese Phase von der ersten Prognose der Ärzte bis zu dem Zeitpunkt, als ich wieder Spikes anziehen konnte, war extrem schwer. Es war aber jeden Tag ein Schritt mehr. Das hat mich motiviert. Die kleinen Sachen, jeden Tag ein bisschen mehr zu können - das hat es ausgemacht", sagt Lilli Schwarzkopf.

Trotzdem fiel es ihr unheimlich schwer, die nötige Geduld aufzubringen. Doch es blieb ihr nichts anderes übrig. Im Sport konnte sie selbst Einfluss nehmen auf ihre Form und ihre Leistung. Bei dieser schweren Verletzung verlangte der Körper aber einfach nur Zeit, viel Zeit zum Heilen. "Das sind Prozesse. Da kannst du nicht tricksen. Das kann man nicht wie im Wettkampf mit Willen lösen", musste Lilli Schwarzkopf selbst erkennen.

Noch nicht wieder das höchste Niveau

Und auch jetzt ist noch längst nicht alles so, wie es früher war. Das Körpergefühl in dem von dem Achillessehnenriss beeinträchtigten Bein ist ein anderes. Und wahrscheinlich wird es auch nie wieder so sein wie früher. Manches musste neu antrainiert werden. Damit hat sich Lilli Schwarzkopf arrangiert. "Es fühlt sich in den Wettkämpfen schon noch anders an. Ich weiß, dass ich nicht auf dem höchsten Niveau bin. Dafür fehlt es noch an ein, zwei Jahren", merkt sie an.

Auch ein bisschen ein Umdenken war erforderlich. Jetzt, so sagt Lilli Schwarzkopf, will sie den EM-Siebenkampf genießen: "Ich weiß, dass ich hätte hier auch gar nicht stehen können."

Neben dem Hintergrund der Verletzung betrachtet sie so ein Großereignis inzwischen auch ein wenig anders. Die Jahre der Erfahrung spielen mit. Außerdem hatte sie vor zwei Jahren bei Olympia ihren großen Coup gelandet.

"Einiges gelernt"

"Ich habe einiges gelernt und mich weiterentwickelt", stellt Lilli Schwarzkopf außerdem für sich persönlich mit Blick auf die jüngste Vergangenheit fest. So arbeitete sie mit dem Neuro-Coach Dr. Ulrich Conrady zusammen: "Das sind vernünftige Konzepte, mit denen ich auch etwas anfangen kann. Diese würde ich gerne umsetzen."

Und dafür würde sie sich auch gerne wieder Zeit nehmen, denn die nächsten Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien) sind jetzt natürlich wieder ein Thema. Zunächst einmal zählt es aber bei der EM in Zürich. Und dort könnte Lilli Schwarzkopf auch bereits wieder eine gute Rolle spielen. Damit würde sie es sich nicht nur einmal mehr selbst beweisen, sondern auch einigen, die nach der Verletzung an ihrem Comeback gezweifelt haben.

 

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