Lars Börgeling in Karlsruhe als "Jeck" zum Sieg
Beim Hallen-Meeting in Karlsruhe lieferten die internationalen Stars, die Athletenmanger Alain Blondel in die Europahalle locken konnte, vor einem vollen Haus ordentliche Leistungen ab. Haile Gebreselassie (Äthiopien) und Yamile Aldama (Kuba) markierten neue Weltjahresbestleistungen. Den bemerkenswertesten Auftritt der insgesamt spärlich vertretenen deutschen Top-Athleten zeigte Vize-Europameister Lars Börgeling, der sich passend zum Karneval eine schwarze Perücke übergezogen hatte, als Sieger im Stabhochsprung.
Die Veranstaltung begann bereits mit einem Kracher. Die Kubanerin Yamile Aldama holte sich im Dreisprung mit einem Satz auf 14,88 Meter die Führung in der weltweiten Jahresbestenliste zurück und setzte damit bereits früh einen sportlichen Höhepunkt des Abends.Für einige Konfusion sorgten die Hürdensprints. Der erste Vorlauf der Frauen wurde wiederholt, was ganz im Sinne der Deutschen Meisterin Nadine Hentschke war, die sich dann in 8,09 Sekunden in das Finale lief. Dort musste sich die Mannheimerin in 8,10 Sekunden nur der jamaikanischen Favoritin Lacena Golding-Clarke (7,95 sec) geschlagen geben.
Ein nachträgliches Opfer der neuen Fehlstartregel wurde Colin Jackson. Obwohl er erst von den verwirrten Kampfrichtern wieder auf die Bahn geschickt wurde und man ihn als Zweiten in neuer Saisonbestzeit von 7,49 Sekunden ins Ziel laufen ließ, setzte man sich nachher noch einmal zusammen und entschied, den Briten nun doch zu disqualifizieren. Der glänzend aufgelegte Sieger hiess unabhängig von dem ganzen Durcheinander Anier Garcia (7,47 sec) und kam aus Kuba. Bereits nach dem Vorlauf mussten sich die Deutschen Falk Balzer (7,85 sec) und Mike Fenner (7,78 sec) verabschieden.
Auf den flachen 60 Metern wurde Sevatheda Fynes von den Bahamas mit einer Siegerzeit von 7,14 Sekunden ihrer Favoritenrolle gerecht. Die Wattenscheiderin Esther Möller (7,26 sec) war als Vierte beste Deutsche. Sie war aber im Vorlauf noch exakt eine Hundertstel schneller gelaufen. Der Versuch von Frankie Fredericks (Namibia), die Weltbestzeit vom Brasilianer Robson Da Silva (32,19 sec) über 300 Meter zu knacken, scheiterte um 17 Hundertstel.
Jolanda Ceplak nur knapp unter zwei Minuten
Hallen-Weltrekordhalterin Jolanda Ceplak mühte sich über 800 Meter mit der Zwei-Minuten-Marke und spürte die Kanadierin Diane Cummins im Nacken. Mit einem konzentrierten Finish konnte sich die Slowenin in 1:59,97 Minuten behaupten. Trotzdem bleibt anzumerken, dass sie noch weit von der Form des Vorjahres entfernt ist. Im Männerrennen, das ohne den deutschen Olympiasieger Nils Schumann den Schlusspunkt des Meetings bildete, setzte sich der dänische Europameister Wilson Kipketer mit einer guten Zeit von 1:44,96 Minuten gegen den Südafrikaner Hezekiel Sepeng (1:45,12 min) durch.
Über 1.500 Meter stahl vorher der junge Kenianer Cornelius Chirchir dem französischen Europameister Mehdi Baala, der Dritter wurde, in sehr guten 3:34,85 Minuten die Show. Als Alleinunterhalter präsentierte sich auf der doppelten Distanz hingegen der Äthiopier Haile Gebreselassie. In 7:28,29 Minuten lief er überlegen den Sieg mit neuer Weltjahresbestzeit nach Hause und wurde auf der Ehrenrunde entsprechend vom Publikum in der Europahalle gefeiert.
Lars Börgeling maskiert zum Höhenflug
Aus unterschiedlichen Gründen zogen bereits zu Beginn des Abends drei der deutschen Stabhochspringer die Aufmerksamkeit auf sich. Die für die Hallen-WM nominierten Michael Stolle und Tim Lobinger leisteten sich einen "Salto Nullo" und verabschiedeten sich damit als Erste aus dem Wettbewerb. Der Hallen-Europameister kämpfte wohl auch noch mit den Folgen seiner Grippe und verzichtete auf seinen dritten Versuch.
Dagegen hatte Vize-Europameister Lars Börgeling eine karnevalistische Überraschung parat. Er überquerte mit rabenschwarzer Lockenperücke und keckem Brillenschmuck seine erste Höhe von 5,53 Metern. Die Maskierung beflügelte ihn scheinbar zu weiteren Höhenflügen. Mit 5,73 Metern gewann er die Konkurrenz vor seinem Kumpel, dem Niederländer Rens Blom (ebenfalls 5,73 m).
Die Weitspringer verpassten mit dem Marokkaner Younes Moudrik und Ignisious Gaisah aus Ghana (beide 7,98 m) an der Spitze die Acht-Meter-Marke knapp. Seiner Rolle als Minimalist wurde einmal mehr der britische Dreisprung-Star Jonathan Edwards gerecht. Nur dreimal ging er zum Anlauf, 17,02 Meter aus dem zweiten Versuch reichten zum Sieg.
Die kompletten Resultate finden Sie in der leichtathletik.de-Ergebnisrubrik...
Stimmen aus Karlsruhe
Lars Börgeling (Sieger Stabhochsprung):
"Das war alles relaxt heute. Für mich war es der letzte große Wettkampf der Hallensaison. Ich mache nur noch morgen ein Showspringen in Bad Oeynhausen. Deshalb geht man lockerer heran, das war diesmal das Erfolgsgeheimnis. Es hat einfach geklappt. Die Hallen-WM ist leider für mich abgefahren. Ich freue mich heute auch für Rens Blom, wir sind sehr gute Freunde. Es wäre auch kein Drama gewesen, wenn ich gegen ihn verloren hätte. Ich wünsche ihm und den deutschen Startern alles Gute für Birmingham."
Haile Gebreselassie (Sieger 3.000 m):
"Ich bin zufrieden. Die Zeit ist recht gut, aber ich kann noch schneller laufen. Ich habe den Marathon noch nicht aus den Augen verloren, nach der WM in Paris und den Olympischen Spielen 2004 in Athen, wo ich 10.000 Meter laufen möchte, will ich das wieder in Angriff nehmen. Ich würde im Marathon gerne die Weltbestzeit verbessern. Das ist noch ein Ziel, das ich habe."
Wilson Kipketer (Sieger 800m):
"Ich bereite mich gerade intensiv auf die Hallen-WM in Birmingham vor. Deshalb war es heute nicht einfach zu laufen."
Colin Jackson (2. Platz 60 m Hürden):
"Auf der Videowand hat es nicht nach einem Fehlstart ausgesehen. Die Entscheidung war sehr eng."
Frankie Fredericks (Sieger 300m):
"Ich bin gekommen, um mein Glück über die 300 Meter zu versuchen. Aber das ist doch ein Stück länger als 200 Meter. Bei der Hallen-WM in Birmingham werde ich nicht mehr laufen, weil meine Frau Nachwuchs erwartet. Deshalb will ich an ihrer Seite sein."
Esther Möller (4. Platz 60 m):
"Ich habe in diesem Winter sehr viele Wettkämpfe gemacht, um wieder reinzukommen und das Gefühl wiederzufinden. Ich denke, dass ich jetzt wieder dabei bin und hoffe, dass ich im Sommer gesund durchkomme."
Siegfried König (Meetingdirektor):
"Ich bin mit den Leistungen sehr zufrieden. Wir haben das beste Meeting seit Jahren in der Europahalle gesehen."
Alain Blondel (Athletenmanager):
"Wir hatten ein volles Haus. Das Publikum war wunderbar. Es ist der Beweis, dass die Leichtathletik eine super Sportart ist. Nur ein paar Kleinigkeiten haben nicht gepasst. Wir dürfen aber heute nicht enttäuscht sein."