Lilli Schwarzkopf macht Sprung hin zur Weltelite
Lilli Schwarzkopf hat beim Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich) für die Überraschung aus deutscher Sicht gesorgt. Die Paderbornerin lieferte am Wochenende mit 6.335 Punkten den besten Siebenkampf einer Deutschen seit dem Rücktritt von Sabine Braun vor vier Jahren ab. Damit kam sie auf einen exzellenten dritten Platz.
Lilli Schwarzkopf lieferte in Götzis einen tollen Wettkampf ab (Foto: Chai)
"Ich bin sehr erfreut und zu 95 Prozent zufrieden, aber ich habe es noch nicht ganz realisiert", stellte die selbstkritische Athletin fest.Lilli Schwarzkopf, deren Bestleistung bei bisher 6.196 Punkten lag, machte am Sonntag da weiter, wo sie am Samstag aufgehört hatte, indem sie ihre Stärken im Speerwurf (50,58 m) und auf den 800 Metern (2:13,23 min) gnadenlos ausspielte. Mit dieser Leistung schaffte sie auch den Sprung in die Weltspitze.
Selbst wollte sie das aber noch nicht so sehen: "Um in der Weltelite Mitglied zu sein, bedarf es noch viel mehr, vor allem auch an Erfahrung. Aber ich bin auf dem Sprung dahin."
Besser als die U23-EM-Zweite waren an diesem Wochenende nur die einen klaren Favoritensieg verbuchende Carolina Klüft (Schweden; 6.719), die nach dem Wettkampf davon sprach, dass sie nun wisse, wo sie stehe und woran sie noch arbeiten müsse, und Hallen-Weltmeisterin Lyudmila Blonska (Ukraine; 6.448).
Auch Claudia Tonn mit Norm
Nicht überraschend kam der gute zweite Tag von Claudia Tonn (LC Paderborn). Die Deutsche Hallenmeisterin im Weitsprung machte sich an die Aufholjagd und kämpfte nach 6,50 Metern in ihrer Paradedisziplin mit letztlich 6.150 Zählern, die sie auf einen neunten Platz brachten, noch erfolgreich um die EM-Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes von 6.100 Punkten. "Die Norm für die EM ist gut, aber mit der Punktzahl bin ich nicht ganz zufrieden."
Der starke Auftritt von Lilli Schwarzkopf und die gute Leistung Claudia Tonn bedeuteten für die Olympia-Sechste Sonja Kesselschläger (SC Neubrandenburg) auch die erste innerdeutsche Niederlage bei einem beendeten Siebenkampf seit 2003. Die Olympia-Sechste kam in Götzis, von einer Gesäßmuskelverletzung gehemmt, über 6.101 Punkte und Rang zehn nicht hinaus, konnte aber damit zumindest ebenfalls die Norm schon abhaken, ehe es in vier Wochen beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen darum geht, sich mit einem Platz unter den ersten Drei das EM-Ticket nach Göteborg (Schweden) endgültig zu sichern.
"Das Wochenende war nicht so gut", sagte sie, "der Wettkampf war leicht von Schmerzen durchzogen. Zufrieden bin ich damit, dass ich am Ende noch die 6.100 gemacht habe. Aber in Ratingen geht es wieder ganz von vorne los."
Götzis-Debüt von Julia Mächtig
Ein gelungenes Debüt im "Mehrkampf-Mekka" feierte Julia Mächtig. Die junge Athletin vom SC Neubrandenburg stellte mit 5.862 Punkten eine neue persönliche Bestleistung auf (bisher 5.830).
Karin Ertl (LG Domspitzmilch Regensburg) und Katja Keller (LG Nike Berlin) mussten ihre Hoffnungen auf die EM-Norm bereits am Sonntagvormittag wegen einer Verletzung bzw. einem Weitsprung-Wettkampf ohne gültigen Versuch begraben (wir berichteten).
"Drei EM-Normen, das ist okay", sagte DLV-Disziplintrainer Klaus Baarck in seinem Fazit, "Lilli machte einen hervorragenden Wettkampf mit kaum einer Schwäche darin." Von seinem persönlichen Schützling Sonja Kesselschläger hätte er sich selbst mehr erwartet: "Es fehlte überall ein bisschen, es fehlte der Funke." Von der aufkommenden Konkurrenz erhofft er sich aber neue Reize: "Das belebt das Geschäft."
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