Behindertensport - Deutsche Rekorde in Leverkusen
Die 1. Internationalen Deutschen Leichtathletik Hallen- und Winterwurfmeisterschaften der Behinderten auf der Manforter Fritz-Jacobi-Anlage waren am vergangenen Wochenende ein voller Erfolg. Die anlässlich des 100jährigen Bestehens des TSV Bayer 04 ausgetragene Veranstaltung lockte 175 Sportler aus 12 Nationen an. Die Sportler demonstrierten schon früh in der Paralympics - Saison ihr Leistungsvermögen und fühlten sich in Leverkusen sichtlich wohl.
Andrea Hegen erzielte einen neuen deutschen Rekord (Foto: Zeimer)
Am Ende standen für die deutschen Athleten fünf Athen-Normen und zwei deutsche Rekorde zu Buche, die erfreulicherweise von zahlreichen Medienvertretern begleitet wurden. Leider hatte es der Wettergott mit dem Wort Winterwurfmeisterschaften allzu ernst genommen. So mussten die Athleten bei widrigen äußeren Bedingungen nicht nur gegen die Normen sondern auch gegen das Wetter kämpfen.
Umso überraschender waren die Leistungen am ersten Tag. Andrea Hegen verbesserte zum Auftakt ihren eigenen deutschen Rekord auf 34,59 Meter und sicherte sich den Titel. Die Schülerin mausert sich damit immer mehr zur Medaillenkandidatin für Athen.
Auch die zweite Speerwerferin von Steffi Nerius, Victoria Gramatke, konnte mit 27,76 Metern überzeugen. Im Diskuswerfen der Männer sicherte sich Rainer Schwinden mit der neuen Rekordweite von 25,93 Metern etwas überraschend den Titel in der offenen Klasse.
Faustdicke Überraschung
Georg Meyer musste sich bei seinem Comeback in der offenen Klasse über 60 Meter genauso dem Sehbehinderten Thomas Ulbricht geschlagen geben wie über 200 Meter Vereinskollege Lukas Grüner. Beide sicherten sich die Vizemeisterschaft. Zu ganz großer Form lief Heinrich Popow über 200 Meter auf. In der offenen Klasse lieferte sich der Oberschenkelamputierte ein heißes Duell mit dem französischen Vizeweltmeister Clavel Kayitare und verbesserte sich auf glänzende 28,08 Sekunden.
Für eine faustdicke Überraschung sorgte Lukas Grüner über 400 Meter. Der junge Athlet von Diana Schlossmacher teilte sich das Rennen über 400 Meter geschickt ein, kämpfte auf der Zielgeraden den Österreicher Robert Mayer nieder und sicherte sich mit 57,00 Sekunden den ersten Titel im Seniorenbereich. Dabei verbesserte Lukas Grüner seine Bestzeit um mehr als eine Sekunde.
Für Heinrich Popow gab es bei diesen Meisterschaften noch zwei weitere Vizemeisterschaften. Im Weitsprung musste er sich mit 5,06 Metern dem überragenden Springer der Hallensaison, Wojtek Czyz, geschlagen geben, der mit 5,82 Metern seine Ausnahmestellung unter Beweis stellte. Im Hochsprung musste Heinrich Popow dann seinem starken Finish über 200 Meter Tribut zollen und belegte mit übersprungenen 1,55 Metern Platz zwei.
Drei weitere Athen-Normen
Die beiden erfahrensten Bayer-Athleten, Michaela Daamen und Jörg Frischmann, knüpften an die bisherigen Hallenleistungen an und erzielten drei Athen-Normen. Während sich Michaela Daamen mit 11,00 Metern im Kugelstoßen und 32,32 Metern im Diskuswerfen zudem zwei Titel sicherte, musste sich Jörg Frischmann im Kugelstoßen mit 14,36 Metern dem Paralympics-Favoriten Jackie Christiansen (Dänemark) geschlagen geben.
In glänzender Form präsentierte sich Annalena Knors. Die Sehbehinderte steigerte sich bei ihrem zweiten Platz über 60 Meter auf 8,63 Sekunden und stellte im Hochsprung mit 1,45 Metern eine neue Hallenbestleistung auf. Im Weitsprung mussten sich Annalena Knors (4,75 m) und Astrid Höfte (3,94 m) trotz ansprechender Leistungen in der offenen Klasse mit Platz sechs bzw. sieben zufrieden geben.
Idee soll sich etablieren
Besonders erfreulich war das große Leverkusener Aufgebot an jungen Athleten, die sich bei ihrem ersten großen Wettkampf 13 Platzierungen unter den Top drei sicherten. Für das Top-Ergebnis sorgte die erst 13jährige armamputierte Sarah Cahn mit dem Titelgewinn über 60 Meter in 9,95 Sekunden. Neben den von Diana Schloßmacher und Steffi Nerius betreuten Jugendlichen traten auch die jüngsten Mitglieder der Kindergruppe über 60 Meter an und zeigten sichtlich Freude an der Leichtathletik.
Der starke Auftritt der Leverkusener Jugend brachte dem Leverkusener Nachwuchstrainerduo viel Lob von den anwesenden Vereinen ein. Hiervon konnte sich auch der chinesische Botschafter Ma Carong überzeugen, der im Rahmen seines Besuches der Bayer AG auch einen Abstecher zu den Hallenmeisterschaften machte.
Nachdem die letzten Wochen für die Mitarbeiter der Behindertensport – Abteilung sehr arbeitsintensiv waren, zog Geschäftsführer Jörg Frischmann ein positives Resümee: "Dank der Hilfe von knapp hundert ehrenamtlichen Helfern und Kampfrichtern sowie der Haustechnik wurde die Veranstaltung ein voller Erfolg. Es ist schön zu wissen, dass die Sportler die Qualität unserer Veranstaltungen zu würdigen wissen und immer wieder den Weg nach Leverkusen finden. Ich hoffe nur, dass sich unsere Idee einer Hallenmeisterschaft nach der positiv verlaufenen Premiere in den nächsten Jahren etabliert."