Lilli Schwarzkopf - „Weiß, worauf es ankommt“
Lilli Schwarzkopf (LC Paderborn) ist als Vertreterin des Siebenkampfs eines der 17 Gesichter der WM in Berlin. Bei den Olympischen Spielen in Peking (China) erreichte sie im letzten Jahr als beste Deutsche mit 6.379 Punkten den achten Platz. Damit blieb die 25-Jährige, auch angesichts einer Bestleistung von 6.536 Punkten, unter ihren eigenen Erwartungen. Lesen Sie im Interview, warum es diesen Sommer besser werden wird.
Lilli Schwarzkopf, mit dem achten Platz in Peking waren Sie nicht zufrieden und Ihre Reaktion lautete: „In Berlin muss alles besser werden!“ Was sagen Sie jetzt, fünf Monate vor der WM, zu dieser Aussage und wie wollen Sie sich verbessern?Lilli Schwarzkopf:
Ich werde mich wie jedes Jahr nur auf mein Training konzentrieren und ich denke, dass das, was eigentlich nicht in meiner Hand liegt, die Organisation drum herum, dieses Jahr etwas besser laufen wird, weil wir nicht fliegen. Das heißt, wir können keine Flieger verpassen, wir können nicht zu früh anreisen, wir können keine Koffer verlieren irgendwo. Dementsprechend können die Leistungen nur besser werden.
Wie gehen Sie mit der Rolle, jetzt sogar ein Gesicht der WM zu sein, um und welche Verantwortung haben Sie?
Lilli Schwarzkopf:
Ich freue mich, dass ich auch als Siebenkämpferin ausgewählt wurde, weil eine Mehrkämpferin nicht unbedingt im Licht steht. Andere Einzelsportler haben die Möglichkeit, allein durch ihre Wettkämpfe, mehr im Rampenlicht zu sein. Ich hoffe, dass ich der Rolle gerecht werde, dass ich dafür auch ein bisschen werben kann und derjenige, der mich dann erkennt, sagt: ‚Oh, die will ich sehen - da will ich hin!’
Vor wenigen Wochen haben Sie in Hamburg bei den Deutschen Hallen-Mehrkampf-Meisterschaften mitgemacht und den Fünfkampf nicht ganz zu Ende gebracht. Woran lag das?
Lilli Schwarzkopf:
(lacht) Da hatte ich das erste Mal einen Durchhänger. Ich war mir erst gar nicht so sicher, ob ich den Wettkampf mache. Irgendwie bin ich einfach nicht in Form gekommen. Vielleicht hat einfach auch die Motivation für die Halle gefehlt. Ich sag mir: ‚Gut, Halle muss ich machen.“ Ob ich dann einen richtigen Wettkampf draus mache, ist halt die Frage! Letztes Jahr hat’s gut geklappt. Da war ich motiviert. Dieses Jahr war’s schwierig nach den Olympischen Spielen gleich wieder hart mit dem Training anzufangen. Ich hab mich ein bisschen gehen lassen. Ich denke, das ist in Ordnung. Ich habe jetzt etliche Jahre hart durchtrainiert, aber ich denke, mittlerweile kann ich mir das auch ein bisschen gönnen und sagen: Okay, ich konzentriere mich hauptsächlich nur auf den Sommer. Ich weiß, worauf es ankommt, will dann meine Leistung zeigen und meinen Körper dementsprechend darauf vorbereiten.
Wie bewerten Sie das Abschneiden (Platz sieben) Ihrer Leverkusener Konkurrentin Christine Schulz bei den Hallen-Europameisterschaften? Rechnen Sie mit ihr im Sommer ganz besonders?
Lilli Schwarzkopf:
Sie hat eine ziemlich stabile Leistung gezeigt und eine normale, stabile Punktzahl erbracht. Unter Umständen kann sie es noch besser zeigen. Es wird sich jetzt im Sommer für alle Siebenkämpferinnen erweisen, wie fit wir durch die Saison gekommen und auf welchen technischen Niveau wir sind. Dementsprechend werden dann die Karten neu gemischt.
Ist der Fahrplan bis zur WM mit der angestrebten Qualifikation in Ratingen schon genau festgelegt?
Lilli Schwarzkopf:
Natürlich, wie jedes Jahr steigen wir in Götzis ein und starten dann drei Wochen später in Ratingen. Ratingen ist ein Pflaster, das man schon in- und auswendig kennt: jede Kabine, jeden Schattenplatz - alles! Und dann stehen wir hoffentlich ein paar Wochen später in Berlin.
Nebenbei studieren Sie Sport. Wie vereinbaren Sie das?
Lilli Schwarzkopf:
(lacht) Das Sportstudium tritt momentan ein bisschen kürzer. Ich hoffe, dass ich das, bevor mein Studiengang 2012 ausläuft, beendet habe. Also nach den Weltmeisterschaften werde ich mich jedenfalls stärker auf das Studium konzentrieren.
Für einen Frank Busemann galt das Motto „Aufgeben gilt nicht!“ Er hatte eine ungemein hohe Schmerztoleranz. Wie sehr sind Sie bereit, Schmerzen zu ertragen?
Lilli Schwarzkopf:
Ehrlich gesagt glaube ich, die Mehrkämpfer müssen generell einen ziemlich tiefen Schmerzpegel haben, um über zwei Tage relativ hohe Leistungen und hohes technisches Niveau zu bringen, aber auch so vielseitig zu sein. Daher muss man schon einiges wegstecken können. Wir sind wahrscheinlich die Ersten, die ins Stadion kommen, und die Letzten, die dann gehen. Aber es ist halt normal. Das ist im Training so und auch im Wettkampf. Aber wir dürfen die Atmosphäre länger genießen. Das ist doch auch ein Vorteil, den die anderen ganz bestimmt nicht haben.