Im vergangenen Jahr feierte Lilli Schwarzkopf beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen ihr Comeback nach schwerer Achillessehnen-Verletzung. Auch an diesem Wochenende (27./28. Juni) steht die 31-Jährige vor einer besonderen Aufgabe. Die anderen deutschen Siebenkämpferinnen haben schon Punkte vorgelegt. Für die Olympia-Zweite ist es die erste und letzte Chance, sich das WM-Ticket für Peking zu sichern.
„Einen schönen und spannenden Wettkampf“ erwartet sich Siebenkampf-Bundestrainer Wolfgang Kühne am Wochenende in Ratingen. Spannend wird vor allem, was die arrivierten DLV-Siebenkämpferinnen Lilli Schwarzkopf (LG Hannover) und Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) zeigen werden. Die Olympia-Zweite und die WM-Dritte von 2011 konkurrieren vorraussichtlich um den dritten WM-Startplatz.
Carolin Schäfer (TV Alt Friedrichstein Wildungen) hat mit Rang zwei in einem Weltklasse-Feld in Götzis (Österreich) und 6.547 Punkten schon eine Leistung vollbracht, die wohl keine der Mehrkämpferinnen toppen wird. Die WM-Teilnahme scheint ihr nicht mehr zu nehmen. Auch ihre Trainingskameradin Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt; 6.458 Pkt) war in Götzis stark, hat sogar die WM-Norm (6,70 m) im Weitsprung um drei Zentimeter übertroffen, ebenfalls eine komfortable Marke.
Jennifer Oeser mit Steigerungspotential
Lilli Schwarzkopf dagegen musste ihren geplanten Start im Mösle-Stadion wegen einer Bronchitis absagen und ist deshalb in Ratingen gefordert. Sie hat gute Erinnerungen an das Stadion: 2014 meldete sie sich dort nach zwei Jahren Wettkampfpause mit 6.426 Punkten erfolgreich zurück. "Ich hoffe auf eine ähnlich gute Leistung wie im letzten Jahr", sagte sie. Die entscheidenden Fragen sind also: Wie weit kann sie an die Punktzahl von Claudia Rath herankommen und was macht dahinter Jennifer Oeser?
Wenn die zweite internationale Medaillengewinnerin mit nach Peking will, muss sie im Vergleich zum ersten Siebenkampf nach ihrer Babypause noch zulegen. Das Primärziel von Jennifer Oeser sind allerdings nach wie vor die Olympischen Spiele in Rio (Brasilien), für das sie jetzt schon wichtige Grundsteine legen will, auch am Wochenende. „Alles, was sie dieses Jahr schafft, verbessert ihre Ausgangsposition für 2016“, sagt Wolfgang Kühne.
Erst im Januar war sie ins Training eingestiegen und konnte Ende Mai in Ulm für den Anfang 6.145 Punkte verbuchen - WM-Norm nur um fünf Zähler verpasst. Die sollten beim Showdown um die WM-Tickets drin sein. „Sie hat ordentlich trainiert und ist gut drauf“, erzählt der Bundestrainer, der ihr eine Steigerung zutraut. Bereiche von 6.500 Punkten und mehr, wie in ihren besten Zeiten, seien aber noch nicht realistisch.
Cindy Roleder punktet in Disziplin eins
In der ersten Disziplin wird vor allem Siebenkampf-Umsteigerin Cindy Roleder (SC DHfK Leipzig), die Meeting-Rekord-Halterin im Hürdensprint (12,96 sec), punkten. Sie peilt generell die 6.000-Punkte-Marke an, in Götzis fehlten dazu nur noch 52 Punkte. Allerdings ist sie gerade erst von der Team-EM aus Russland zurückgekommen, eine Reise, die laut Kühne „relativ kraftaufwendig“ gewesen sei. Wichtiger ist die Stabilisierung eines schnellen Niveaus in ihrer Parade-Disziplin, um als EM-Dritte eine Chance auf den Einzug ins WM-Finale zu haben.
Interessanteste internationale Starterin ist die Niederländerin Anouk Vetter, die als Sechste von Götzis mit 6.458 Punkten einen Platz vor der WM-Vierten Claudia Rath landete. Ratingen-Dauerstarterin Ida Marcussen aus Norwegen folgt mit ihrer Bestmarke (6.226 Pkt.) aus dem Jahr 2007. Dahinter hat diese Saison die Leverkusenerin Anna Maiwald (6.111 Pkt.) schon überzeugt. Sie wird versuchen, noch eins drauf zusetzen, um sich der Entscheidung um die WM-Ticket-Vergabe anzunähern.
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