Linda Stahl - “Mein größter Erfolg”
Nach Bronze bei der Europameisterschaft in Helsinki (Finnland) holte Speerwerferin Linda Stahl am Donnerstag auch Bronze bei den Olympischen Spielen in London (Großbritannien). Auf leichtathletik.de lesen Sie die ersten Reaktionen nach dem Wettkampf. Die Leverkusenerin erklärt auch, welche Bedeutung es hatte, dass sie in diesem Sommer das Medizinstudium hinten an stellte.
Linda Stahl, herzlichen Glückwunsch. Sie haben Ihre Chance genutzt…Linda Stahl:
Genau so hätte ich es jetzt auch gesagt. Ich habe zu meinem Trainer gemeint: Die Russin ist raus, wenn nicht jetzt, wann dann? An der Weite kann man noch arbeiten, aber das ist ja bei Olympia im Prinzip egal, wenn das Ergebnis stimmt.
War es schwer eine richtig gute Weite zu werfen?
Linda Stahl:
Im Prinzip war es nicht schwer. Der Wind war nicht schlecht. Es war gar nichts schlecht. Wir haben ein bisschen später angefangen. Das fand ich ein bisschen schade. Aber wenn die drei Besten direkt am Anfang werfen, sind alle anderen ein bisschen fest. Ich war auch total fest dann danach. Sie haben aber nicht richtig gestochen. Ich hatte eigentlich einen weiteren Wurf erwartet. Ich habe dann gedacht: jetzt ist meine Chance, jetzt kann ich richtig loslegen und hatte dann eine ziemlich kurzen Arm. Aber das ist im Endeffekt egal.
Mussten Sie richtig bangen, ob es reicht?
Linda Stahl:
Beim letzten Versuch der Südafrikanerin konnte ich überhaupt nicht hingucken. Das war noch viel schlimmer als in Barcelona.
Wie war es emotional im Vergleich zum EM-Sieg in Barcelona?
Linda Stahl:
Noch schlimmer. Diesmal sind auch ein paar Tränchen gekullert.
Wie war es mit dem Publikum?
Linda Stahl:
Bei uns waren es ja keine 80.000 mehr. Aber ich muss sagen, ich habe es gar nicht so richtig mitbekommen, dass sie gegangen sind. Ich habe mich doch auf mich konzentriert, vielleicht auch auf die anderen Werferinnen, aber nicht aufs Publikum. Die Stimmung war trotzdem gigantisch. Bei den Weltmeisterschaften vorher war das Publikum ein bisschen stiller.
Wie schätzen Sie diese Bronzemedaille bei Olympia selbst ein?
Linda Stahl:
Mein größter Erfolg.
Wie würden Sie Ihren Olympiasommer mit einer Verletzung am Anfang, dann mit EM- und jetzt Olympia-Bronze zusammenfassen?
Linda Stahl:
Holprig. Der Anfang war ein bisschen schwierig. Die Trainingslager waren wunderbar. Da dachte ich, ich werfe im ersten Wettkampf direkt 65 Meter. Dann hatte ich mich wieder verletzt. Es fing wieder das Übliche an, das ich so in der Saison habe. Da ich das aber schon kenne, kann ich gut darauf reagieren und werde nicht direkt komplett nervös. Das hat mich dann ein bisschen durch den Sommer gerettet.
Können Sie noch kurz zusammenfassen, wie es in diesem Jahr bei Ihnen ist mit dem Medizinstudium und der Konzentration auf den Olympiasommer?
Linda Stahl:
Ich bin quasi scheinfrei im Studium. Ich fange jetzt im Februar mein Praktisches Jahr an. Dadurch war es einfach schön entspannt. Ich muss schon sagen: Letztes Jahr war der Akku ganz schön leer. Ich hatte jetzt fünfeinhalb Jahre mein Studium durchgezogen. Das war schon ganz schön heftig, auch mit dem Sport. Jetzt habe ich gut aufgetankt und es ist auch mal schön, entspannt zum Training zu gehen und nicht aus dem Hörsaal oder dem OP zu kommen. Das hat schon einen riesigen Unterschied gemacht, auch vom Kopf, deswegen hatte ich jetzt hinten raus auch ein wenig mehr Power als sonst. Natürlich werden auch die Verletzungen weniger, wenn man nicht ganz so gestresst ist.
Dann kann man ja sagen, dass das der entscheidende Punkt war für die Erfolge in diesem Jahr…
Linda Stahl:
Aber das kann man nicht ein Leben lang so machen. Im Februar gehe ich ins Praktische Jahr und dann arbeite ich 40 Stunden die Woche.
Ist dann Schluss mit Speerwerfen?
Linda Stahl:
Nein. Es bleiben ja noch ein paar Stunden die Woche. Da gehe ich dann zum Training.
Noch vier Jahre?
Linda Stahl:
Ja, vier Jahre noch. 2014 habe ich Examen, da weiß ich nicht, wie das zusammenpasst mit acht Stunden Lernen und Training. Das muss ich mal sehen, aber bis 2016 gehe ich auf jeden Fall noch mit.
leichtathletik.TV:
Linda Stahl: "Wenn nicht jetzt, wann dann?"
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