Linford Christie auch mit 50 ein gefragter Mann
Mit dem Alter hatte Linford Christie nie ein Problem. Er war ein Spätstarter in der Leichtathletik, wurde erst mit 32 Jahren Sprint-Olympiasieger - bis heute der älteste - und lief noch mit fast 40 die 100 Meter in zehn Sekunden. Heute wird der ehemals schnellste Mann Europas 50 - und gemessen an seiner äußeren Erscheinung ist der auf Jamaika geborene Brite auch heute noch fit wie ein 20-Jähriger.
Zweifellos ist Linford Christie auch elf Jahre nach seinem unfreiwilligen Karriereende gut im Geschäft. Nachdem er 1999 wegen einer zweijährigen Dopingsperre notgedrungen die Spikes an den Nagel gehängt hatte, machte er als Trainer, Manager und zeitweilig auch als TV-Star Karriere. Immer noch begeben sich viele talentierte Athleten in die Obhut des britischen Sprintidols. Seine Agentur "Nuff Respekt" vermarktet zahlreiche Sportler der Insel. Und wann immer es im Fernsehen um Leichtathletik geht, ist Linford Christie gern gesehener Talkgast und Experte.Auch andere Sportler vertrauen auf sein Wissen. So machte er Box-Weltmeister David Haye fit für dessen Titelkampf am Samstag (3. April) gegen den US-Amerikaner John Ruiz.
Vom Rüpel zum Sprintstar
Mit seiner Lebensgefährtin und drei Kindern lebt der Olympiasieger von Barcelona (Spanien) in seiner Wahlheimat London. Dorthin kam er als Siebenjähriger, nachdem seine Eltern bereits fünf Jahre zuvor aus der Karibik emigriert waren. Mit sechs Geschwistern wuchs er in einem Arbeiterviertel im Süden der Themse-Metropole auf - ohne allerdings einem klassischen Stereotyp zu entsprechen.
"Es wird gerne erzählt, ich hätte mich aus großer Armut hochgearbeitet. Aber wir hatten alles zum Leben", sagt Linford Christie. Dennoch schmiss er als 16-Jähriger seine Schulausbildung, hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und trieb sich mehr auf Partys als auf dem Trainingsplatz herum. Aus dieser Zeit stammen auch drei uneheliche Kinder. "Ich war jung und habe Fehler gemacht", sagt der Brite rückblickend.
Olympiasieg, Weltmeister-Titel und Europarekord
Als er mit 19 unter die Fittiche von Sprintcoach Ron Roddan kam, ging es bergauf. Auf dem Trainingsgelände an der Themse wurde schnell sein riesiges Potenzial deutlich, auch wenn es noch ein paar Jahre bis zu seinem internationalen Durchbruch dauern sollte, der Mitte der 80er Jahre erfolgte.
In 15 Jahren sammelte Linford Christie 23 Medaillen bei internationalen Großveranstaltungen mit den Höhepunkten Olympiasieg 1992 in Barcelona (Spanien) und WM-Titel 1993 in Stuttgart, wo er in 9,87 Sekunden Europarekord sprintete.
Dopingsperre führt zu Karriereende
Seinen Tiefpunkt erlebte Linford Christie 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta (USA), wo er nach zwei Fehlstarts im Finale disqualifiziert wurde, und bei seinem Comeback in der Hallensaison 1999, als er nach einem Start in Dortmund positiv getestet wurde.
Während der britische Verband die Schuld von Linford Christie als nicht erwiesen ansah, sperrte ihn der Weltverband IAAF für zwei Jahre und besiegelte so das endgültige Finale seiner aktiven Laufbahn.
Material: Sport-Informations-Dienst (sid)