Lisa-Marie Jacoby hat jetzt noch mehr Spaß
Lisa-Marie Jacoby hat Blut geleckt. Die Erfurter Hürdenläuferin stieg im vergangenen Sommer zur ersten deutschen Medaillengewinnerin über 400 Meter Hürden bei einer U18-Weltmeisterschaft auf. Jetzt will die 17-Jährige den Sprung in die U20-Altersklasse mit Bravour meistern.
Ihr Leben hat sich zwar durch den internationalen Erfolg "nicht so viel verändert", wie sie sagt. Wohl aber ihr eigenes Verhältnis zur Leichtathletik. "Meine persönlichen Ansprüche an mich selbst sind gestiegen", erklärt die Blondine.Die Erfahrung und vor allem natürlich die Bronzemedaille von Donetsk brachten einen besonderen und überaus positiven Effekt mit sich. "Durch den Rückenwind meiner WM-Medaille sind der Spaß am Training bzw. Wettkampf und meine sportliche Motivation noch mehr gestiegen."
Lisa-Marie Jacoby, die seit der sechsten Klasse von Alexander Fromm trainiert wird, geht so mit einem rundum positiven Gefühl ihre nächsten Ziele und Aufgaben an. Diese sind auch schon recht klar definiert. "Ich will an den Erfolg von Donetsk anknüpfen", sagt sie. Das bedeutet für sie vor allem 2014 eine gelungene Teilnahme an der U20-Weltmeisterschaft in Eugene (USA).
Starkes Turnier in Donetsk
Dort kann sie sicher von den Erfahrungen der U18-Weltmeisterschaft in Donetsk profitieren. Dort gehörte die 1,77 Meter große und 57 Kilogramm leichte Athletin zu den auffälligsten Erscheinungen einer erfolgreichen DLV-Mannschaft und das nicht nur wegen des Medaillenerfolges.
Lisa-Marie Jacoby hinterließ von Beginn an den Eindruck, dass sie ganz genau weiß, was sie im Olympiskiy Stadion tut. Sie überzeugte mit einem bemerkenswerten Turnier. "Vorne Druck machen und dann nach der zehnten Hürde schauen", lautete ihre wohl überlegte Taktik im Vorlauf. In 60,56 Sekunden zog sie als Zweite souverän ins Halbfinale ein. Dort trat sie ähnlich auf, war mit 59,12 Sekunden als wiederum Zweite aber schon deutlich schneller und lief bis auf zwölf Hunderstel an ihre Bestzeit heran.
Im Finale war dann auch dieser Hausrekord fällig. Mit einem tollen Rennen, einer neuen Bestleistung von 58,75 Sekunden schnappte sich die Sportgymnasiastin die Bronzemedaille. Die internationale Feuertaufe war damit bestanden, nachdem die Hürdenläuferin vorher nur beim Hallen-Länderkampf in Ancona (Italien) zu einem Staffeleinsatz gekommen war.
Mentale Entspanntheit als Erfolgsrezept
Die Wülfershausenerin zeigte bei der U18-WM auch, dass sie gut mit Druck umgehen kann. Schließlich war sie als Vierte der Weltjahresbestenliste angereist. Das machte ihr aber nichts aus. Vielmehr brachte es den zusätzlichen Kick. "Ich habe das mit der Nervosität und Gelassenheit ganz gut hingekriegt", sagte sie in einer weiteren Gewissheit: "Ich bin mit der richtigen Einstellung in die Rennen reingegangen."
Die Hoffnungsträgerin der Thüringer Leichtathletik konnte ihre mentale Entspanntheit entfalten, ließ sich von dem Drumherum einer internationalen Meisterschaft nicht irritieren. Diesen Eindruck bestätigte in Donetsk auch DLV-Nachwuchstrainer Jörg Peter: "Sie hat einen sehr fokussierten Eindruck gemacht."
Holpriger Saisonbeginn
Diese Fähigkeit, sich fokussieren zu können und auf den Punkt da zu sein, hatte sich schon im Saisonverlauf offenbart. Denn anfangs lief nicht alles nach Plan. "Das windige Wetter und relativ frische Temperaturen haben den Einstieg in die Wettkampfsaison in Hinsicht auf die Qualifikation zur U18-WM schwerer gemacht", erinnert sich Lisa-Marie Jacoby an den Frühsommer. "Letztendlich habe ich erst zur letzten Qualifikationschance in Schweinfurt mein Ticket nach Donetsk gebucht." Und das in höchst überzeugender Manier mit einer Bestzeit von 59,00 Sekunden.
So erfolgreich dann die U18-Weltmeisterschaft in Donetsk verlaufen war, so zielstrebig ging sie auch bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften in Rostock an den Start - allerdings diesmal auf den flachen 400 Metern. Mit Silber und einer neuen Bestzeit von 54,67 Sekunden rundete Lisa-Marie Jacoby, die US-Star Allyson Felix als ihr Vorbild bezeichnet, ihr tolles Jahr noch einmal ab.
Familie eng mit der Leichtathletik verbunden
Diese Erfolge sind kein Zufall. Das Talent wurde der jungen Athletin praktisch in die Wiege gelegt, schließlich gehört die Leichtathletik praktisch zu der Familie. Vater Frank Jacoby, jetzt Geschäftsbereichsleiter beim Landessportbund Thüringen, war früher Weitspringer.
Ihre Mutter Katrin eine Viertelmeilerin, die 1991 in der Halle zu Staffel-WM-Gold lief und zu einem neuen Weltrekord über 4x400 Meter beitrug. Trainiert war diese von Winfried Jacoby worden. Der Großvater hat jetzt an seiner Enkelin Lisa-Marie seine Freude, steht auch mit gutem Rat und Tipps zur Seite.
Klare Ziele für 2014
Doch auf den Lorbeeren will sich diese auf keinen Fall ausruhen. Die nächsten Aufgaben rufen. Mit der U20-WM in Eugene und dem Übergang in die U20-Klasse im Hinterkopf nimmt sich Lisa-Marie Jacoby so einiges vor: "Ich möchte meine Bestleistung verbessern und dazu vor allem auch die Zubringerleistungen über 200 und 400 Meter steigern. Ich will weiterhin meine Hürdentechnik und den Rhythmus verbessern."
Damit könnte Lisa-Marie Jacoby ihren Erfolgskurs weiter ausbauen und aus der Leichtathletik, die sie in diesem Jahr noch als ihr Hobby bezeichnete, eine Berufung machen. Die Eigenschaften und Voraussetzungen, die sie mitbringt, sind auf jeden Fall sehr vielversprechend.