Lisa Ryzih - "Es war so schwer"
Durch eine Steigerung ihrer Bestleistung auf 4,65 Meter hat Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) am Freitagabend bei der EM in Barcelona (Spanien) Bronze gewonnen. Die 21-Jährige konnte den bisher größten Erfolg ihrer Karriere kaum fassen. leichtathletik.de hat Lisa Ryzih verraten, wie Sie den Wettkampf erlebt hat.
Lisa Ryzih, wie fühlt es sich an, Bronze gewonnen zu haben?Lisa Ryzih:
Super! Ich bin total glücklich. Ich habe natürlich gewusst, was ich kann. Ich habe gehofft, dass alles klappt, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber Traum und Realität ist immer etwas anderes. Ich glaube, das hat keiner von mir erwartet. Ich bin so zufrieden, dass es eine Medaille geworden ist und nicht der vierte Platz.
Können Sie Ihren Tag und den Wettkampf beschreiben?
Lisa Ryzih:
Es war total schwer. Wir sind schon um halb vier am Nachmittag aus dem Hotel los, jetzt ist es halb zehn. Ich bin fix und fertig. Der Wind war schwierig. Wir haben erwartet, dass es jeden Moment zu regnen anfängt. Es war auch körperlich schwer. Manchmal stand ich da und wusste nicht, was ich hier mache. Dann habe ich mir wieder gedacht: Spring drüber, du kannst es doch.
Wie war ein so guter Wettkampf möglich, wenn Sie sich eigentlich nicht wohl gefühlt haben?
Lisa Ryzih:
Wenn man einmal drin ist, ist man drin. Ich habe nach den 4,55 Metern für die 4,65 Meter den Stab nicht gewechselt. Bei 4,75 Meter war es dann ein anderer. Da stand ich am Anlauf und habe mir gesagt, du kannst hier Zweite werden. Das wäre Wahnsinn gewesen.
Bei den 4,75 Metern haben Sie lange gezögert und sind letztlich durchgelaufen, was war da los?
Lisa Ryzih:
Ich stand da, zwei Minuten lang und konnte keinen Schritt machen. Ich habe innen drin keine Welle mehr gespürt. Alles vor mir und die Matte war ganz weit weg.
Sie haben in diesem Augenblick mit sich selbst geredet und sich ans Herz gefasst, warum diese Gesten?
Lisa Ryzih:
Ich habe meinem Vater gezeigt: Ich kann nicht mehr. Bei uns heißt es immer: Such die Welle und spring mit der Welle. Ich habe gezeigt, das da nichts ist. Ich habe mir Mut zugesprochen und gesagt: Spring jetzt, die gucken dich alle an. Aber ich konnte physisch einfach nicht.
Hatten Sie Angst vor der Höhe?
Lisa Ryzih:
Nein, überhaupt nicht, auch vor dem neuen Stab nicht. Ich hatte schon etwas in der Hand. Nach den 4,65 Metern habe ich nur noch gewartet, dass die anderen nicht mehr drüber springen. Wenn man dann eine Medaille hat, ist es natürlich schön.
Dann sind Sie aber doch noch angelaufen...
Lisa Ryzih:
Ich bin noch einmal vor bis zur Matte gelaufen. Mein Vater hat gesagt, ich soll das so machen, um noch einmal zu winken und Dankeschön zu sagen. Das gehört sich so.
Wie hat die Kommunikation mit Ihrem Vater funktioniert?
Lisa Ryzih:
Es war schwierig. Die Kampfrichter waren hier total streng. Ich habe schon eine Ermahnung bekommen, weil ich Magnesia auf den Boden gestreut habe. Das mache ich immer, damit ich weiß, wo ich loslaufen muss. Die Kampfrichter sind hinter mir gelaufen und haben alles weggewischt. Als ich fertig war, wurden die 200 Meter-Läufe gestartet und ich durfte nicht rüber. Ich habe meinen Vater noch gar nicht umarmt.
Wie war es dann, eine Ehrenrunde zu laufen?
Lisa Ryzih:
Es war wunderbar. Ich wollte den Moment auskosten. Ich habe zwar nicht darauf gewartet, aber ich habe es mir erhofft. Ich wollte in der Mixed-Zone Interviews geben und nicht mit Tränen durchlaufen und keiner guckt mich an.
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