Lisa Ryzih - „Ich bin noch nicht soweit“
Stabhochspringerin Lisa Ryzih hat den nächsten Schritt gemacht. EM-Bronze ließ die 21-Jährige am Wochenende beim Continental-Cup in Split mit 4,60 Metern Platz zwei folgen. Erst einmal, beim Saisonhöhepunkt in Barcelona (Spanien), war sie höher gesprungen. Trotzdem überwog bei der Ludwigshafenerin nach dem Wettkampf in Kroatien die Enttäuschung, nachdem ihr Svetlana Feofanova (Russland) noch Platz eins abgejagt hatte.
Lisa Ryzih, Glückwunsch zum zweiten Platz bei Continental Cup. Das war ein denkwürdiger Wettkampf in ganz spezieller Hinsicht, oder?Lisa Ryzih:
Das war ganz schlimm. Wir werden uns ganz sicher beschweren, auch wenn ich 4,60 Meter gesprungen bin. Wir waren um vier Uhr im Stadion, haben dann gesagt, dass sie wegen des gefährlichen Windes die Matte umstellen sollen. Da wäre nichts dabei gewesen. Das haben sie aber nicht gemacht. Daraufhin haben wir alle boykottiert. Der Wettkampf wurde um zwanzig Minuten verschoben, aber was sollte das bringen? Manche haben dann doch angefangen. Dann war der Ständer kaputt. Danach war der Ständer noch einmal kaputt, dann sind die Afrikanerinnen gesprungen. So kam es zu mehreren Pausen.
Sie sind bereits bei 3,80 Metern eingestiegen…
Lisa Ryzih:
Das war eher noch einmal ein Einspringen. Ich wollte nicht 4,40 hinstellen, einen auf ganz toll machen und dann nicht drüber kommen. Ich bin die 3,80 Meter aus acht Schritten gesprungen. Ich bin letzte Woche in Beckum 4,25 Meter auch aus acht Schritten gesprungen, deshalb wusste ich, wie das geht. Danach ging es auch wieder mit dem Wind, da war es windstill und ich habe wieder bei 4,20 Meter angefangen.
Hätten Sie vorher gedacht, dass Sie in Split als Zweite mit 4,60 Metern aus dem Stadion gehen?
Lisa Ryzih:
Ich hatte gewusst, dass ich Dritte werden muss. Es war ähnlich wie bei der EM: Man weiß ja, dass man es kann. Wie es am Ende ausgeht, ist eine andere Sache. Jetzt bin ich Zweite geworden. Ich hatte es allerdings in der Hand zu gewinnen. Ich bin dann aber zweimal durchgelaufen [Anm. bei 4,70 m].
War das ähnlich wie bei der EM in Barcelona?
Lisa Ryzih:
Ich bin noch nicht soweit. In Barcelona war es eher das Emotionale, als ich schon eine Medaille hatte. In Split war es der vorletzte Wettkampf, ich springe nur noch nächste Woche in Elstal. Da wird es schon schwierig. Ich habe nicht mehr so eine brutale Motivation. Ich habe es nicht gepackt.
Ist das auch Respekt vor der Höhe?
Lisa Ryzih:
Eigentlich nicht. Diesmal lag es eher am Stab. So habe ich 15.000 Dollar genommen und einfach weggeworfen [Anm. Preisgeld].
Trotzdem ist noch einiges auf der Habenseite…
Lisa Ryzih:
Ja, aber wenn man Zweite wird, ist man mehr enttäuscht als bei einem dritten Platz. Ich ärgere mich aber weniger über das Geld, sondern mehr darüber, dass ich es in der Hand hatte und es wieder nicht gemacht habe. Für mich war es trotzdem ein super Wettkampf. Ich bin fast alles im ersten Versuch gesprungen.
Sie gehen jetzt mit EM-Bronze und Platz zwei beim Continental-Cup aus dem Sommer. Wie würden Sie die Saison einschätzen?
Lisa Ryzih:
Wir hatten schon super trainiert. Wenn ich dann bei 4,40 Metern rumgegurkt wäre, wäre ich Schuld daran gewesen. Das hätte nicht sein dürfen. Jetzt ist es so gelaufen, wie wir es uns eigentlich gewünscht haben. Ich war in der Jugend immer vorne, jetzt habe ich mit 21 Jahren auch bei den Erwachsenen einen Schritt nach vorne gemacht. Ich konnte mich ja nicht darauf ausruhen, dass ich mal eine U18-WM gewonnen habe.
Wie werden Sie sich jetzt nach der Saison belohnen?
Lisa Ryzih:
Ich springe noch in Elstal und von dort fliege ich direkt nach Spanien in den Urlaub. Danach geht es in den Club der Besten der Sporthilfe. Da bin ich mit meiner Schwester dabei.