Lisa Urech - Dynamit in den Beinen
Lisa Urech ist eine der wenigen Leichtathletik-Hoffnungen der Schweiz. Die 20 Jahre alte Hürdensprinterin bekommt in ihrer Heimat die volle Unterstützung. Nur an einem fehlt es ihr: an leistungsstarken Trainingspartnern. Seit Dezember 2008 fährt Lisa Urech deshalb viermal im Monat 350 Kilometer von Langnau in der Schweiz nach Stuttgart, um dort gemeinsam mit der Deutschen Hallenmeisterin Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) zu trainieren.
Die Schweiz ist bekannt für ihre erfolgreichen Alpin-Sportler. Didier Cuche, Carlo Janka Fabienne Suter, Nadja Styger: Die Ski-Rennsportler aus der Alpenrepublik geben im alpinen Weltcup-Zirkus mit den Ton an. Anders sieht die Situation in der Leichtathletik aus. 13 Athleten schafften im Sommer 2009 die Qualifikation für die WM in Berlin. Eine davon war Lisa Urech.Die 20-Jährige zählt zu den großen Hoffnungen der Schweizer Leichtathletik und so wird nichts unversucht gelassen, der Hürdensprinterin beste Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Damit sie sich ganz auf den Sport konzentrieren kann, wurde Lisa Urech in das "World Class Potential-Programm" berufen, dass hoffnungsvolle Athleten finanziell unterstützt.
Viermal im Monat nach Stuttgart
Damit aber nicht genug. Da es der Hoffnungsträgerin in der Schweiz an Konkurrenz im Wettkampf und Training fehlt, fährt die Schweizer Meisterin der Jahre 2008 und 2009 viermal im Monat von dem 9.000-Einwohner-Örtchen Langnau in der Schweiz in die 350 Kilometer entfernte Landeshauptstadt Baden-Württembergs, Stuttgart. Dort absolviert Lisa Urech gemeinsam mit Nadine Hildebrand unter Trainer Sven Rees gemeinsam einige Trainingseinheiten. Eingefädelt hat das ganze der Schweizer Hürden-Nationaltrainer Rolf Weber.
Von der deutsch-schweizerischen Trainingsgemeinschaft profitiert aber nicht nur Lisa Urech. "In meiner Trainingsgruppe sind alle zwei Jahre jünger als ich. Lisa ist eine super Trainingspartnerin vor allem für Starts, das bringt uns beide weiter", sagt Nadine Hildebrand.
Auf Augenhöhe
Das Leistungsniveau der beiden Trainingspartnerinnen ist nahezu identisch. Lisa Urech hat eine 100-Meter-Hürden-Bestzeit von 13,01 Sekunden, Nadine Hildebrand von 13,04 Sekunden. Dafür hatte die 22-Jährige in der Halle die Nase knapp vorn. Mit 8,06 Sekunden zu 8,09 Sekunden ging das Duell über 60 Meter Hürden an die Deutsche Hallenmeisterin. Bis zum Samstagnachmittag. In Leipzig steigerte sich die Schweizerin im Vorlauf auf 8,01 Sekunden und bestätigte diese Zeit im Finale mit 8,04 Sekunden. Damit ist Lisa Urech nun auch unter dem Hallendach schneller als Nadine Hildebrand.
Schon beim Sparkassen-Cup in Stuttgart hatten sich die beiden einen Zentimeter-Krimi geliefert, wenn auch in unterschiedlichen Läufen. Während Lisa Urech das U23-Rennen in 8,10 Sekunden für sich entschied, sprintete Nadine Hildebrand im Hauptprogramm 8,08 Sekunden und verpasste die Norm für die Hallen-WM in Doha (Katar; 12. bis 14. März) erneut knapp.
Lisa Urech hat ihr Ticket nach Doha nach 8,09 Sekunden Ende Januar in Magglingen (Schweiz) bereits sicher und hofft auf weitere Steigerungen. "Da geht noch mehr", sagte die Schweizerin und ließ dann in Leipzig Taten folgen. Nadine Hildebrand will in Sachen Norm nachziehen. "Das wäre schon schön, wenn wir beide gemeinsam in Doha starten könnten", sagt die Sechste der Hallen-EM.
Großes Talent
Auch Sven Rees, der Trainer von Nadine Hildebrand und Teil-Trainer von Lisa Urech hält viel von der 1,67 Meter großen Schweizerin. "Lisa hat Dynamit in den Beinen. Wenn sie ruhig bleibt, hat sie eine große Karriere vor sich", sagt Sven Rees.
Angedeutet hat die 20-Jährige ihr Potenzial bereits mehrmals. Bei der U23-EM in Kaunas (Litauen) erreichte sie als jüngste Starterin das Finale über 100 Meter Hürden und wurde dort Sechste. In Zürich (Schweiz) pulverisierte die Emmentalerin Anfang August ihre Bestzeit und avancierte in 13,01 Sekunden zur zweitschnellsten Schweizerin der Geschichte.