| Weltmeisterschaften 2017

London Tag 3 - DLV-Athleten in den Vorrunden

Im Finale dabei sein. Das ist für einige Athleten das große Ziel bei der WM in London, für andere ist die Qualifikation für die nächste Runde gefühlt eine Pflichtaufgabe. Lesen Sie hier, wie sich die DLV-Athleten in den Vorentscheidungen am Sonntag geschlagen haben.
Sandra Arm / Alexandra Dersch / Jan-Henner Reitze

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110 Meter Hürden Vorläufe Männer

Erst Zittern, dann Erleichterung: Bühler kommt über die Zeit weiter

Er darf am Abend nochmal ran: Matthias Bühler (LG Eintracht Frankfurt) qualifizierte sich als einer der vier Zeitschnellsten für das 110-Meter-Halbfinale. In seinem Vorlauf reichten 13,52 Sekunden nicht für die direkte Qualifikation. Also musste er warten, bis auch der fünfte Vorlauf vorüber war. Danach entspannten sich seine Gesichtszüge, mit einem strahlenden Lächeln nahm er die frohe Botschaft zum Einzug in die nächste Runde entgegen.

Und dort kann er zeigen, dass es vielleicht noch ein bisschen schneller geht. Seine Vorlaufzeit, er blieb mit sechs Hundertstel nur knapp über seiner Saisonbestzeit, lassen auf ein noch schnelleres zweites Rennen hoffen. Keine Blöße gab sich im ersten Vorlauf Olympiasieger Omar McLeod (13,23 sec/Jamaika). Ebenso im Halbfinale stehen die US-Amerikaner Devon Allen (13,26 sec) sowie der Vorlaufschnellste Aries Merritt (13,16 sec).

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Matthias Bühler (LG Eintracht Frankfurt):
Der Lauf war sauber. Die letzten zehn Prozent haben noch gefehlt, die Aggressivität. Ich hoffe, die kann ich heute Abend umsetzen. Dann wird das Stadion nochmal eine andere Atmosphäre haben. Ich habe einen technisch runden Lauf erwischt. Toll, dass es mit dem Halbfinale geklappt hat. Das ist mein großes Ziel gewesen. Die Chance aufs Finale ist über die Hürden immer da. Ich schaue auf mich und versuche so stark wie möglich auf die erste Hürde zu pushen. Ich möchte so druckvoll wie möglich rauskommen. Das habe ich im Training schon gezeigt, dass ich das jetzt endlich kann. Ich habe im Kraftbereich große Fortschritte gemacht. Dann brauche ich wieder ein technisch sauberes Rennen und ich werde kämpfen.

110 Meter Hürden Halbfinale Männer

Matthias Bühler ereilt das Aus

Aus im Halbfinale: Der deutsche Meister Matthias Bühler hat das Finale am Montag (7. August) deutlich verpasst. Der 29-jährige Frankfurter wurde in seinem Halbfinale in 13,79 Sekunden Letzter und konnte nicht an seine Leistung aus dem Vorlauf anknüpfen.

Besser lief es für Bühlers Trainingskollegen, den Weltrekordler Aries Merritt (USA), der in 13,25 Sekunden das Finale klar machte. Dort trifft er unter anderem auch auf Olympiasieger Omar McLeod (13,10 sec/Jamaika) und Titelverteidiger Sergej Schubenkow (13,22 sec) aus Russland, der unter neutraler Fahne in London startet. 

STIMME ZUM WETTBEWERB:

Matthias Bühler (LG Eintracht Franfurt):
Der Lauf war von Anfang an sehr unruhig. Ich bin gar nicht ins Rennen reingekommen. Dann habe ich versucht zu beißen und bei den Hürden bringt das nichts. Es war wenig Eleganz dabei. Damit kann ich nicht zufrieden sein. Nichts desto trotz, ich war im WM-Halbfinale. Ich habe mich nach dem vergangenen Jahr, was sehr enttäuschend war, in der Weltspitze zurückgemeldet. Deswegen kann ich auch mit einem Lächeln nach Hause gehen. Ich habe am Start in diesem Jahr schon einen Schritt gemacht, auch wenn ich das in diesem Lauf nicht gezeigt habe. Es gibt immer etwas zu verbessern, um unter 13,30 zu laufen, was hier fürs Finale nötig gewesen wäre.

Stabhochsprung Qualifikation Männer

Raphael Holzdeppe mit Mühe ins Finale

Keinesfalls problemlos verlief die Qualifikation für Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken). Nach der ausgelassenen Anfangshöhe stieg der Vize-Weltmeister von 2015 bei 5,45 Meter in die Konkurrenz ein. Der 27-Jährige starte verheißungsvoll, er meisterte seine Einstiegshöhe souverän im ersten Durchgang. Anschließend tat er sich etwas schwer, der Abstand zur Latte stimmte oftmals nicht. So brauchte er über 5,60 Meter noch einen zweiten Versuch, über 5,70 Meter sogar einen dritten, um das Final-Ticket zu lösen.

Selbstvertrauen sollte ihm der dritte Versuch über 5,70 Meter geben. Der Abstand zur Latte stimmte, die Höhe sowieso - und der Rest ist Durchatmen und Erleichterung. Mit ihm überquerten sieben weitere Stabhochspringer die Marke. So brauchte es noch nicht einmal die geforderte Qualifikationshöhe von 5,75 Meter, um ins Finale am Dienstag (8. August) einzuziehen. Einen ganz starken Eindruck hinterließ Piotr Lisek (Polen), der sich bis 5,70 Meter keine Blöße gab. Ebenso wie einer der Top-Favoriten Renaud Lavillenie (Frankreich). Etwas Mühe hatten der Weltjahresbeste Sam Kendricks (USA) und Titelverteidiger Shawnacy Barber (Kanada).

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken):
Der Wind hat zwischenzeitlich begonnen zu drehen. Das war nicht einfach. Es gab viele Fehlversuche. Ich habe dann darauf gehofft, dass der Gegenwind bleibt und mich darauf eingestellt. Das ist ungewöhnlich, weil man sonst ja eigentlich eher auf Windstille oder Rückenwind hofft. Eigentlich hatte ich mir mal eine Qualifikation ohne dritten Versuch vorgenommen. Aber irgendwie haben es mir die 5,70 im Dritten in WM-Qualifikationen angetan. Im Endeffekt bin ich trotzdem zufrieden. Die Sprünge waren gut und hoch drüber. Ich habe mich gut gefühlt. Ich werde versuchen, im Finale ganz vorne mitzuspringen. Wir müssen allerdings auch die Bedingungen abwarten. Sind diese erschwert, muss ich, aber auch die Konkurrenz drauf reagieren. Ich habe mich im Vorfeld sehr auf die WM hier gefreut, weil ich die Stimmung noch von Olympia im Hinterkopf hatte. Das hat man heute auch schon wieder gesehen, wir sind hier reingekommen und wurden mit Applaus begrüßt, obwohl wir noch gar nichts gemacht hatten.

100 Meter Halbfinale Frauen

Gina Lückenkemper scheidet im Halbfinale aus

Ihren starken Auftritt im Vorlauf über 100 Meter konnte Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) am Sonntagabend im Halbfinale nicht wiederholen. Die 20-Jährige erwischte wie schon im Vorlauf keinen optimalen Start. Als sie die Topläuferinnen wie die Olympia-Zweite Tori Bowie (10,91 sec; USA) sowie die schnellen Murielle Ahouré (10,99 sec; Elfenbeinküste) und Michelle-Lee Ayhe (11,04 sec; Trinidad und Tobago) an sich vorbei stürmen sah, konnte sie nicht folgen und wird bei ihrem ersten WM-Halbfinale in 11,16 Sekunden Sechste.

Ins Finale stürmten zuvor Marie-Jose Ta Lou (Elfenbeinküste) in 10,87 Sekunden, die WM-Zweite Dafne Schippers (10,98 sec; Niederlande), Weltjahresbeste Elaine Thompson (10,84 sec; Jamaika) und Rosangela Santos, die in 10,91 Sekunden zum einem neuen brasilianischen Rekord aufstellte. Über die Zeit erreichte neben Michelle-Lee Ayhe auch ihre Teamkollegin Kelly-Ann Baptiste (11,07 sec) das Finale.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund):
So eine Zeit wie im Vorlauf läuft man nicht alle Tage. Es wäre das Nonplusultra gewesen, heute noch einmal unter elf zu laufen. Ich möchte diese Zeit bestätigen. Es hat heute noch nicht sein sollen. Mit dem Rennen bin ich durchaus zufrieden. Im freien Laufen hatte ich zwei, drei kleine technische Fehler. Die hatte ich gestern nicht, da hat einfach alles gepasst. Über die Zeit von gestern habe ich mich einfach nur gefreut. Ich freue mich heute noch darüber. Genauso habe ich mich darauf gefreut, noch einmal auf die Bahn zu gehen und das zu tun, was ich liebe. Mit einer 11,16 kann ich zufrieden sein. Es gibt auch noch die Staffel. Da wird es auch noch einmal gut schnell werden.

400 Meter Vorläufe Frauen

Ruth Sophia Spelmeyer mit eingestellter Saisonbestleistung ins Halbfinale

Zittern bis zum letzten Rennen: Die Deutsche Meisterin Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) hat im Vorlauf über die Stadionrunde exakt ihre Saisonbestleistung von 51,72 Sekunden eingestellt. Konzentriert und taktisch klug absolvierte sie die 400 Meter und ließ sich auch von der unorthodoxen Laufeinteilung von Afrikameisterin Kabange Mupopo (Zambia; 51,09 sec) nicht aus der Ruhe bringen. Als Fünfte ihres Vorlaufs musste Spelmeyer bis zum letzten Zieleinlauf bangen, doch dann stand der Halbfinal-Einzug fest. Spelmeyer hatte trotz knapp verpasster Norm die Chance auf einen Einzelstart bekommen – mit Recht, wie sie mit dieser Leistung unterstrich.

Locker und leicht trabte dagegen Titelverteidigerin und Jahresbeste Allyson Felix in die nächste Runde. Der US-Amerikanerin reichten 52,44 Sekunden. Die schnellste Zeit lieferte Salwa Eid Naser ab, die in 50,57 Sekunden Landesrekord für Bahrain lief.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg):
Ich wollte es eigentlich wie in Rio machen und im Vorlauf Bestzeit laufen. Die Bedingungen mit einigen Böen haben es aber schwierig gemacht. Einige andere Athletinnen konnten nicht ganz an ihre Saisonbestzeiten ranlaufen. Umso glücklicher bin ich, dass ich meine Saisonbestleistung einstellen konnte. Ich hoffe, dass ich morgen einen draufsetzen kann und die lang ersehnte Bestzeit rauskommt. Ich habe mir nicht den Druck gemacht, jetzt abliefern zu müssen, weil ich nachnominiert wurde. Das habe ich ausgeblendet. Ich laufe für mich. Ich konnte zeigen, ich gehöre hier her. Ich bin im Halbfinale und gehöre zur erweiterten Weltspitze. Das zu zeigen, war mir wichtig, es war meinem Trainer wichtig. Wir haben in den vergangenen Wochen gezittert und trotzdem hart weitergearbeitet. Die Briten sind sportverrückt und Leichtathletik hat einen großen Stellenwert. Das Stadion ist fast voll, obwohl in der Vormittags-Session kein Finale ansteht. Alle werden angefeuert.

Speerwurf Qualifikation Frauen

Katharina Molitor ist auf den Punkt fit

Während der Saison war Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen) auf der Suche nach ihrer Technik und mit ihren Weiten unzufrieden. Pünktlich zur ihrer Titelverteidigerin ist die Weltmeisterin in London in Topform. Im zweiten Versuch der Qualifikation schleuderte sie den Speer auf 65,37 Meter. Nur dreimal in ihrer Karriere hat die 33-Jährige überhaupt weiter geworfen. Diese Leistung bedeutete den direkten Finaleinzug, für den 63,50 Meter gefordert waren.

Eine Weite, die Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) an diesem Abend nicht gelingen wollte. Im letzten Versuch steigerte sie sich zwar nochmal auf 60,86 Meter, doch für den Finaleinzug hätten gut zwei Meter mehr her gemusst. Den stärksten Eindruck hinterließ die Chinesin Huihui Lyu, die mit 67,59 Metern Asienrekord warf.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Das Training lief noch einmal ganz gut. Wir haben am Tempo gearbeitet und realtiv viel geworfen. Ich treffe den Speer wieder besser und regelmäßiger. Deshalb war ich positiv gestimmt, aber auch nervös. Ich hatte keinen Wettkampf, um es auszuprobieren. Umso glücklicher bin ich, dass es jetzt geklappt hat. Ganz harmonisch hat sich der Wurf noch nicht angefühlt. Ich hätte nicht gedacht, dass er so weit geht. Ein bisschen mehr ist noch drin. Es ist aber auch sehr schwierig, das hinzukriegen. Man arbeitet das ganze Jahr auf diesen Höhepunkt hin. Da Saisonbestleistung zu werfen, ist perfekt. Jetzt möchte ich es noch im Finale wieder zeigen. 65 Meter geben mir Selbstbewusstsein und auch den Antrieb, noch weiter zu werfen und vielleicht um eine Medaille mitzukämpfen.

Christin Hussong (LAZ Zweibrücken):
Das Einwerfen draußen war noch gut. Dann bin ich wieder in meine alten Fehler reingefallen. Ich bin auf links gefallen und dann hat der Speer keine Chance. Der letzte Versuch war ein wenig verkrampft. Die Vorbereitung lief bis April super. Dann haben sich in den Wettkämpfen Fehler eingeschlichen, die mich begleiten. Ich wusste auch nach den ersten beiden Versuchen, woran es lag. Der 60er war einen Tick besser. Station, Bahn und Wind sind gut. Es lag an mir. Für mich steht noch die Universiade an, da möchte ich zeigen, dass es besser geht.

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