| London 2017

London Tag 8 – DLV-Athleten in den Vorrunden

Im Finale dabei sein. Für einige Athleten das große Ziel bei der WM in London, für andere gefühlt eine Pflichtaufgabe. Lesen Sie hier, wie sich die DLV-Athleten in den Vorentscheidungen am Freitag geschlagen haben.
Silke Bernhart / Jan-Henner Reitze

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1.500 Meter Halbfinale Männer

DLV-Duo verabschiedet sich im Halbfinale

Kaum jemand hat einen so starken letzten Antritt wie Timo Benitz (LG Farbtex Nordschwarzwald). Im Halbfinale von London konnte ihn der Deutsche Meister jedoch nicht ausspielen. Zwar war es zunächst ein langsames Rennen, was ihm hätte zugute kommen können. Aber es war auch ein unruhiges Rennen, in dem unter den zwölf Athleten dementsprechend viel Gerangel war. Timo Benitz war einer der Leidtragenden, als er 600 Meter vor dem Ziel aus dem Tritt kam und mit ein paar schnellen Schritten eine Lücke wieder schließen musste. Noch schlimmer erwischte es den US-Amerikaner Robby Andrews, der vor der letzten Runde humpelnd das Rennen verlassen musste.

Zu diesem Zeitpunkt machten die Favoriten vorne Dampf, und Timo Benitz konnte den langgezogenen Spurt nicht mitgehen. Er absolvierte die letzten 400 Meter am Ende des Feldes und kam schließlich nach 3:44,38 Minuten als Elfter ins Ziel. Nur die Top Fünf sowie zwei Zeitschnellste qualifizierten sich für das Finale, zu denen im ersten Halbfinale auch die Mitfavoriten zählten: Vize-Weltmeister Elijah Manangoi (3:40,10 min) und der dreimalige Weltmeister Asbel Kiprop (beide Kenia; 3:40,14 min).

So ging es für Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) im zweiten Halbfinale in einem schnelleren Rennen um die Top Sieben, die den Finaleinzug bedeutet hätten. Doch auch er konnte sich nicht in die Runde der besten Zwölf schieben. Dabei hatte sich der frischgebackene Vater noch vor rund drei Wochen in Monaco mit 3:33,47 Minuten in starker Form präsentiert. Doch in London drehte er relativ weit hinten seine Runden. Und auf den letzten Metern reichte der Kick nicht für einen Angriff auf die vorderen Plätze. Er fiel ins Hohlkreuz und kämpfte sich nach 3:39,72 Minuten als Zehnter des Laufs über die Ziellinie.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt)
Ich habe mich von Anfang an sehr schwer gefühlt. Ich habe es probiert, es hat aber nicht geklappt. Das Finale wäre möglich gewesen, weil die ersten Sieben weiter gekommen sind. Zumindest einen Platz unter den Zeitschnellsten hätte ich mir gewünscht. Meine Beine waren fest. Nach dem Vorlauf konnte ich nicht zu den Physios, weil sie krank sind und uns nicht anfassen durften. Ich habe auch nicht so gut geschlafen. Eigentlich war meine Form gut, das habe ich mit 3:33 gezeigt. Durch die Geburt meines Kindes waren die vergangenen Wochen etwas stressig. Wettkämpfe mache ich dieses Jahr nicht mehr. Ich möchte mich langfristig auf die EM vorbereiten und dort eventuell die längeren Strecken 5.000 und 10.000 Meter angehen. Meine Ausdauer ist gut. Warum soll ich keine andere Strecke versuchen? Vielleicht sind dort EM-Medaillen möglich.

Timo Benitz (LG Farbtex Nordschwarzschwald)
Das waren unfassbare Welten zwischen gestern und heute. Gestern war ich bombenfit und heute ging gar nichts. Ich habe mich wie ein drittklassiger Läufer gefühlt. Ich musste mich schon 400 Meter vor Schluss richtig quälen, um dranzubleiben. Ich hatte keine Power in den Oberschenkeln. Ich weiß nicht, was los war. Ich kam nicht in den Modus, in dem ich marschieren kann. Eigentlich habe ich mich gut regeneriert nach dem Vorlauf. Das ist bitter.

Hochsprung Qualifikation Männer

Erstmals seit 1987 zwei DLV-Hochspringer im Finale

Die Latte fürs Finale lag hoch an diesem Vormittag im Londoner Olympiastadion. Bei angenehmen Bedingungen, schraubten sich die Athleten immer höher in die Luft. Insgesamt 17 Athleten überquerten 2,29 Meter, so dass auch die als Qualihöhe angedachten 2,31 Meter aufgelegt wurden. Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) meisterte diese Höhe im zweiten Versuch und reckte die Faust in die Höhe. Nur einmal hat der Deutsche Meister in seiner Karriere eine größere Höhe überwunden, mit den 2,35 Metern von Bottrop.

Zwar nicht 2,31 Meter, dafür aber 2,29 Meter überquerte Eike Onnen (Hannover 96) im ersten Versuch. Davon profitierte er in der Endabrechnung als Zehnter und bekam dafür das kleine "q". Erstmals seit 1987 stehen damit wieder zwei deutsche Hochspringer im WM-Finale, das am Sonntag ausgetragen wird.

Insgesamt sechs Athleten floppten über die 2,31 Meter und verdienten sich das große "Q", dazu gehörten auch der Favorit Mutaz Essa Barshim (Katar) und 2,42-Meter-Springer Bohdan Bondarenko (Urkaine). Zur Freude der Gastgeber sprang auch der EM-Zweite Robbie Grabarz (Großbritannien) direkt ins Finale. Mit den Händen vors Gesicht geschlagen kniete Gianmarco Tamberi (Italien) nach seinem dritten Fehlversuch über 2,31 Meter auf dem Rasen. Für den Europameister reichten 2,29 Meter im zweiten Versuch nicht fürs Finale.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Ich bin richtig froh, dass es geklappt hat. Zu Beginn hatte ich Probleme mit dem Anlauf. Die Bahn ist schnell und fest. Das ist perfekt für mich. Aber ich musste am Anlauf feilen. Ich musste zurück gehen, es waren im Wettkampf mindestens vier Füße. Ich war schon gestern sehr aufgeregt und konnte kaum schlafen. Bei Eike war es genauso. Wir haben uns aber auch gut gefühlt und gefreut, nachdem die Vorbereitung super lief. Es ist toll, dass wir beide im Finale stehen. Das ist schon eine tolle Leistung für uns deutsche Athleten. Mal schauen, was im Finale passiert. Ich möchte die Großen ärgern. Wenn der Körper mitspielt, kann ich mit einer Medaille liebäugeln. Vielleicht sind sogar noch größere Höhen möglich. Ich werde mich jetzt auslaufen, zum Physio gehen, die Beine lockern. Die sind natürlich fest nach so einem Wettkampf. Ich musste über die 2,31 Meter. Es war auch ein guter Sprung, aber es geht noch besser. Dann werde ich noch mit meiner Freundin und meinen Eltern essen gehen. Ich war immer sehr nervös vor meinen Wettkämpfen. Ich brauche Ablenkung, das habe ich in diesem Jahr gemerkt. Ich versuche jeden Wettkampf zu genießen.

Eike Onnen (Hannover 96)
Gut, dass ich 2,29 Meter im Ersten gesprungen bin! Ich hatte am Anfang ein paar Probleme, dann klappte es, bei Matze war es anders herum, er hat super angefangen und dann zwischendurch Fehler gemacht. Es macht auf jeden Fall immer noch Spaß, hier dabei zu sein, ich bin auch immer noch aufgeregt. Ein bisschen fühle ich mich vielleicht schon als Senior, ich kenne alle schon lange. Aber wie 35 fühle ich mich noch nicht. Wir haben Anfang der Saison den Anlauf umgestellt. Direkt nach dem Trainingslager hat das gut geklappt, dann aber gar nicht mehr. Wenn man viele Jahre etwas auf eine bestimmte Art gemacht hat, dann fällt es vielleicht etwas schwerer, etwas zu ändern. In Kienbaum sind wir daher jetzt wieder zurück zum alten Anlauf gegangen. Mateusz und ich haben uns heute gesagt, dass wir beide ins Finale wollen. Jetzt sind wir echt happy. Wir verstehen uns gut, ich bin eher der Kopfmensch, er ist ganz anders, etwas verplant, aber das scheint sich gut zu ergänzen. Ich musste heute ins Finale kommen, um im Bundeskader zu bleiben, daher war der Druck noch etwas höher. Im Finale kann ich jetzt relativ befreit aufspringen, nach dieser Saison kann ich keine großen Töne spucken. Ich würde gerne 2,30 Meter springen. Wenn’s mehr wird, hätte ich auch nichts dagegen.

800 Meter Halbfinale Frauen

Christina Hering als Halbfinal-Siebte raus

Für den Einzug ins Halbfinale hatten am Vortag 2:01,73 Minuten gereicht. Auf dem Weg ins Finale packten die 800-Meter-Läuferinnen am Freitag wie erwartet noch eine Schippe drauf. Als Christina Hering (LG Stadtwerke München) sich für das dritte von drei Rennen zum Start aufstellte, waren die zwei Plätze für die Zeitschnellsten mit Resultaten unter zwei Minuten belegt – so schnell war die Deutsche Meisterin in diesem Jahr noch nicht unterwegs.

Schließlich war ihr Halbfinale dann das langsamste, und so war rasch klar, dass für die Final-Qualifikation ein Platz in den Top Zwei her musste. Für die hochaufgeschossene Athletin am Freitagabend in London noch eine Nummer zu groß. Sie sortierte sich am Ende des Feldes ein, hielt bis 600 Meter vor dem Ziel Anschluss, musste dann die Favoritinnen enteilen lassen, konnte aber auf der Zielgeraden noch eine Athletin einsammeln. Das Ergebnis: Platz sieben in 2:02,69 Minuten.

Scheinbar spielerisch lief Favoritin Caster Semenya (Südafrika; 1:58,90 min) ihren Halbfinal-Sieg nach Hause und erklärte dann dem Publikum, dass ihr 1.500-Meter-Silber wenige Tage zuvor nur ein Vorgeplänkel gewesen war: „Es war Teil meines Aufwärm-Programms, ich dachte mir, das ist besser, als hier so lange auf den Start zu warten.“

STIMME ZUM WETTKAMPF

Christina Hering (LG Stadtwerke München)
Ich hatte es mir etwas anders vorgenommen. Ich wollte einfach mitrennen und schauen, was geht. Ich wusste, dass es ab 400 Meter abgeht und schnell wird. Aber ich konnte nicht umschalten. Damit tue ich mich schwer, von einem Moment auf den anderen zu beschleunigen. Vielleicht liegt das auch ein bisschen an meiner Größe. Dann war die Lücke da. Ich habe auf eine starke Zielgerade gehofft, die war auch stark. Für mich wäre es von Vorteil gewesen, wenn das Rennen etwas weiter geht. Insgesamt macht die WM Lust auf mehr. Ich bin dankbar, dass ich die Chance hatte hier zu starten. Es war ein tolles Erlebnis. In Amsterdam bin ich im vergangenen Jahr knapp am EM-Finale gescheitert. Ich hoffe, dass ich noch etwas mit drauflegen kann, auch durch Erfahrungen wie heute. Ich habe auch noch die Universiade vor mir und möchte dort zeigen, was in mir steckt.

100 Meter Hürden Vorläufe Frauen

Pamela Dutkiewicz mischt vorne mit, auch Lobe weiter

Die Hürdensprinterinnen sind in diesem Jahr gut in Form. Das zeigten bereits die Vorläufe, in denen allein das Aus der Olympia-Siebten und Lokalmatadorin Tiffany Porter (13,18 sec) eine Überraschung war. 15 Athletinnen blieben unter 13 Sekunden, die schnellste von ihnen: Weltrekordlerin Kendra Harrison (USA; 12,60 sec).

Auch Titelverteidigerin Danielle Williams aus Jamaika gab in 12,66 Sekunden bei 1,6 Metern pro Sekunde Gegenwind schon eine Kostprobe ihres Könnens. Im selben Rennen direkt dahinter bewies die Deutsche Meisterin Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01), dass sie in der Weltspitze angekommen ist: 12,74 Sekunden, das große Q fürs Halbfinale, nur drei Athletinnen waren schneller.

Schwieriger wurde es für Ricarda Lobe (MTG Mannheim) und Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen). Sie gingen im fünften und sechsten von sechs Vorläufen an den Start. Als Ricarda Lobe nach 13,08 Sekunden als Fünfte knapp den direkten Finaleinzug und die Top Vier verpasst hatte, lag sie aber bereits aussichtsreich auf Rang zwei von vier Zeitschnellsten. Nach dem nächsten Lauf stand fest: Die junge Mannheimerin hat bei ihren ersten Weltmeisterschaften das Halbfinale erreicht. Bitter war das zugleich für Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen), denn sie wird in der nächsten Runde zusehen müssen: Auch sie wurde in ihrem Rennen Fünfte, in 13,14 Sekunden fehlten jedoch ein Platz oder zwei Hundertstel für das Weiterkommen über die Zeit.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01)
Die Stimmung ist toll. Ich habe es bisher nur im Fernsehen verfolgt. Die Leute haben richtig Lust auf Leichtathletik. Das ist cool. Die Wege sind kurz, bis auf der Weg vom Callroom ins Stadion, und da zieht es. Fürs Halbfinale weiß ich, dass ich mich wärmer anziehen muss. Hände und Füße waren kalt am Start. Das Rennen war kontrolliert. Ich habe mich fast ein bisschen ausgebremst, um nichts zu riskieren. Das war das Ziel. Heute Abend werde ich nichts Wildes versuchen. Es geht um alles, ich muss für die ersten Acht kämpfen. Entspannt aber Vollgas. Wenn ich kontrolliert laufe, bin ich ein bisschen wacher und mehr darauf konzentriert, zum Beispiel keine Hürde zu touchieren. Vollgas ist Augen zu und durch.

Ricarda Lobe (MTG Mannheim)
Für mich war eine gute Zeit oder ein zufriedenstellender Lauf Ziel Nummer eins. Das Halbfinale war eher nachgeordnet. Jetzt war es umgekehrt. Der Lauf war nicht so gut, aber das Halbfinale ist erreicht. Dort habe ich die Chance, besser zu laufen. Ich wollte schon früher aus dem Startblock, habe dann aber gemerkt der Starter schießt noch gar nicht. Dann habe ich ein bisschen gezögert und der Schuss fiel. Dadurch bin ich nicht so gut zur ersten Hürde gekommen. Das hat sich dann durchgezogen. Ich habe einfach versucht dranzubleiben. Der letzte Kick hat gefehlt. Ich bin brav und rhythmisch gelaufen. Aber nicht mit Attacke. Als ich ins Stadion geführt wurde, habe ich vermieden, mich umzuschauen. Ich wollte nicht, dass mich die Kulisse beeindruckt. Ich habe mich ganz auf mich konzentriert, meinen Block eingestellt, bin gestartet. Dann hat sich die Bahn richtig, richtig gut angefühlt. Es kam ein Glücksgefühl auf. Im Rennen habe ich die Stimmung auch mitbekommen. Ich vermute, heute Abend wird es noch lauter.

Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen)
Bis zur Hälfte war das Rennen ganz gut. Aber hinten raus fehlten mir ganz offensichtlich die Körner und die Wochen Training, die ich in diesem Jahr nicht machen konnte. Ich hatte dummerweise schon in der Hallensaison drei Wochen vor den Deutschen Meisterschaften einen Muskelfaserriss. Da war nichts mehr zu machen. Ich habe mich dann auf die Freiluftsaison konzentriert. Dann ist mir drei Wochen vor den Deutschen Freiluft-Meisterschaften auf der anderen Seite der Beuger weggefetzt. Deshalb konnte ich nicht trainieren. Bei den Deutschen bin ich auch in 13,14 Sekunden ins Ziel gekommen. Heute habe ich mich eigentlich besser gefühlt. Es ist sehr schade, dass es so knapp nicht geklappt hat.

100 Meter Hürden Halbfinale Frauen

Pamela Dutkiewicz steht in den Top Acht der Welt

Der Puls war auf 180. Und schnellte nach dem ersten Startversuch in Halbfinale drei sicher bei allen Beteiligten noch einmal in die Höhe: Fehlstart! Auch Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) hatte gezuckt, wie deutlich an der Zeitlupe zu erkennen war. Schneller aus den Blöcken stürmten dann aber andere. Und so gab es für alle die grüne Karte. Es habe „viel Bewegung am Start“ gegeben, erklärte der Kampfrichter.

Der zweite Versuch saß. Pamela Dutkiewicz kam etwas verhalten aus den Blöcken, aber dann spielte sie einmal mehr ihre Stärke auf der zweiten Rennhälfte aus. In 12,71 Sekunden übersprintete sie sogar Weltrekordlerin Kendra Harrison (USA; 12,86 sec), die an einer Hürde hängen geblieben war, und rannte vor bis auf Rang zwei. So machte sie direkt das Finalticket für Samstag (21:05 h deutscher Zeit) klar. Sie ist nach Vize-Weltmeisterin Cindy Roleder (SV Halle) die zweite Deutsche in Folge, die sich in einem WM-Finale präsentieren darf. Und dort braucht sie sich nicht zu verstecken: Nur Sally Pearson (Australien; 12,53 sec) und im selben Vorlauf Dawn Harper-Nelson (USA; 12,63 sec) waren am Freitag schneller.

Ricarda Lobe hatte über ihre Vorlauf-Zeit in 13,08 Sekunden knapp den Einzug in die Runde der besten 24 Hürdensprinterinnen der Welt geschafft. Weiter ging es für die Athletin von der MTG Mannheim nicht, aber sie ließ noch einmal sieben Athletinnen in der Endabrechnung aller Halbfinals hinter sich. In ihrem Rennen wurde sie in 13,11 Sekunden Sechste. Mit Platz 17 feierte sie eine gelungene Premiere auf der großen internationalen Bühne.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Ricarda Lobe (MTG Mannheim)
Ich bin nicht so gut weggekommen. Die anderen Athletinnen sind mir etwas weggerannt. Dann war es richtig gut. Ich bin ins Rollen gekommen, was besser war als heute morgen. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt. Das Ziel war das Halbfinale, das war schon ein Ding für mich, mit dem ich zufrieden sein kann. Ich kann mitrennen und muss mich nicht verstecken, gerade bei der Kulisse. Mit der Zeit bin ich nicht so zufrieden. Dafür muss bei mir viel stimmen im Moment. Ich laufe noch beim ISTAF, dann geht es in den Urlaub. Danach ist die EM in Berlin das große Ziel. Gerade nach der Hallen-EM in Belgrad, wo ich das Finale erreicht habe, möchte ich auch unter freiem Himmel ins EM-Finale. Im Winter muss ich an der Technik arbeiten. Die Sprintfähigkeit ist da, aber bei den technischen Details gibt es noch Potenzial, zum Beispiel wegzusprinten, nachdem ich das Nachziehbein setze.

Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01)
Ich habe nach dem ersten Startversuch gezittert. Der Schreck war da. Ich hatte sogar schon eine Erklärung parat: In dem Moment ist ein Flugzeug übers Stadion geflogen. Man wartet auf das "Set" und will keine Nebengeräusche. Als ich dann "Green Card Girls" gehört habe, war alles okay. Damit war das abgehakt. Ich hatte dann dennoch einen schwachen Start, möglicherweise hatte das doch etwas damit zu tun. Die Hallen-EM in Belgrad mit vielen Fehlstarts war eine gute Übung. Ich musste mich jedes Mal neu fokussieren. Das sind wichtige Erfahrungen. Das Finale war mein Ziel. Ich freue mich sehr, dass es mit einem großen "Q" passiert ist. Jetzt ist alles Zugabe. Natürlich werde ich alles geben und dann am Ende sehen, wo ich stehe.

Diskuswurf Qualifikation Frauen

Zwei weiter, eine raus

Der erste Versuch der Favoritin landete im Netz. Im zweiten Durchgang schleuderte Sandra Perkovic (Kroatien) den Diskus dann auf 69,67 Meter. So weit hat noch nie eine Athletin in einer WM-Qualifikation geworfen. Die zuvor beste Weite war Ilke Wyludda in der Quali der WM 1987 in Rom (Italien) mit 68,40 Metern gelungen.

Perkovic war eine von drei Athletinnen, die am Freitag in der ersten Gruppe die Qualifikationsweite von 62,50 Metern überbieten konnten. Auch 70-Meter-Werferin Denia Caballero (Kuba; 63,79 m) zählte dazu. Die beiden deutschen Teilnehmerinnen leider nicht. Mit 61,70 Metern und 60,78 Metern lagen Julia Harting (SCC Berlin) und Anna Rüh (SC Magdeburg) aber vor dem Start der zweiten Qualifikationsgruppe beide noch recht aussichtsreich auf Rang fünf und sechs.

Mit den Würfen von Gruppe B sollte sich jedoch zum Leidwesen von Anna Rüh zeigen, dass für den Einzug ins Finale am Sonntag Weiten jenseits von 61 Metern gefordert waren. Julia Harting schaffte es als Elfte in die Runde der besten Zwölf. Mit einem großen Q machte dagegen Nadine Müller (SV Halle) in der zweiten Gruppe das Finale klar: Die Dritte der WM von Peking (China) brauchte zwar drei Versuche, im dritten aber flog ihre Scheibe bis auf 63,35 Meter. Sie meldete sich damit nach ihrer Sprunggelenk-Verletzung, die sie den DM-Start in Erfurt gekostet hatte, wieder fit im Ring zurück. 

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Nadine Müller (SV Halle)

Natürlich wäre es im ersten Versuch schöner gewesen. Aufgrund meiner Verletzungs-Vorgeschichte habe ich germerkt, dass ich etwas länger brauche, um in den Wettkampf zu kommen. Hinten raus wurde es besser. Den 63er hätte ich mir im ersten Versuch gewünscht, um das Nervenköstum zu schonen. Aber was soll´s. Ich habe das große Q und bin unter den Top zwölf. Sonntag ist ein neuer Wettkampf und wenn ich mich wieder so reinsteigere, ist es gut. Vor den Deutschen Meisterschaften haben wir nichts riskiert und auf einen Start verzichtet. Ich konnte drei Wochen lang nicht voll werfen, zumindest nicht drehen. Es ging nur aus dem Stand oder dem Angehen. Es musste viel improvisiert werden. Das wirft einen in der Sicherheit zurück. In den vergangenen zweieinhalb Wochen vor London konnte ich in Kienbaum gut trainieren. Die Ambition im Finale ist, um eine Medaille zu kämpfen. Es wird aber schwerer als die Jahre zuvor. Auch Favoriten können allerdings straucheln und die Chance, muss man nutzen und hoffen, dass es für eine Medaille reicht.

Julia Harting (SCC Berlin)
Es waren relativ gute Würfe. Der letzte Versuch wäre es auch gewesen, der war nur leider am Pfosten und ist dann erst geflogen. Das hat mich sehr geärgert. Der Versuch war so, wie ich es mir vorgestellt habe. Der wäre bestimmt Richtung 64 Meter geflogen. Manchmal hat man ein bisschen Pech. Die Vorbereitung lief etwas durchwachsen, aber die Würfe hier haben sich gut angefühlt, waren technisch sauber. Jetzt muss ich etwas zittern. Aber wenn ich es ins Finale schaffe, müssen auch andere zittern.

Anna Rüh (SC Magdeburg)
Die frühe Uhrzeit hat mich gar nicht gestört. Ich habe mich gut gefühlt und auch gedacht, dass die 62,50 Meter machbar sind. Mit 60,78 Metern muss ich zittern. Das ist leider keine gute Leistung. Sollte ich ins Finale kommen, müssen auf jeden Fall mehr als 63 Meter her. Technisch habe ich sauber geworfen, auch der Ring ist super. Ich mag es, wenn der Ring stumpf ist. Ich brauche vielleicht mehr Würfe. Das Training lief gut. Ich war zwei Wochen in Kienbaum, dann eine Woche mit meinem Heimtrainer zu Hause. Es ist mehr drin.

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