Loroupe und Eich glücklos auf der Läuferautobahn
Lang und breit ist sie, die Aachener Straße in Köln. Für die Teilnehmer des Köln Marathons fast wie eine Autobahn: zweispurig, leichtes Gefälle, guter Belag, immer geradeaus und Rückenwind. Eigentlich optimal, um bei Kilometer 20 kurz vor der Halbmarathon-Marke einem Rennen seinen Stempel aufzudrücken. Und doch konnten die beiden Top-Favoriten der gestrigen siebten Auflage genau auf diesem Streckenabschnitt nicht auf die Überholspur ausscheren, sondern mussten einen Gang zurückschalten. Als erst der Deutsche Carsten Eich und später die Kenianerin Tegla Loroupe die Aachener Straße hinunter liefen, begruben sie ihre Ambitionen, die Olympia-Norm von 2:11:00 Stunden zu knacken (Eich), bzw. den Streckenrekord von 2:27:27 Stunden anzugreifen (Loroupe).
Ein neues Auto für den Sieg
Doch als Besserung eintrat, sagte die ehemalige Weltbeste auf den 42,195 Kilometern zu, wurde drei Tage vor dem Rennen als Top-Starterin präsentiert und kündigte an: "Ich würde gern den Streckenrekord angreifen." Weil die Hüfte dann aber doch noch nicht so ganz heile war, musste die 30-Jährige von Beginn an gegen ihre Schmerzen ankämpfen. "Bei Kilometer 20 ist es dann so schlimm geworden, dass es fast nicht mehr ging. Aber wegen der guten Stimmung und weil ich mit den Organisatoren befreundet bin, habe ich weiter gemacht." Wenige Kilometer später ging sie allein in Führung des Frauen-Rennens und setzte sich in 2:33:48 Stunden durch, was mit einem neuen Auto belohnt wurde.
Eichs weitere Pläne noch offen
So viel Glück hatte Carsten Eich nicht. Denn zehn Kilometer, nachdem er auf der Aachener Straße die Olympia-Norm abgeschrieben hatte, musste er auch seine Siegambitionen begraben. Bei Kilometer 30 verließen ihn die Kräfte und er versuchte sich nur noch ins Ziel zu retten. Das erreichte der Mann von der LG Braunschweig nach 2:15:27 Stunden als Achter und war bitter enttäuscht: "Ich habe heute alles riskiert und viel verloren. Wie ich jetzt weitermache, muss ich mir noch überlegen. Dabei hatte ich vor dem Rennen eine Form, wie vor ein paar Jahren auch, als ich meine besten Zeiten gelaufen bin."
600.000 Zuschauer glaubten an die Norm
Jetzt müsse er entscheiden, ob er noch einmal die Olympia-Norm bei einem Frühjahrsmarathon in Angriff nehme, oder sich nur noch auf Siege und Platzierungen bei Citymarathons und Cityläufen beschränke. "Das weiß ich aber noch nicht." An den Kölner Zuschauern lag es an diesem Tag jedenfalls nicht. Die 600.000 an der Strecke glaubten an den in Fürth lebenden Eich. "Zwischendurch haben die Leute immer gerufen du kommst nach Athen, du schaffst das!'." Doch er selbst wusste schon auf der Aachener Straße: Das wird nichts mehr.
Im Ziel hatte der Köln-Sieger Frankfurt vergessen
Ein anderer begann in diesem Moment erst an seine Chance zu glauben: Benjamin Rotich, den kaum einer auf der Rechnung hatte. Der Kenianer plante ursprünglich einen Start in Frankfurt. Weil ihn die dortigen Veranstalter jedoch nicht haben wollten, konnte er in Köln gewinnen. In 2:12:03 holte er sich den Sieg und das Auto im Wert von 30.000 Euro. Dafür dankte er direkt nach der Zielankunft auf der Kölner Domplatte zuerst dem lieben Gott und fragte anschließend gleich mal bei den Kölner Organisatoren nach, ob er denn im nächsten Jahr wiederkommen könne. An Frankfurt dachte er längst nicht mehr.