Sammy Chumba und sein irrer Spurt am Eiffelturm
Die dunkelhäutigen Burschen machten gemeinsame Sache. Auf dem "Quai Branly", der breiten Zielgeraden zu Füßen des Eiffelturms, wo die Zuschauer dicht an dicht hinter den Absperrgittern standen, sprinteten sie im Fünfer-Pack um den Sieg beim Herbst-Klassiker "20 km de Paris". Sammy Chumba, ein kleiner, nimmermüder Kenianer, war der Schnellste! Mit einem irren Finish gewann er die 25. Jubiläumsauflage in 58:26 Minuten vor drei Landsleuten und einem Äthiopier.
Sammy Chumba kann kurz vor dem Zielstrich jubeln. (Foto: Hörnemann)
Es war ein riesiges Happening! 18.000 Teilnehmer machten sich morgens früh um Zehn auf den beschwerlichen Weg. Von der Iena-Brücke führte die Strecke zum Trocadéro-Platz, dann auf die Avenue Foch mit dem Triumphbogen im Hintergrund und hinein in den Bois de Boulogne, die grüne Lunge mitten in Paris.Schnell waren die Afrikaner alleine
Die Ostafrikaner waren zu diesem Zeitpunkt bereits unter sich. Als sie auf die Schnellstraße Georges Pompidou einbogen, rechts der Seine, drückte David Makori, der Sieger vom Venedig-Marathon 2002, unablässig aufs Tempo. Aber seine Wegbegleiter konnte er nicht abschütteln. Wie die Kletten hingen sie an seinem blauen Dress mit den drei Streifen. Nahe des Louvre-Museums überquerte die mehrköpfige Spitzengruppe die Royal-Brücke, wo das letzte Teilstück links der Seine eingeläutet wurde bis hin zum Ziel auf dem "Quai Branly".
Auf den letzten Metern überschlugen sich die Ereignisse. Sammy Chumba, der aus dem holländischen Tilburg angereist war, wo er sein Basislager aufgeschlagen hat, klemmte sich hinter David Makori, der sich verzweifelt von seinen Verfolgern lösen wollte. Vergebens. Sammy Chumba, Zweiter beim Ratinger Silvesterlauf, sprintete aus dem Windschatten heraus und verteidigte verbissen seinen Mini-Vorsprung von gerade mal einer Sekunde.
Junge Äthiopierin Frauen-Siegerin
Schon kurz vorm Ziel reckte er die Arme in die Höhe und feierte danach ausgelassen seinen Triumph, der ihm obendrei einen erklecklichen Geldsegen bescherte. Um 2200 Euro reicher, joggte der Kenikaner nach der Siegerehrung davon. David Makori bekam 1500 Euro ausgezahlt. Paul Biwott und Luke Metto, seine beiden Landsleute, die zeitgleich mit Makori Dritter und Vierter waren, steckten sich 1200 und 900 Euro in die Tasche. Für Girma Tola aus Äthiopien, WM-Vierter über 10.000 Meter in Sevilla 1999 und in Paris bester Nicht-Kenianer, blieben 750 Euro übrig.
Mestewat Tufa, 19 Jahre jung, eines von vielen Nachwuchstalenten aus Äthiopien, gewann die Frauen-Konkurrenz in 1:06:29 Stunden vor Teylba Erkesso, ihrer Freundin und Trainingskameradin, die vier Sekunden langsamer war. Jane Ekimat aus Kenia folgte dichtauf in 1:06:34 Stunden und eroberte den dritten Platz bei dieser Massen-Veranstaltung, die 1979 von Michel Jazy aus der Taufe gehoben wurde.
18.000 Teilnehmer – "eine gute Zahl"
Jazy ist einer der erfolgreichsten Läufer Frankreichs. 1960 in Rom war er Olympia-Zweiter über 1500 Meter und 1966 in Budapest Europameister über 5000 Meter, als er den hageren Westfalen Harald Norpoth, seinen großen Gegenspieler in den sechziger Jahren, auf Rang zwei verwies. "1985 hatten wir 30.000 Teilnehmer", erinnerte sich Jazy, der "Directeur de Course", der Renndirektor, der diesen Job noch immer ausübt, "jetzt waren's 18.000, eine gute Zahl, denn es gab Zeiten, da stand das Rennen sogar vor dem Aus." Davon ist heutzutage nicht mehr die Rede.