Lucas Jakubczyk besteht den Regen-Test
Blitz, Donner, Starkregen und dann eine nasse Bahn: Die Bedingungen beim Anhalt-Meeting in Dessau waren am Freitag alles andere als ideal. Der Deutsche 100-Meter-Meister Lucas Jakubczyk ließ sich dadurch seinen Saison-Einstand auf seiner Paradestrecke nicht vermiesen. In 10,29 Sekunden lief er „wunderbar locker“ als bester DLV-Sprinter ins Ziel.

Nicht für alle Athleten war es ein Zuckerschlecken, doch ein Sprinter schien sich trotz allem pudelwohl zu fühlen, zumal nach einem Saisoneinstieg von 10,29 Sekunden über 100 Meter. „Solches Wetter macht mir nichts aus, ich habe mit Regenwetter immer gute Erfahrungen gesammelt, auch, als ich noch Weitspringer war. Ich gehe positiv in einen solchen Wettkampf, Herumjammern nützt ja auch nichts“, zeigte Lucas Jakubczyk eine optimistische Grundhaltung.
Rennen mit Schwimmflügeln?
Gerechnet hatte er mit solch einem Wetter allerdings nicht, als er gemeinsam mit seinem Trainer Rainer Pottel, der ihn nun schon sechs Jahre betreut, bei schönstem Sommerwetter aus Berlin abgefahren war. Vor dem Paul-Greifzu-Stadion in Dessau begrüßten ihn dann Donner, Blitz und Starkregen.
„Ich habe noch im Auto meine Regensachen angezogen, dann bin ich losgelaufen, habe meinen Sprintkollegen Julian Reus getroffen und mit ihm 15 Minuten unter einem Barackendach gewartet, bis der Regen aufhörte.“ Ihren Optimismus verloren sie nicht. „Wir haben gewitzelt, dass wir vielleicht Schwimmflügel brauchen würden.“
"Fühlte sich gut an"
Die waren dann nicht nötig, denn die Bahn war einigermaßen wasserfrei. „Und es kamen Zeiten heraus, die ich so bei diesen Bedingungen nicht erwartet habe“, staunte der Deutsche 100-Meter-Meister später ein wenig. „Schon der Vorlauf fühlte sich gut an, auch wenn die letzten 20 Meter etwas knirschig waren.“
Im Finale lag Lucas Jakubczyk nach einem missglückten Start schon einen halben Meter zurück, aber dann zündete er den Turbo. „Ab 40 Metern lief es wunderbar, locker. Es machte einfach Spaß, und noch mehr, weil hier die Zuschauer so ganz dicht an der Strecke sitzen und sie auch zu hören sind.“
Starkes deutsches Trio
Zwar konnte Lucas Jakubczyk den in 10,21 Sekunden siegreichen Nigerianer Ogho-Oghere Egwero nicht ganz halten, aber mit der Zeit von 10,29 Sekunden war er selbst vollkommen zufrieden. Und er verwies sogleich auf seine Staffelkameraden Julian Reus (TV Wattenscheid 01; 10,32 sec) und Martin Keller (LAZ Leipzig; 10,33 sec), die nur knapp hinter ihm lagen. „ Und das bei einem Wind von 0,2 Metern pro Sekunde, das ist ein Hauch von Nichts.“ Gute Aussichten für die deutsche Sprintstaffel.
Bei den Olympischen Spielen konnte diese Staffel die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Immerhin war man zuvor mit 38,02 Sekunden einen neuen deutschen Rekord gelaufen. In London war deshalb die Enttäuschung groß, als die Staffel mit Julian Reus, Tobias Unger (VfB Stuttgart), Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01) und Schlussläufer Lucas Jakubczyk zwar 38,37 Sekunden lief, dabei aber die Wechsel nicht voll ausreizte und nicht das Finale erreichte. „Das wollen wir nun bei der WM in Moskau besser machen, “ gibt Jakubczyk die Richtung an.
Ein Leben rund um den Sport
Aber nicht nur Sprints hat der 28-Jährige im Kopf. „ An der Humboldt-Uni in Berlin studiere ich Sportwissenschaften, bin im vierten Semester. Und nebenbei bin ich noch bei meinem Verein Nachwuchstrainer, betreue die U16-Jugendlichen dreimal in der Woche jeweils zwei Stunden. Es ist also alles rund um den Sport aufgebaut, wie bisher mein ganzes Leben lang, egal, ob ich nun Fußball gespielt oder Leichtathletik betrieben habe.“
Der erste richtige Test mit der deutschen 4x100 Meter Staffel folgt am kommenden Samstag (8. Juni) in Regensburg, in der Woche zuvor wird noch ein kurzes Staffeltraining eingeschoben. Bleibt zu hoffen, dass Regensburg seinem Namen dann keine Ehre macht. Nicht Regen, sondern Sonne ist gefragt.
Video: Lucas Jakubczyk bester deutscher Regensprinter