Lucas Jakubczyk - "Happy End"
In windunterstützten 10,16 Sekunden ist Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) am Samstag bei den Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid zum Titel über 100 Meter gelaufen. Der 27-Jährige sprintete erst in diesem Sommer in den Vordergrund, seine eigentliche Leidenschaft ist der Weitsprung. leichtathletik.de hat seine Reaktionen eingefangen.
Lucas Jakubczyk, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem deutschen Meistertitel. Wie fühlen Sie sich als schnellster Mann in Deutschland?Lucas Jakubczyk:
Ich bin überglücklich. Super Zeit, super Konkurrenz - ich kann nur zufrieden sein! Ich hätte nie gedacht, dass ich in diese Dimensionen vorstoßen kann. Letztes Jahr bin ich 10,49 Sekunden gelaufen, ich habe mich extrem gesteigert und freue mich darüber. Umso mehr, weil ich auch noch bei einer Meisterschaft vorne war.
Wie ist der Leistungssprung zu erklären?
Lucas Jakubczyk: Da kommen viele Faktoren zusammen: Einer ist mein Trainer Rainer Pottel. Er vertraut mir und hat zusammen mit mir ein gutes Konzept erarbeitet. In diesem Jahr war der Fokus auf dem Sprint, weil ich mir bei den Norddeutschen Meisterschaften im Winter beim Weitsprung eine Verletzung zugezogen habe.
Wie fühlte es sich an, als Vorlaufschnellster in das Finale zu gehen?
Lucas Jakubczyk:
Man muss cool bleiben, seine Favoritenrolle ein bisschen ausblenden. Ich bin schon 27. Einige Gegner waren deutlich jünger. Vielleicht hat mir die Erfahrung geholfen. Dazu kommt meine Lockerheit: Ich sehe mich aktuell gar nicht als Sprinter, sondern eher immer noch als Weitspringer.
Wie ist Ihre Karriere im Weitsprung bisher verlaufen?
Lucas Jakubczyk:
2004 habe ich mich für die U20-WM qualifiziert, bin aber in der Quali ausgeschieden. Ich bin gelernter Rechtsspringer, kann aber links wie rechts springen. Mit rechts ist meine Bestleistung 7,85 Meter. Wegen Verletzungen musste ich zwischenzeitlich auf Links umstellen. Da bin ich 7,88 Meter gesprungen. Sprint habe ich aber auch immer gemacht, war zum Beispiel Deutscher Jugendmeister über 60 Meter.
Sehen Sie sich künftig wieder beim Weitsprung?
Lucas Jakubczyk:
Ja, mir macht das Springen Spaß. Ich würde gerne zurück. Weitsprung bietet im Training mehr Abwechslung. Auch der Wettkampf ist anders. Im Sprint liegt ein extremer Fokus auf einem Moment. Beim Weitsprung ist man anderthalb Stunden beschäftigt. Letztlich muss aber der Körper entscheiden, ob ich wieder springen kann.
Welche Verletzungsprobleme hatten Sie?
Lucas Jakubczyk:
Das hat 2005 angefangen. Seitdem hatte ich viele Muskelfaserrisse und Zerrungen in der Beuger-Muskulatur. Die Leidensgeschichte ist lang. Ich hatte in jedem Jahr mindestens drei Wochen Pause, oft sechs. Ich habe immer gehofft, einmal gesund zu bleiben. In diesem Jahr ist das gelungen und es gab ein Happy End.
Haben Sie zwischenzeitlich ans Aufhören gedacht?
Lucas Jakubczyk:
Auf jeden Fall. Diese Gedanken gab es häufig. In manchen Jahren ist gar nichts gelaufen. Dann habe ich mich wieder fit gefühlt und es kam die nächste Verletzung. Da hilft ein wenig Idealismus, wenn man seiner Sportart verbunden ist.
Ist die deutsche Staffel ein Thema, auch Richtung Olympia?
Lucas Jakubczyk:
Das kann ich nicht entscheiden, das tun andere. Ich bin mit meiner Staffel vom SCC Berlin Deutscher Vizemeister geworden. Als wir vor einem Jahr gewonnen haben, war ich Schlussläufer, diesmal Startläufer. Die Wechselfähigkeit ist da.
Waren Sie mit in den Staffel-Trainingslagern des DLV?
Lucas Jakubczyk:
Nein, zu dem Zeitpunkt, als die Teilnehmer zusammengestellt wurden, habe ich nicht daran gedacht, in diesem Jahr zu sprinten. Die deutsche Staffel war schon gar kein Thema. Aber ich bin in Jena in der zweiten DLV-Staffel gelaufen und in Weinheim in der dritten.
Sind Ihre Eltern schon durch ihre Schnelligkeit aufgefallen?
Lucas Jakubczyk:
Nein. Mein Vater hat Fußball gespielt, meine Mutter hat Leichtathletik gemacht, aber nie auf leistungssportlichem Niveau. Dank meiner Mutter bin ich aber zur Leichtathletik gekommen. Vorher habe ich Fußball gespielt und wollte ein Star werden. Im Alter von 14, 15 Jahren habe ich damit aufgehört.
Seit wann sind Sie in Berlin und was machen Sie neben dem Sport?
Lucas Jakubczyk:
Ich bin 2004 nach Berlin gewechselt, weil es in meinem Heimat-Dorf Syrau im Vogtland eher bescheidene Bedingungen gab: Aschenbahn und keine Halle. Ich war in meiner Zeit in Berlin zuerst bei der Bundespolizei. Ende 2010 wurde ich aber aus der Förderung rausgenommen, habe fünf Monate als Polizist gearbeitet und schnell gemerkt: Das ist nicht das Richtige. Seit letztem Herbst studiere ich Sportwissenschaften an der HU Berlin und bekomme Bafög. Das reicht zum Leben.
Sie sind in Berlin auch als Trainer aktiv...
Lucas Jakubczyk:
Das ist richtig. Ich trainiere in meinem Verein eine Schülergruppe und einige Jugendliche, zusammen mit George Petzold. Wir sind ein gutes Team und haben ein paar gute Nachwuchstalente. Ich denke, das ist eine wichtige Arbeit an der Basis. Gerade in Berlin ist es schwierig, die Leichtathletik in den Mittelpunkt zu rücken, gegen andere Sportarten.
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