Lucas Jakubczyk - „Hundertprozentiger Sprinter“
Lucas Jakubczyk zählt zu den Gewinnern des Jahres 2012: Deutscher Meister über 100 Meter, deutscher Rekord und EM-Silber mit der Sprintstaffel. Im Interview berichtet der Berliner von seinen Zielen für das neue Jahr und erklärt, in welcher wichtigen Entscheidung sich die Vernunft durchgesetzt hat.
Lucas Jakubczyk, 2012 war für Sie ein Jahr voller Überraschungen. Welches war Ihr persönlich schönster Moment?Lucas Jakubczyk:
Der deutsche Meistertitel über 100 Meter. Das war für mich die Bestätigung, dass sich das Wagnis, sich auf den Sprint zu konzentrieren, auszahlt. Dass ich dort mit meiner Zeit aus dem Vorlauf von 10,20 Sekunden zudem noch die EM-Norm geknackt habe, war natürlich doppelt schön.
Und auf dem Rückflug von Helsinki hatten Sie mit Silber eine internationale Medaille im Gepäck ...
Lucas Jakubczyk:
Ja, das war das i-Tüpfelchen auf die letzte Saison. Der Moment, in dem man auf dem Treppchen mit der Medaille geehrt wird - das ist eine unglaublich emotionale Erfahrung, die man kaum beschreiben kann.
Dabei sind Sie zum Sprinten ja eigentlich gezwungen worden. Wie sehr schlägt Ihr Herz denn noch für Ihre einstige Paradedisziplin, den Weitsprung?
Lucas Jakubczyk:
Vom Training her bin ich inzwischen ein hundertprozentiger Sprinter geworden. Mein Herz sagt mir zwar dann und wann, dass ich gern irgendwann wieder springen würde. Aber hier siegt einfach die Vernunft. Immerhin bin ich jetzt schon seit gut elf Monaten verletzungsfrei geblieben - und der Erfolg gibt mir ja Gott sei Dank bei dieser Entscheidung auch Recht.
Was fasziniert Sie am Sprint?
Lucas Jakubczyk:
Das unmittelbare Duell mit den anderen Athleten. Das habe ich ja so zuvor beim Weitsprung nicht erlebt. Und ich mag die diversen Psychospielchen vor dem Start. Da habe ich mit meinen 27 Jahren schon so einiges erlebt. Und von diesen Erfahrungen konnte ich auch schon das ein oder andere Mal profitieren und die eigentlichen Spezialisten ein wenig ärgern.
Was ist Ihre Stärke?
Lucas Jakubczyk:
Inzwischen kenne ich meinen Körper einfach sehr gut und weiß mich daher auch immer gut selbst einzuschätzen. Das hilft auch bei der Analyse nach einem Rennen, wenn es darum geht herauszufinden, was hätte besser laufen müssen. Und was das Training betrifft, kann ich mich sehr schnell auf neue Dinge einstellen und sie umsetzen.
Was zeichnet die Zusammenarbeit mit Rainer Pottel aus?
Lucas Jakubczyk:
Am wichtigsten ist zunächst einmal, dass wir beide uns gegenseitig zu 100 Prozent vertrauen. Was die Trainingsgestaltung betrifft, ist das bei uns so, dass ich mich auch sehr gut einbringen kann. Wenn es darum geht, etwas Neues auszuprobieren, herrscht zwischen uns immer ein reger Austausch. Und der Erfolg zeigt, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind.
Neben Ihrem Sport studieren Sie Sportwissenschaften. Verbinden Sie damit schon einen konkreten Berufswunsch?
Lucas Jakubczyk:
Nein, das ist noch völlig offen. Ich habe ja auch, was das Studium angeht, noch einen weiten Weg vor mir. Durch meine Trainertätigkeit beim SCC Berlin, wo ich für die U16 zuständig bin, habe ich aber schon gemerkt, dass diese Richtung mir sehr viel Spaß macht. Zudem ist die Arbeit mit den Jugendlichen auch von Vorteil für mich als Athlet. Ich kann dort im Training Dinge ausprobieren, die ich später auch in mein eigenes Training einbauen kann und umgekehrt.
Sport, Studium, Trainer - das klingt nach einem vollen Terminkalender. Was machen Sie mit der wenigen Freizeit, die übrig bleibt?
Lucas Jakubczyk:
Am liebsten faulenzen und die Seele baumeln lassen. Berlin hat viele schöne Ecken, wo man sich einfach mal hinsetzen und in Ruhe einen Kaffee trinken kann.
Welche Ziele haben Sie für 2013?
Lucas Jakubczyk:
Nächste Woche steige ich in die Hallensaison ein, in deren Verlauf ich mich für die Hallen-EM qualifizieren möchte. Die Ergebnisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass man - eine gute Form vorausgesetzt - in Europa durchaus ein Wörtchen mitreden kann. In der Freiluftsaison möchte ich natürlich ein Teil der WM-Staffel in Moskau sein. Nachdem es bei den Olympischen Spielen in London nicht so gelaufen ist wie erhofft, haben wir ja noch etwas gutzumachen.
Haben Sie einen sportlichen Traum?
Lucas Jakubczyk:
Nachdem ich in diesem Jahr in London dabei sein durfte, würde ich 2016 in Rio de Janeiro gern noch einmal an Olympischen Spielen teilnehmen und dort sportlich mein Bestes geben. Und dann hoffe ich, dort auch eine Teilnehmerurkunde zu erhalten, auf der mein Nachname korrekt geschrieben ist. Das war nämlich in London leider nicht der Fall (lacht).
Quelle: leichtathletik – Ihre Fachzeitschrift