| Horizont erweitern

Lucas Jakubczyk will sich auch über 200 Meter beweisen

Als Fünfter hat Lucas Jakubczyk in Zürich (Schweiz) das beste Ergebnis eines deutschen Sprinters über 100 Meter bei einer EM seit 1986 erreicht. Um noch schneller zu werden, sein Sprint-Repertoire zu erweitern und möglicherweise die Chance auf ein internationales Finale auf Weltniveau zu erhöhen, möchte der Berliner 2015 vermehrt über 200 Meter an den Start gehen.
Jan-Henner Reitze

Mit 29 Jahren ist Lucas Jakubczyk vergleichsweise noch ein "Neuling" im Sprint. Nachdem er jahrelang - geplagt von immer neuen Verletzungen - versuchte, im Weitsprung Fuß zu fassen und Richtung acht Meter sprang, sattelte er 2012 um. Seitdem gehört er zu den Top-Sprintern des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).

Besonders zeichnet er sich dadurch aus, im entscheidenden Rennen seine beste Leistung abzurufen. Bisher eindrucksvollstes Beispiel: Die EM in Zürich (Schweiz), wo der Berliner in 10,25 Sekunden über 100 Meter auf Rang fünf lief. Trotz der Erfolge und dem erst recht kurzen Dasein als Sprinter: Es soll etwas Neues her.

Umstellungen im Training erst Richtung Sommer geplant

Besonders mit dem Ziel Olympia in Rio de Janeiro (Brasilien) möchte der Vize-Europameister mit der Staffel neue Impulse setzen und sich im kommenden Jahr verstärkt über 200 Meter zeigen - ohne die ganz kurzen Distanzen aus den Augen zu verlieren.

"Ich denke, dass ich nach drei Jahren das Laufen über 100 Meter drauf habe. Wenn der Körper neue Reize bekommt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man sich weiterentwickelt, als wenn man immer wieder das reproduzieren möchte, was man bisher gemacht hat", erklärt Lucas Jakubczyk, der über 200 Meter "nebenbei" schon 20,77 Sekunden gelaufen ist.

In der Vorbereitung auf die Hallensaison wird sich im Training noch nicht allzu viel verändern - wie etwa mehr für die Sprintausdauer zu tun. "Wir werden das ein oder andere ausprobieren, was man dann Richtung Sommer ausbauen kann", so lautet der Plan.

Doppel- bis Dreifach-Starts möglich

Im Winter stehen die 60 Meter im Fokus, Höhepunkt der kompletten Hallensaison sollen die Hallen-Europameisterschaften in Prag (Tschechische Republik; 7. bis 9. März 2015) werden. "Bei den Deutschen werde ich aber auch die 200 Meter angehen", kündigt Lucas Jakubczyk an.

International werden die 200 Meter wegen der großen Nachteile auf den Innenbahnen in der Halle nicht mehr gelaufen - sodass sich der inzwischen vom Leistungssport zurückgetretene Tobias Unger immer noch amtierender Hallen-Europameister nennen darf. Er gewann den Titel 2005, als die 200 Meter zum letzten Mal auf dem Programm standen.

Tobias Unger ist auch der deutsche Sprinter, der zuletzt Einzelfinals bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften erreicht hat und dort in Athen (Griechenland) und Helsinki (Finnland) über 200 Meter jeweils Siebter wurde. Dieses Beispiel hat auch Lucas Jakubczyk im Hinterkopf, der sich für mindestens einen Einzelstart bei Olympia in Rio qualifizieren möchte. "Dort oder auch bei der WM in Peking sind vom Zeitplan her Starts über 100 Meter, 200 Meter und mit der Staffel möglich", sagt der Deutsche Vizemeister über 100 Meter. Allen voran Sprintstar Usain Bolt (Jamaika) macht vor, dass dieses Programm zu bewältigen ist.

Kurvenlauf auch für die Staffel hilfreich

Neben den Überlegungen, auf der längeren Sprintstrecke international größere Chancen zu haben, kann mehr Stehvermögen auch über 100 Meter nicht schaden. Auch hier möchte Lucas Jakubczyk weiterhin mitmischen.

Ein Ansatzpunkt zur "Weiterbildung" ist der Kurvenlauf, den der 29-Jährige noch nicht aus dem Effeff beherrscht. Verbesserte Fähigkeiten in diesem Bereich können ihm auch bei seinen Einsätzen in der DLV-Sprintstaffel helfen, wenn er wie bei der WM in Moskau (Russland) Startläufer ist. Das könnte ein Baustein sein, um den Traum von einer Staffel-Medaille auf Weltniveau wahr zu machen.

Neben solchen „großen“ Gedanken und Zielen, möchte Lucas Jakubczyk mit seinen 200-Meter-Plänen aber auch schlicht seinen persönlichen Horizont als Athlet erweitern, denn "es ist gut, wenn man nicht nur geradeaus laufen kann."

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