| Jugend-Hallen-DM 2019

Luis Brandner: "Die Vorfreude ist eindeutig größer als die Nervosität“

Der deutsche Leichtathletik-Nachwuchs ermittelt am Wochenende in Sindelfingen seine Meister. Über 60 und 200 Meter ist Luis Brandner im Glaspalast als Jahresschnellster der Gejagte. Im Interview spricht das Sprint-Talent vom LAC Erfurt Top-Team über seine Ziele, wie er seine Startschwäche in den Griff bekommen hat und welche Stärken seinen Trainer Gerhard Jäger auszeichnen.
pm / pam

Luis Brandner, 2018 bist Du etwas überraschend Deutscher U20-Hallenmeister über 60 Meter geworden. Am Samstag startest Du in Sindelfingen hingegen als Titelverteidiger und Top-Favorit. Bist Du schon nervös?

Luis Brandner:

Nicht nervöser als vor jeder anderen großen Meisterschaft. Die Vorfreude überwiegt eindeutig.

Hast Du gedacht, dass 6,72 Sekunden für dich möglich sind? Schließlich bist Du nicht der beste Starter.

 

Luis Brandner:

Die Vorbereitung auf die Hallensaison lief zum ersten Mal komplett reibungslos und ohne Probleme. Meine Startphase konnte ich in Folge dessen auf einem ganz guten Niveau stabilisieren. Dadurch wusste ich schon Anfang Januar, dass ich in einer sehr guten Verfassung bin, habe mir aber nie wirklich Gedanken über eine bestimmte Zielzeit gemacht. Ich wollte locker an die Sache rangehen. Ein bisschen überrascht haben mich die 6,72 Sekunden allerdings schon.

Wie hast Du in den vergangenen Monaten speziell am Start und der Beschleunigung gearbeitet?

Luis Brandner:

Ausschlaggebend bei meiner Entwicklung im Startbereich war meine Kraftentwicklung über die vergangenen Monate. Diese zusätzliche Kraft gibt mir eine gute Grundlage, auf der ich dann bestimmte technische Aspekte aufbauen kann.

Du hast in Arnstadt als Hochspringer begonnen und bist erst vor knapp drei Jahren und damit relativ spät zum Sprint gekommen. Wann hast Du gemerkt, dass du fürs schnelle Laufen Talent mitbringst?

Luis Brandner:

Ich war nie der Langsamste in den jüngeren Altersbereichen, aber ein spezielles Talent war da noch nicht zu erkennen. Das hat sich dann erst in meinem ersten Jahr als Sprinter 2016 herauskristallisiert.

In der deutschen U20-Bestenliste ist der Münchner Fabian Olbert mit 6,77 Sekunden dein engster Verfolger. Welche anderen Sprinter hast Du im Rennen um Gold noch auf der Rechnung?

Luis Brandner:

Über 60 Meter ist vieles möglich. Wenn jemand einen guten Tag und einen guten Start erwischt, kann es bei vielen schnell werden. Mein Fokus liegt aber voll auf meiner Leistung und wie ich meine Läufe durchbringe. Alles andere ist für mich nebensächlich.

Auch über 200 Meter führst Du mit 21,12 Sekunden die U20-Bestenliste an. Hast Du mit einer solchen Zeit – der schnellsten eines deutschen U20-Sprinters seit 2003 – in deinem allerersten Rennen über die Hallenrunde gerechnet?

Luis Brandner:

Die 21,12 Sekunden hatten tatsächlich weder ich noch mein Trainer auf dem Plan. Ich persönlich bin mit keiner großen Erwartungshaltung in das Rennen gegangen, was sich am Ende wahrscheinlich auch positiv ausgewirkt hat. Allerdings kommt die Zeit auch nicht aus dem Nichts. Wenn ich mir meine Vorbereitung anschaue, hätte man schon auf eine Zeit in diese Richtung schließen können.

Auch auf dieser Strecke bist Du in Sindelfingen der Gejagte...

Luis Brandner:

...was aber keine große Rolle für mich spielt. Ich gehe in den Wettkampf mit der gleichen Konzentration und Motivation, als hätte ich die zweit- oder drittschnellste Zeit stehen. Da muss sich jeder auf sich selbst konzentrieren.

Sie trainieren in Erfurt in einer starken Gruppe, unter anderem mit dem Deutschen Rekordler Julian Reus. Was zeichnet Deinen erfahrenen Coach Gerhard Jäger aus?

Luis Brandner:

Vor allem seine Erfahrung. Er hat quasi schon jede erdenkliche Situation im Sport erlebt und daraus seine Schlüsse gezogen. Diese Erfahrung hilft natürlich vor allem uns jüngeren Athleten. Herr Jäger beweist auch ein sehr gutes Händchen in der Kommunikation mit uns. Man kann mit ihm über vieles lachen, aber wenn es ernst wird, findet er auch sehr deutliche und direkte Worte. Das macht die Zusammenarbeit mit ihm so angenehm. Und seine wohl größte Stärke ist die Trainingsmethodik. Also wenn es darum geht, Trainingspläne aufzustellen und eine Langzeitentwicklung zu gewährleisten, gibt es wohl keinen besseren Trainer als ihn.

Die Hallensaison ist nur eine Durchgangsstation Richtung Sommer. Was hast Du dir nach der enormen Steigerung in den vergangenen Monaten für die Sommersaison vorgenommen?

Luis Brandner:

Das Wichtigste wird erst einmal sein, gesund durch die Vorbereitung auf den Sommer zu kommen. Davon hängt vieles ab. Wenn das gelingt, stehen natürlich die U20-Europameisterschaften in Schweden an, bei denen ich auf jeden Fall um eine Einzelmedaille kämpfen will. In der Staffel ist unser Ziel, Europameister zu werden. Und auf nationaler Ebene möchte ich mich natürlich auch behaupten und Deutscher U20-Meister über 100 und 200 Meter werden. Auf bestimmte Zeiten möchte ich mich im Hinblick auf den Sommer nicht festlegen. Ich weiß: Wenn ich gesund bleibe, dann wird es auch schnell.

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