Luminita Zaituc - „Die meisten waren skeptisch“
Die Braunschweigerin Luminita Zaituc lief in Frankfurt ihren letzten Marathon als Leistungssportlerin. leichtathletik.de hat sich mit der viertschnellsten deutschen Marathonläuferin aller Zeiten (2:26:01 h) über diesen Lauf, ihre Karriere und Zukunft nach dem Leistungssport unterhalten.
Frau Zaituc, wie war er denn nun, Ihr letzter Marathon als Leistungssportlerin?Luminita Zaituc:
Als kurz vor dem Start die Kameras auf mich gerichtet waren, hätte ich fast geweint. Aber ich habe mir gesagt, ich darf mich jetzt nicht so von meinen Gefühlen beeinflussen lassen. Auf der ersten Hälfte des Rennes war ich dann allerdings doch ganz schön beflügelt. Auf der zweiten Hälfte fiel es mir ganz schön schwer. Aber es war mein letzter Lauf. Ich wollte einfach ins Ziel kommen und habe mir gesagt, ich muss meinen inneren Schweinehund überwinden.
Wie sehr ist der WM-Marathon noch in ihrem Kopf? Dort mussten Sie frühzeitig das Rennen beenden, weil Sie eine falsche Trinkflasche erhalten hatten. Wurmt Sie das heute noch?
Luminita Zaituc:
Es ist passiert. Natürlich hat es mich richtig tief getroffen, denn es war mein Wunsch, dort zu laufen. Es war insgesamt ein schwieriges Jahr für mich, mit einem Muskelfaserriss und später auch mit dem Pech beim Ruhr-Marathon (Der Start verzögerte sich bei sehr kalten Temperaturen um eine Stunde und Luminita Zaituc gab das Rennen später auf – d. Red.). Und dann klappt es in Berlin wegen eines falschen Getränks nicht. Aber man kann nicht noch 35 Kilometer laufen, wenn man solche Probleme hat. Es hatte mich schon viel gekostet, bis Kilometer 20 zu laufen.
Wie schnell haben Sie dieses Erlebnis abgehakt?
Luminita Zaituc:
Ich hatte natürlich einen Tag, da wollte ich gar nichts machen. Aber es ist auch wichtig, zu trauern und alles raus zu lassen. Sonst schleppt man das mit sich rum. Aber dann habe ich auch gleich weiter trainiert.
Würden Sie heute, im Rückblick auf Ihre Karriere etwas anders machen?
Luminita Zaituc:
Ich denke ich habe alles richtig gemacht. Natürlich überlegt man manchmal, man hätte mit dem Marathonlauf etwas früher anfangen sollen. Aber ich war einfach erst 2001 dazu bereit, und man soll nicht etwas machen, weil es jemandem einer sagt, sondern nur, weil man es selbst will und innerlich bereit ist.
Wie kam es überhaupt zu der Entscheidung, jetzt aufzuhören?
Luminita Zaituc:
Ich mache seit 26 Jahren Leistungssport. Irgendwann muss man dann mal sagen, ‚ok es war schön, aber jetzt gehe ich es mal langsamer an‘. Das heißt nicht, dass ich mit Sport nichts mehr zu tun haben werde, sondern einfach, dass ich nicht mehr jeden Tag unbedingt zweimal auf die Laufstrecke gehen werde. Als Leistungssportler hat man Ziele, die man verfolgt. Und das konsequent. Und wenn man eine Einheit auslässt, weil man keine Lust hat, dann hat man am nächsten Tag noch weniger Lust. Jetzt werde ich mir auch einmal erlauben zu sagen, heute habe ich keine Lust.
Besonders der Einlauf in die Frankfurter Festhalle ist ja immer sehr emotional und bewegend. Sind Sie jetzt auch ein bisschen wehmütig, dass Ihre Karriere vorbei ist?
Luminita Zaituc:
Ein bisschen vielleicht. Ich war aber auch einfach froh, dass Ziel erreicht und so einen schönen Empfang erhalten zu haben. Es war ein schöner Abschiedslauf.
Mit Frankfurt verbinden Sie sicherlich auch viele Erinnerungen. Immerhin sind Sie auch ihre Bestleistung von 2:26:01 Stunden 2001 dort gelaufen.
Luminita Zaituc:
Ja, natürlich. Das war nun mein fünfter Marathonstart in Frankfurt und einmal bin ich noch in der Staffel gelaufen. Das heißt nur dreimal, seitdem ich Marathon laufe, war ich nicht am Start. Wann immer es ging bin ich in Frankfurt gelaufen. Es ist eine schnelle flache Strecke mit einem einmaligen Einlauf in die Festhalle. Es ist fast mein Zuhause – und daheim läuft man am besten.
Einmal waren Sie ja in New York.
Luminita Zaituc:
Ja, das war 2004 nach den Olympischen Spielen in Athen, die sehr spät im Jahr lagen. Ich wollte damals auch mal was anderes ausprobieren. Wenn ich es damals nicht gemacht hätte, hätte ich es nie gemacht. Es war eine schöne Erfahrung.
Viele Marathonläufer absolvieren unglaublich große Kilometer-Umfänge im Training. War das auch immer Ihre Trainings-Philosophie?
Luminita Zaituc:
Ich habe nie so große Umfänge absolviert. Ich komme von den Mittelstrecken und habe daher immer etwas weniger gemacht, aber bin dafür zügiger gelaufen. 170 bis knapp 200 Kilometer pro Wochen waren für mich immer genug. Wenn man immer einen 4er-Schnitt läuft kann man keine 250 Kilometer in der Woche laufen. Ein 5er-Schnitt wäre mir zu langsam gewesen.
Höhentrainingslager kommen ja nicht bei allen Langstreckenläufern gleich gut an. Sie sind oft in die Höhe gefahren…
Luminita Zaituc:
Ich habe es vor allem auch gemacht, weil Training oft eintönig wird, wenn man es immer in der gleichen Umgebung absolviert. Hinzu kommt, dass es im Sommer oft auch bei uns einfach zu heiß ist, um gut zu trainieren. Da hatte Training in der Höhe einfach Vorteile. Außerdem macht es einen auch härter. Mir hat es geholfen, aber das ist von Person zu Person unterschiedlich. In einem Höhentrainingslager auf Teneriffa im Jahr 2000 habe ich mich auch für den Marathon entschieden.
Wie kam es dazu?
Luminita Zaituc:
Wir haben am Berg Teide trainiert. Dort hatten wir kein Stadion, ich bin immer alleine auf einer Straße gelaufen, aber ich habe nie ihr Ende erreicht. Jeden Tag bin ich ein bisschen weiter gelaufen. Mein Trainer hat mir immer gesagt, ich solle eine Stunde laufen und ich bin immer später gekommen. Zweimal war ich zweieinhalb Stunden unterwegs und habe gemerkt, ich bin gar nicht müde und es macht mir richtig Spaß. Es war mir nicht langweilig und da habe ich meinem Trainer Dumitru Dobre gesagt, dass ich jetzt Marathon laufen will.
Und dann ging es mit dem Marathon-Training los?
Luminita Zaituc:
Nein, es war schon im April. Wir haben dann noch bis zum Herbst gewartet. Ich glaube die meisten waren sehr skeptisch, da ich ja vorher meistens 1.500 Meter gelaufen bin. Zunächst habe ich noch alles andere weiter mitgemacht. Hallen-Saison, Cross-Rennen. Das lief gut, war aber natürlich zu viel, denn ich war dann im Sommer schon richtig kaputt.
Ihren ersten Marathon sind Sie im Frühling 2001 in Hamburg als Zweite in 2:28:41 Stunden gelaufen. Im Herbst, bei ihrem zweiten Marathon, haben Sie in Frankfurt ihre bis heute gültige Bestleistung von 2:26:01 Stunden aufgestellt. Nur drei Deutsche waren jemals schneller. Denken Sie, dass diese Zeit das Maximum ist, das Sie erreichen konnten?
Luminita Zaituc:
Ich denke ich hätte noch schneller laufen können. Aber es hat sich einfach nie das Rennen dafür ergeben. Eine Zeit um 2:24 Stunden hätte ich mit Sicherheit laufen können.
Gibt es irgendeinen Moment, an den Sie besonders gerne zurückdenken?
Luminita Zaituc:
Ach, es gibt so viele. Jeder Wettkampf hatte etwas Besonderes. Auch wenn es manchmal nicht so gut lief, gab es trotzdem immer kleine, besondere Momentchen. Man nimmt überall etwas mit. Der zweite Platz bei der EM in München war natürlich schön, aber auch mein erster Sieg in Frankfurt oder andere Läufe.
Werden Sie dem Sport weiter verbunden bleiben?
Luminita Zaituc:
Natürlich. Ich werde alles weiter verfolgen und dabei bleiben, bloß nicht als Leistungssportlerin.
Ihre Laufkollegin Sabrina Mockenhaupt hat gesagt, dass Sie ihr während der WM sehr viele hilfreiche Tipps gegeben haben. Werden Sie auch in Zukunft Ihre Erfahrung noch weitergeben?
Luminita Zaituc:
Ja, das würde ich gerne. Ich kann mich mit meinen Erfahrungen ja gut in Sportler hineinversetzen. Wenn jemand meine Hilfe braucht, stehe ich gerne zur Verfügung.
Verraten Sie auch, was Sie für die nun kommende Zeit geplant haben? Luminita Zaituc:
Ich habe einige Ideen und werde mir jetzt vieles anschauen und überlegen, aber noch nichts ist fest. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich im sportlichen Bereich bleiben werde. Wenn es so weit ist, werde ich es erzählen.