Luminita Zaituc kann kämpfen
Luminita Zaituc, die Marathonläuferin der LG Braunschweig, genoss den letzten Kilometer des 32. Berlin-Marathon in vollen Zügen. Schon am Brandenburger Tor winkte sie den Zuschauern zu, und in der langen Zielgasse danach wiederholte sie das. Da hatten die Glückshormone die Oberhand über die Schmerzen errungen.
Luminita Zaituc lief in Berlin mit Kampfeswillen (Foto: Schröder)
Grund dafür gab es, denn in einem der größten Marathonläufe der Welt lag sie ungefährdet auf dem zweiten Rang. In 2:27:34 Stunden holte sie sich die 20.000 Euro für diesen Platz, doch das war wohl eher nebensächlich in dieser Minute: "Ich bin einfach glücklich über diesen Lauf, auch wenn es nichts mit einer persönlichen Bestzeit geworden ist." Diese lag seit dem Erfolg beim Frankfurter Marathon 2001 bei 2:26:01 Stunden. Eine Bestzeit war an diesem zu sonnigen Tag aber durchaus im Bereich des Möglichen. Bis 30 Kilometer lag die 1,65 Meter große und 47 Kilogramm leichte Läuferin auf 2:24-Stunden-Kurs, rund vier Minuten hinter der führenden japanischen Olympiasiegerin Mizuki Noguchi.
"Aber schon bei 15 Kilometern hatte ich gemerkt, dass sich Krämpfe in den Beinen ankündigten", erzählte Luminita Zaituc später. Und die Krämpfe kamen so richtig um die 30 Kilometer, "da musste ich auch mal kurz gehen." Doch eine Kämpferin ist sie, "das gehört eben zum Marathon".
Kein Gedanke ans Aufgeben
Aber klar war auch, dass ihr damit die gute Zeit aus den Füßen glitt. "Aber ans Aufgeben habe ich nie gedacht." Der Schreck am Fernsehbildschirm war aber für ihre Freunde groß, als in Großaufnahme übertragen wurde, wie ihr Trainer und Freund Dumitru Dobre ihre Muskulatur massierte.
"Doch nach dieser Standpause schaffte ich auch noch die letzten acht Minuten." Eine Erklärung für die Krämpfe hatte Luminita Zaituc hinterher nicht. "Vielleicht waren es doch die vielen Läufe in den beiden letzten Jahren", erklärte sie, vielleicht auch mit einem Blick auf die Japanerin Mizuki Noguchi, die ihren letzten Marathon im August 2004 in Athen bestritten hatte.
Vergleiche
Doch gerade ein Vergleich zwischen beiden bringt mehr zutage. Beide haben im Vorfeld in St. Moritz trainiert, beide vor allem hohe Umfänge absolviert. Doch, die Japanerin absolvierte bis 40 Kilometer in einem Stück, bei Luminita Zaituc waren es maximal 32 Kilometer. Und auch insgesamt kommen die Japanerinnen eben auf mehr Kilometer im Training.
Allerdings wäre es zu kurz gegriffen, wenn man nun von der Vize-Europameisterin einfach ein Aufstocken des Pensums verlangen würde. Wenn das so einfach und erfolgversprechend wäre, hätte es sie schon längst getan. Nicht vergessen sollte man zudem, dass sie im Vergleich zu der Japanerin (1,50 m/40 kg) fast ein Schwergewicht ist.
Grundlagen an der Sportschule gelegt
Erfahrung kann man der 1968 in Bukarest geborenen Athletin nicht absprechen. Mit 14 Jahren hat sie mit der Leichtathletik angefangen, "damals habe ich an der Sportschule in Deva zwölfmal pro Woche trainiert. Das war die Grundlage für meine Karriere." Es dauerte allerdings lange, ehe sie ihre "richtige Strecke" gefunden hatte.
Bei der Junioren-WM in Athen lief sie sogar einmal in der 4x400-Meter-Staffel Rumäniens, über 1500 Meter hatte sie die Qualifikation verpasst, aber da zeigte sich schon die Tendenz zu längeren Distanzen. Das wurde noch stärker, nachdem sie 1990 nach Deutschland übersiedelte. Zunächst konzentrierte sie sich auf die Mittel- und Langstrecken auf der Bahn, ließ aber auch den Cross und die Halle nicht aus. 1995 erhielt sie die deutsche Staatsbürgerschaft, seither lebt sie mit ihrem Trainer und Freund Dumitru Dobre in Hamm.
Wechsel zum Marathon
Das Aha-Erlebnis hatte sie bei einem Höhentraining:" Als ich dort mal zweieinhalb Stunden am Stück lief, kam mir der Gedanke, dass ich es auch mal beim Marathon versuchen könnte." Gedacht, getan. 2001 gab sie ihr Debüt beim Frankfurt-Marathon, mit 2:26:01 Stunden gewann sie. Den größten internationalen Erfolg sicherte sie sich ein Jahr später mit der Silbermedaille im Marathon bei den Europameisterschaften in München. Im olympischen Hitzemarathon von Athen 2004 kämpfte sie sich auf einen 18. Rang durch, und im gleichen Jahr sicherte sie sich beim New-York-Marathon einen beachtlichen sechsten Platz.
Nach der Kraftanstrengung beim Berlin-Marathon meinte sie: "Jetzt brauche ich erstmal ein wenig Ruhe, seit zwei Jahren habe ich keine Pause mehr gehabt."
Aber für das Jahr 2006 setzte sich Luminiza Zaituc schon das Ziel: "Ich werde bei den Europameisterschaften in Göteborg den Marathon bestreiten, schließlich habe ich eine Medaille zu verteidigen." Und Medaillen scheinen für die 36-Jährige sowieso mehr Glanz als allein der schnöde Mammon zu haben. Das bringt ihr bei der zahlreichen Anhängerschar noch mehr Sympathien ein.