Luxusproblem im Weitsprung
Vier Springer, aber nur drei Tickets. So simpel ist die Regel, so schmerzhaft sind ihre Konsequenzen für Weitspringer Oliver Koenig. Der Münchener verzückte bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften die 3.000 Zuschauer in der Arena Leipzig mit einem Sprung auf 7,92 Meter, sein Jubel übertönte selbst den Hallensprecher. Doch lange sollte dieser Überschwang nicht währen.
Mit seinem Satz auf 7,92 Meter übertraf er nicht nur die Norm für die Hallen-Europameisterschaften in Turin (Italien; 6. bis 8. März), sondern auch Christoph Stolz. Der Wolfsburger hatte in seinem zweiten Versuch erstmals dieses Jahr 7,90 Meter geknackt, das Ticket nach Turin war für Oliver Koenig zum Greifen nah.Doch Christoph Stolz schlug zurück. Als der Hallensprecher den bis dato auf Platz vier rangierenden Wolfsburger vor seinem letzten Sprung als „Lucky Looser“ ankündigte, schüttelte dieser vehement mit dem Kopf. „Ich wollte nicht schon wieder im Mittelfeld landen. Ich wollte nach Turin“, erklärte der 29-Jährige sein Selbstbewusstsein.
Pleiten, Pech und Pannen
Dabei stand die Vorbereitung von Christoph Stolz auf diese Meisterschaften unter einem denkbar ungünstigen Stern. „Bis Weihnachten habe ich wirklich gut trainiert, alles stimmte.“ Was dann kam, gehört in die Kategorie Pleiten, Pech und Pannen. Kurz nach Weihnachten riss ein Muskel im Adduktorenbereich. „Fünf Wochen hat mich das gekostet.“ Eine halbe Woche war er erst wieder im Training, dann legte ihn ein grippaler Infekt lahm. „Eine Woche habe ich seit Weihnachten effektiv trainiere können.“
Dass eine schlechte Vorbereitung zur Erfüllung von Träumen kein Hindernis sein muss, bewies Christoph Stolz den 3.000 Zuschauern und vor allem sich selbst. 8,01 Meter zauberte er im letzten Versuch in die Weitsprunggrube. Der Lohn: Silber und der Fahrschein nach Turin.
Blech für Oliver Koenig
Der Leidtragende war Oliver Koenig. Der Papierform nach ist er mit Platz vier und 7,92 Metern bei der Hallen-EM nicht dabei. Doch der Geschlagene konnte der Niederlage auch etwas Positives abgewinnen. „Ich bin wieder voll dabei. Nach meiner Knie-Operation im Oktober 2007, konnte ich im letzten Jahr nur sprinten.“
Dass er ein Meisterschaftsspringer aus dem Bilderbuch ist, bewies abermals Sebastian Bayer. Der Neu-Bremer sprang mit 8,13 Metern nicht nur persönliche Bestleistung und zur Goldmedaille. Die Weite bedeutete auch Platz drei der aktuellen Weltbestenliste und Platz drei der ewigen deutschen Hallen-Bestenliste. Turin kann kommen.