Malaga - DLV-Frauen Fünfte, Männer nur Achte
Die deutsche Mannschaft konnte am zweiten Tag des Europacups in Malaga (Spanien) keine Trendwende mehr herbeiführen. Die Frauen landeten am Ende mit 93 Punkten auf Platz fünf, die Männer mit ihrerseits 86,5 Zählern gar nur auf einem achten und vorletzten Rang. Die Franzosen (118) und die Russinnen (155), die sich zum zehnten Mal in Folge durchsetzten, gewannen die Gesamtwertung.
Am Ende jubelte Frankreich (Foto: Möldner)
Im DLV-Lager überwogen auch am Donnerstag die Enttäuschungen. Kugelstoßerin Petra Lammert, die Garantin für den zweiten Einzelsieg nach Franka Dietzsch war, und Hürdensprinterin Kirsten Bolm waren die beiden einzigen echten Lichtblicke. In der Summe blieb das schwächste gesamtdeutsche Europacup-Ergebnis überhaupt. Der Abstieg der als Titelverteidiger angetretenen Männer wird dadurch verhindert, dass Deutschland im nächsten Jahr mit München Gastgeber des Europacups ist.Entsprechend klare Worte fand auch Jürgen Mallow, Leitender Bundestrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV): "Es gibt nichts zu beschönigen, es war enttäuschend. So schlecht hat sich die deutsche Leichtathletik noch nie bei einem Europacup dargestellt. Wenn unsere Asse nicht stechen, bleibt nicht viel!"
Probleme zogen sich aus deutscher Sicht durch viele der Einzelwettkämpfe. Achillesfersenprobleme etwa beklagte Hallen-Europameister Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg; 21,17 sec) nach seinem neunten und letzten Platz über 200 Meter, auf denen sich wie im Vorjahr der Brite Christian Malcom (20,29 sec) behauptete.
René Herms Sechster
In einen Zweikampf mit der neben ihr laufenden Hochsprung-WM-Dritten Emma Green fand sich die Dortmunderin Birgit Rockmeier bei den Frauen verwickelt. Und die Schwedin zeigte, wie sehr sie beißen kann, sie streckte sich mit dem Oberkörper ins Ziel und holte sich so die Hundertstel, die bei 23,02 Sekunden, eine persönliche Bestzeit, zu ihren Gunsten entscheiden und ihr Platz fünf einbringen sollte. Ihr eigenes Rennen lief von Bahn eins aus die siegreiche Russin Olga Zaytseva (22,73 sec).
Nicht um die vorderen Plätze konnte der Pirnaer René Herms (1:47,53 min; 6. Rang) in einem 800-Meter-Rennen, in dem ein ordentliches, aber kein schnelles Tempo vorgegeben wurde, mitkämpfen. Seine Taktik ging nicht auf. Der Spanier Juan de Dios Jurado (1:46,00 min) bescherte den Gastgebern den ersten Sieg der Veranstaltung, dem aber weitere folgen sollten.
Antje Möldner machte auf den 1.500 Metern lange Zeit die Führungsarbeit. Als dann aber die Konkurrenz eingangs der letzten Runde das Tempo deutlich erhöhte, konnte die Potsdamerin, die letztlich nach 4:17,95 Minuten als Sechste ankam, nicht dagegenhalten. Yuliya Chizhenko (Russland; 4:14,39 min) feierte den erwarteten Sieg.
Kirsten Bolm gut erholt
Mit den Plätzen vier und fünf beendeten die Wattenscheider Jan Fitschen (8:30,12 min) und Irina Mikitenko (16:30,89 min) die Rennen über 3.000 und 5.000 Meter, die der Spanier Sergio Gallardo (8:27,78 min) und die Russin Liliya Shobukhova (16:18,23 min) für sich entschieden. Sie konnten damit auch keine Überraschung zugunsten des deutschen Teams mehr herbeiführen.
Weltmeister Ladji Doucoure war auf den 110 Meter Hürden nicht zu gefährden. Der Franzose lief sich in 13,27 Sekunden bei Gegenwind einen ungefährdeten Sieg heraus. Der Leipziger Thomas Blaschek (13,67 sec) bekam von der Konkurrenz als Fünfter noch Reserven aufgezeigt.
Gut erholt von ihrer Virusinfektion präsentierte sich dagegen im Hürdensprint der Frauen Kirsten Bolm. Unmittelbar neben der Hallen-Europameisterin Susanna Kallur (Schweden; 12,69 sec) laufend, hätte sie mit einer Zeit von 12,74 Sekunden, es war eine Saisonbestleistung für die Mannheimerin, der Skandinavierin fast noch den Sieg weggeschnappt.
Claudia Tonn unter Wert
Lange Zeit lief der Tübinger Filmon Ghirmai über 3.000 Meter Hindernis tapfer an der Spitze mit. In der Schlussphase konnte er allerdings nicht mehr mit den Schnellsten um den Spanier Antonio David Jimenez (8:25,59 min) mithalten und kam so über Platz sechs in 8:35,36 Minuten nicht hinaus.
Vier Tage nach ihrem starken Auftritt beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen konnte Claudia Tonn (LC Paderborn) der europäischen Gegnerschaft im Weitsprung nur 6,19 Meter entgegensetzen, mit denen ihr die "rote Laterne" blieb. Die Russin Tatyana Kotova (6,67 m) setzte sich im Kampf um den Sieg gegen die Ex-Weltmeisterin Eunice Barber (Frankreich; 6,61 m) durch.
Obwohl er die 16 Meter, die bestenfalls das Tor zur nationalen Spitze bedeuten, um einen Zentimeter verfehlte und ihm ein satter Meter zum Sieger Fabrizio Donato (Italien) fehlte, kam der Berliner Dreispringer Thomas Moede auf Platz fünf.
"Salto Nullo" von Lars Börgeling
Im Frauen-Hochsprung holte die Weltmeisterin Kajsa Bergqvist mit 1,97 Metern die erwarteten neun Punkte für Schweden. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten präsentierte sich die erst 20 Jahre alte Leverkusenerin Julia Hartmann (1,89 m) als Fünfte. Knapp setzte sie sich um einen Rang gegen die höhengleiche Regensburgerin Melanie Skotnik, die für Frankreich am Start war, durch.
Mit seinem Mut zum Risiko bestrafte der Vize-Europameister Lars Börgeling seine Mannschaft. Erst bei 5,55 Metern eingestiegen, lieferte er dort wie schon bei der Weltmeisterschaft im letzten Jahr in Helsinki (Finnland) den gefürchteten "Salto Nullo" ab. Dabei war der Leverkusener hochmotiviert in den Wettkampf gegangen und wollte ursprünglich einen der ersten beide Plätze erkämpfen. Besser als der Deutsche machte es der Franzose Romain Mesnil, der bereits bei 5,25 Metern eröffnete und am Ende als einziger aller Springer 5,70 Meter überflog.
Sieg für Petra Lammert
Der deutsche Aktivposten war am zweiten Tag zweifelsfrei die Kugelstoßerin Petra Lammert (SC Neubrandenburg), die ihrem Wettkampf mit 19,36 Metern gewann (siehe gesonderte Meldung).
Die deutsche Rekordhalterin Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) enttäuschte hingegen im Hammerwerfen, das die Russin Tatyana Lysenko (76,50 m) überlegen gewann, mit vier ungültigen Versuchen (siehe gesonderte Meldung), was null Punkten gleichkam.
Der Pole Piotr Malachowski gewann mit einem neuen Landesrekord (66,21 m) im Diskusring die Oberhand gegen den Chemnitzer Lars Riedel (63,47 m), der nach seinem ersten Versuch keine Steigerung mehr anbieten konnte.
Sprinterinnen um Rehabilitation bemüht
Mit dem Finnen Tero Pitkämäki (85,30 m) und dem Russen Sergey Makarov (82,43 m) als einzige 80-Meter-Werfer ging die Speerwurf-Konkurrenz zu Ende. Der Sindelfinger Stefan Wenk hatte im dritten Durchgang mit 76,98 Metern seinen besten Wurf, womit er seine bisherigen Saisonleistungen nicht bestätigen konnte.
Auch die deutschen 4x400-Meter-Staffeln, die auf den Plätzen vier (Frauen; 3:28,86 min) und sechs (Männer; 3:06,91 min) ankamen, waren nicht vom Glück verfolgt. Der Wattenscheider Bastian Swillims fiel ganz kurzfristig aufgrund einer Verletzung aus, so dass René Herms als Schlussläufer einspringen musste. Das Männerrennen war von einer großen Spannung geprägt, denn die Franzosen holten sich dort noch mit ihrem Erfolg in 3:03,69 Minuten den Gesamtsieg. Bei den Frauen waren die Russinnen (3:23,51 min) nicht zu stoppen.
Um Rehabilitation bemühte sich die deutsche Sprintstaffel der Frauen, die am ersten Tag disqualifiziert wurde. Im B-Lauf, der Zugabe am Donnerstag, kamen Katja Wakan, Marion Wagner, Birgit Rockmeier und Verena Sailer in 43,53 Sekunden zu einem guten zweiten Platz hinter Russland (42,97 sec). Punkte gab es dafür keine mehr, aber zumindest die Gewissheit, wie schon vor eineinhalb Wochen in Regensburg unter der geforderten EM-Norm (43,70 sec) geblieben zu sein.
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