Julia Mächtig - Ein weiteres Mehrkampf-Juwel
Bei Julia Mächtig kommen so manche Leichtathletik-Experten ins Schwärmen. Nicht nur, weil sie groß (und blond) ist und damit die optimalen Voraussetzungen für den Siebenkampf mitbringt. Sie ist auch ein absoluter Wettkampftyp und zeigt Leistung, wenn es darauf ankommt.
Julia Mächtig ist jetzt bei der U20-EM in Kaunas eine DLV-Hoffnung (Foto: Gantenberg)
Beim erdgas DLV-Mehrkampf-Meeting in Ratingen gab es im Juni wieder so einen Zeitpunkt, wo es darauf ankam, und die Neubrandenburgerin trumpfte auf. Mit 5.777 Punkten knackte die 19-Jährige nicht nur locker die Norm für die nun anstehenden U20-Europameisterschaft in Kaunas, sie verbesserte sich gleichzeitig um rund 100 Punkte gegenüber ihrem bisher besten Mehrkampf. Der fand in Grosseto bei der Junioren-WM im letzten Jahr statt. Mit ihrer Punktzahl avancierte die 1,87 Meter große Athletin auch noch zur Mitfavoritin auf die Goldmedaille bei der Nachwuchs-EM. "Ich möchte auf jeden Fall eine Medaille gewinnen", sagte Julia Mächtig nach ihrem tollen Auftritt in Ratingen.
Am ersten Tag waren gleich drei Bestleistungen fällig: 1,79 Meter im Hochsprung in strömendem Regen, 13,24 Meter im Kugelstoßen und 25,13 Sekunden über 200 m. "Außer bei den Hürden kann ich mit den anderen ganz gut mitmischen", sagt die Dritte der Junioren-WM bescheiden.
Mehrkämpferin der Zukunft
Ihr Trainer, Klaus Baarck, sieht in ihr sein größtes Juwel. "Julia ist die Mehrkämpferin der Zukunft", schwärmt der Bundestrainer für die Frauen im DLV. Denn für ihren Auftritt in Ratingen hatte sie beileibe keine optimale Vorbereitung.
Zum einen baute sie ihr Abi in den letzten Monaten, zum zweiten zwang sie eine hartnäckige Knieverletzung zu reduziertem Umfang. "Jetzt habe ich keinen Stress mehr und meine Verletzung habe ich auch im Griff", sagt Julia Mächtig.
Dennoch steht jetzt schon fest: "Nach der Saison muss ich operiert werden, da sich die Knieverletzung als Meniskusriss entpuppt hat. Aber sie behindert mich nicht, deshalb war die Junioren-EM nicht gefährdet", erklärt die Neubrandenburgerin, die vor fünf Jahren von Rostock in ihrer neue Heimat kam.
Vorsicht geboten
Sie muss nur aufpassen, dass sie keinen falschen Schritt macht, das könnte schwerwiegende Folgen haben. Kaunas will sie noch durchhalten, schließlich winkt eine Medaille, wenn alles gut läuft.
Wenn Julia Mächtig über ihre Anfänge erzählt, muss sie schmunzeln. "Damals hatte ich von vielen Dingen noch gar keine Ahnung und Kugelstoßen und Speerwerfen noch nie gemacht", erinnert sich die 19-Jährige.
Das hat sich nachhaltig geändert. Schon 2003 war sie bei der U18-WM in Sherbrooke, 2004 folgte Bronze bei der Junioren-WM und in dieser Woche soll der nächste Erfolg fällig sein.
Vor Ratingen war sie in dieser Freiluftsaison noch nicht aufgetaucht, sie setzte alle Hoffnungen auf Ratingen und gewann auf allen Ebenen. "Sie ist ein sehr ausgeglichener Typ", sagt Klaus Baarck über seine junge Hoffnung, die im Internat in Neubrandenburg wohnt.
Trumpfkarte Sport
Nach dem Abitur setzt sie voll auf Sport. Am 1. Oktober wird sie bei der Bundeswehr anfangen und kommt in die Sportfördergruppe, ganz wie ihre Vereinskollegin Sonja Kesselschläger.
"Das ist das Beste für den Sport", sagt Julia Mächtig. Schließlich will sie mal ganz oben landen. Klaus Baarck beschreibt seine Athletin als "kumpelhaften, bescheidenen und äußerst ruhigen Typ. "Aber sie weiß genau, was sie will, ist ein sehr selbständiger Mensch.
Schon mit 15 ging sie von zuhause weg, um im Sport in der Mehrkampfhochburg Neubrandenburg Fuß zu fassen. Dort werden Siebenkampferfolge am Fließband gefeiert. Sonja Kesselschläger hat sich für die WM qualifiziert, Maren Schwerdtner ist ebenso wie Julia Mächtig von Hannover zu Klaus Baarck gewechselt und war jetzt bei der U23-EM dabei.
Vorliebe Weitsprung
Und Julia Mächtig hat Ambitionen in Kaunas. Sie scheint auf dem besten Weg dazu zu sein. Außerdem macht ihr der Siebenkampf großen Spaß. "Meine Lieblingsdisziplin ist der Weitsprung", sagt die Allrounderin. Da hat sie auch schon eine Weite von 6,38 Meter in der Halle stehen.
Zuhause trainiert sie mit der Olympia-Sechsten Sonja Kesselschläger und Maren Schwerdtner, die letzte Woche in Erfurt mit 5.641 Punkten U23-EM-Siebte wurde, zusammen.
Die Mädels sind eine richtig gute Truppe. Sonja Kesselschläger hat dabei die Vorbildfunktion übernommen. Sie hat die größte internationale Erfahrung. "Von Sonja kann ich viel lernen, sie gibt mir viele Tipps", schwärmt Julia Mächtig.
Edelmetallchance Kaunas
In Ratingen musste die Junge allerdings die Erfahrene trösten, denn Sonja Kesselschläger hatte sich beim Hürdensprint am Sitzbein verletzt und wollte nichts riskieren, stoppte nach dem Kugelstoßen. So ärgerlich es für die 27-Jährige war, zusehen zu müssen - ihre junge Vereinskollegin hat sie gut vertreten.
Und es war sicher noch nicht ihr letztes Wort. Die Fortsetzung folgt hoffentlich jetzt in Litauen. Da will sie ganz vorne mitmischen und ihrer Medaille von Grosseto das nächste Edelmetall hinzufügen. Man kann nur hoffen, dass ihr Knie hält. Denn alles andere stimmt.