| Interview

Malaika Mihambo: „Perfekten Sprung für die WM aufgehoben“

Am kommenden Donnerstag steigen die deutschen Weitspringerinnen bei der WM in Peking (China) in den Wettkampf ein. Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), EM-Vierte von 2014 und aktuelle U23-Europameisterin, sprach vor ihrem Abflug nach China im Sporthilfe-Interview über ihre WM-Ziele, über die mentale Komponente im Weitsprung und über die Wahl zum „Sport-Stipendiat des Jahres“.
pm/sim

Malaika Mihambo, mit welchen Zielen fliegen Sie zur WM?

Malaika Mihambo:

 

Natürlich will ich ins Finale, aber erstmal wird die Quali eine besondere Hürde. Die Saison lief bisher zwar ganz gut, in drei Wettkämpfen bin ich im ersten Versuch direkt über 6,70 Meter gesprungen. Auf der anderen Seite habe ich die großen Weiten wie 2014 in dieser Saison noch nicht geschafft. Und das gibt einem natürlich ein ganz anderes Selbstbewusstsein, wenn früh in der Saison große Weiten da stehen. Es gab aber auch dieses Jahr noch keinen Wettkampf, bei dem alles gestimmt hat. Wäre natürlich schön, wenn ich mir den perfekten Sprung für die WM aufgehoben habe.

Nicht ganz so gut lief es bei der WM-Generalprobe, bei den Deutschen Meisterschaften vor gut drei Wochen in Nürnberg. 6,22 Meter und Platz neun, manche Medien sprachen von einem „kleinen Debakel“.

Malaika Mihambo:

Es war wirklich kein guter Wettkampf von mir. Ich war mental nicht auf den Punkt genau fixiert und habe dann auch innerhalb des Wettkampfs nicht geschafft, das zu ändern. Nicht mal das Feedback von meinem Trainer konnte ich an diesem Tag richtig umsetzen. In der Art ist mir das bisher noch nicht passiert. Körperlich hatte ich mich eigentlich gut gefühlt.

Wieviel macht das Mentale beim Weitsprung aus?

Malaika Mihambo:

Mehr als die Hälfte. Wenn man nicht mit dem Kopf dabei ist, den Fokus hat und behält, dann wird es nichts. Körperliche Beschwerden oder wenn der Anlauf nicht ganz stimmt, kann man besser ausgleichen. Deshalb habe ich mir ein paar Techniken erarbeitet, wie sich beispielsweise auf die Atmung zu konzentrieren, um das Drumherum auszublenden. Die Schwierigkeit dabei ist jedoch, dass sich die Situation bei Wettkämpfen jedes Mal anders anfühlt. Würden immer die gleichen Problemmuster auftreten, wäre es einfacher, Lösungen zu finden.

Seit dem vergangenen Jahr sind Sie unter anderem durch den vierten Platz bei der EM einer der Shootingstars der deutschen Leichtathletik, waren zuletzt auch auf dem Werbeplakat für die Deutschen Meisterschaften und wurden für Ihre parallelen Leistungen in Sport und Studium als „Sport-Stipendiat des Jahres 2014“ ausgezeichnet. Empfinden Sie diese vermehrte Aufmerksamkeit um Ihre Person als Druck oder motiviert Sie das zusätzlich?

Malaika Mihambo:

Dass ich das „DM-Gesicht“ war, wie manche im Vorfeld sagten, hat mich nicht beeinflusst. Das Fotoshooting dafür war bereits im Oktober gewesen, das liegt für mich schon weit zurück. Motiviert hat mich jedoch die Auszeichnung als „Sport-Stipendiat des Jahres“, darüber bin ich sehr glücklich und immer noch stolz. Es ist eine große Ehre, unter so vielen ausgewählt worden zu sein. Es bestärkt mich in dem, was ich mache, nämlich neben dem Sport eine berufliche Ausbildung auf hohem Niveau zu erlangen.

Aktuell läuft die diesjährige Wahl auf www.sportstipendiat.de. Haben Sie schon für Ihren Nachfolger oder Nachfolgerin abgestimmt?

Malaika Mihambo:

Selbstverständlich, ich verrate aber natürlich nicht, für wen. Leicht ist es mir ohnehin nicht gefallen, mich zu entscheiden, denn alle fünf sind tolle Kandidaten. Jeder hat es in meinen Augen verdient. Ich kann alle Sportbegeisterten deshalb nur auffordern, sich deren Geschichten mal anzuschauen – und natürlich abzustimmen. Denn parallel zum Spitzensport zu studieren, ist nicht immer einfach, und da ist es schön, wenn die Leistung auch honoriert wird.

Wie lief es denn bei Ihnen im Studium in den letzten Monaten?

Malaika Mihambo:

Ich bin sehr zufrieden, auch mit den Noten, und inzwischen habe ich die meisten Module abgeschlossen. Zusätzlich mache ich zurzeit noch ein Pflichtpraktikum im Oftersheimer Rathaus – zweimal pro Woche. Dass das Studium so gut neben dem Sport klappt, verdanke ich auch der Unterstützung durch die Sporthilfe. Die Verdopplung meines Stipendiums durch die Wahl zum Sport-Stipendiat hilft da natürlich entscheidend. Denn nebenher noch zu arbeiten, wäre einfach nicht drin. Nach der WM kann ich dann mit meiner Bachelorarbeit beginnen, so dass ich voraussichtlich noch dieses Jahr mit meinem Studium fertig werde. Anschließend will ich dann aber noch meinen Master in „Internationale Beziehungen“ machen – wenn auch vielleicht nicht direkt im Anschluss, eventuell gönne ich mir eine kleine Studienauszeit.

Weil Sie die Olympischen Spiele in Rio des Janeiro im Blick haben?

Malaika Mihambo:

Teilnehmen will ich natürlich. Auch wenn ich noch keine klare Vorstellung davon habe – ich war ja noch nie dabei –, was mich bei den Spielen genau erwarten würde, ist das natürlich ein Traum. Es ist das Größte für einen Sportler. Auf der anderen Seite bin ich sehr gegenwartsorientiert. Ich bin im Hier und Jetzt – und jetzt stehen erstmal die Weltmeisterschaften an.

Zum Abschluss noch eine Frage mit Augenzwinkern: Malaika heißt auch die Tochter von Dirk Nowitzki. Ist er ein Fan von Ihnen oder Sie von ihm?

Malaika Mihambo:

Ich nehme mal an, dass seine Tochter jünger ist als ich, also denke ich, eher er von mir. (lacht). Vielleicht wird sie ja auch mal Basketballerin und springt dann ganz weit und hoch.

Quelle: Deutsche Sporthilfe

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