Malaika Mihambo - Sprung in neue Dimensionen
Leichtfüßig, sprunggewaltig und verblüffend konstant: Weitspringerin Malaika Mihambo von der LG Kurpfalz lieferte am Samstag in Weinheim den bisher stärksten Wettkampf ihrer Karriere ab. Mit einem windunterstützten Satz auf 6,80 Meter stellte die 19-Jährige selbst die Leistungen der starken Frauen-Konkurrenz in den Schatten.

Als Thomas Geißler, Meeting-Direktor und Stadionsprecher, ihre Weite verkündete, schlug sie die Hände vors Gesicht und schüttelte ungläubig den Kopf. 6,59 Meter: Freiluft-Bestmarke um 19 Zentimeter gesteigert, Norm für die U20-EM in Rieti (Italien; 18. bis 21. Juli) abgehakt – und das sollte erst der Anfang sein!
Gleich im zweiten Versuch setzte sie bei perfektem Rückenwind von zwei Metern pro Sekunde noch zwei Zentimeter drauf. Auch der letzte Sprung war mit 6,59 Metern stark. Die Krönung gelang Malaika Mihambo aber in Runde fünf. Da flog sie mit Hilfe von 2,5 Metern pro Sekunde Rückenwind auf 6,80 Meter. Ein echtes Ausrufungszeichen, auch wenn die Weite nicht in die offiziellen Bestenlisten eingehen wird. Zur Orientierung: Für die Teilnahme an der WM in Moskau (Russland) sind von den deutschen Frauen 6,75 Meter gefordert.
Auf den Spuren von Lena Malkus
Die Leistung der 19-Jährigen weckt Erinnerungen an die U20-Weltmeisterschaften in Barcelona (Spanien) im vergangenen Jahr. Dort war es Lena Malkus, die mit ebenfalls windunterstützten 6,80 Metern (+2,7 m/sec) auf den Silberrang flog.
Die Münsteranerin hat als U20-Vize-Weltmeisterin und U20-Europameisterin im Nachwuchsbereich große Fußstapfen hinterlassen. Malaika Mihambo, die zu den eleganten und leichtfüßigen Springerinnen zählt, hat das Potenzial, in diese Fußstapfen zu treten.
Gute Saison-Vorbereitung
Die Voraussetzungen sind jedenfalls deutlich besser als noch im Vorjahr. Da konnte sie verletzungsbedingt nur einen Qualifikations-Wettkampf bestreiten und verpasste bei der U20-WM nach langwierigen Diskussionen um ihre Nominierung den Sprung ins Finale.
In diesem Sommer kann Malaika Mihambo verkünden: „In der Vorbereitung lief alles gut!“ Trainingslager in Freiburg und auf Teneriffa brachten die Form, die sie in Weinheim unter Beweis stellte. „Mit dieser Leistung hatte ich gar nicht gerechnet“, erklärt sie dennoch – schließlich war ihr Saison-Auftakt zwei Wochen zuvor an selber Stelle mit 6,18 Metern vergleichsweise mäßig verlaufen.
Im Training habe sie nicht auf die Weiten geachtet, sich auch nicht mit den anderen deutschen Athletinnen verglichen, die zeitgleich auf Teneriffa trainierten. Vielleicht hätte sie da schon festgestellt, dass sie ein Pfund drauf hat. Denn Michelle Weitzel (SWC Regensburg), Lena Malkus und Melanie Bauschke (LG Nike Berlin) blieben in Weinheim mit regulären Weiten von 6,57, 6,54 und 6,50 Metern im parallel stattfindenden Frauen-Wettbewerb hinter der Leistung von Malaika Mihambo zurück.
Konstanz muss sich entwickeln
„Das dauert noch, bis sich das festigt“, sagt Malaika Mihambo und bremst damit allzu große Euphorie. „Ich glaube nicht, dass das jetzt immer so weiter geht.“ Auch im Hinblick auf den Saison-Höhepunkt, die U20-EM in Rieti, bleibt sie zurückhaltend: „Wichtig ist, dass ich mich nicht verletze.“
Zuletzt musste sie aufgrund einer Oberschenkel-Zerrung auf die Hallensaison verzichten, auch im Vorjahr lief es nicht rund – sie weiß also, wovon sie redet. Gut, dass sie Ablenkung hat, wenn es im Sport mal nicht so läuft. Seit dem Wintersemester 2012 studiert sie in Mannheim Politikwissenschaften und VWL und hat ihre ersten Klausuren erfolgreich hinter sich gebracht.
Aufgrund des vollen Terminkalenders in der Sommersaison hat sie nun einige Prüfungen auf August geschoben. „Ich habe gemerkt, dass ich in VWL noch mehr üben muss“, sagt sie lachend. Auch im Sport geht das Üben weiter, die nächste „Prüfung“ steht am 30. Mai beim Springer-Meeting in Wesel bevor. Dort hat sie bei ihrem letzten Auftritt 2011 mit 6,29 Metern den U20-Wettbewerb gewonnen – vor Lena Malkus. Die wurde dann wenig später U20-Europameisterin.
Video: Malaika Mihambo überzeugt im U20-Weitsprung